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399

[No. 271—272]

400

Hand, wahrscheinlich der des Künstlers, eingehauenen
Hexameters sind eleisch, wogegen die Dedikationsinschrist
der Sprache nach chalkidisch ist, ihr Alphabet aber das
seit Anaxilas durch ionische Einwirkung modifizierte
ältere chalkidische. Von den Entwickelungsstusen des-'
selben, wie sie die Münzen von Rhegion veranschaulichen,
haben wir hier eine der jüngsten vor uns. Denn ausser
dem Η als Vokalzeichen haben hier auch die asiatisch-
ionischen Formen des Gamma und Lambda bereits die
alten chalkidischen verdrängt. Die einzigen Unterschiede
von der späteren, rein ionischen Schrift sind die Ver-
wendung des Ο auch für den langen Vokal und die
Gestalt des Rho. Bechtel weist darauf hin, dass bis

415 v. Chr. aus den Münzen von Rhegion (Catalogue
os the British Museum, Italy p. 373 sf.) die alten chal-
kidischen Zeichen noch die Oberhand behalten. Erst nach
dieser Zeit verschwinden dieselben, auch das sür Rho,
völlig, wogegen sich die Verwendung des Ο sür den
langen Vokal noch eine Zeit lang hält. Danach wird
man unsere Inschrist etwa zwischen 420 und 410 v. Chr.
setzen dürsen. Der Name des eleischen Bildhauers Ζ. 1
muss bei Pausanias verschrieben sein. Denn dass die
archaische Sitte, die Gemination in der Schrist nicht
auszudrücken (s. No. 164, 5 und die Anmerkung zu
No. 252) hier nicht in Frage kommt, zeigt das Metrum.

272. Zwei Fragmente einer Säule aus pari-
schem Marmor mit 16 ionischen Cannelüren. α o,66
lang, 0,295 (unten) bis 0,26 (oben) Durchmesser. Inv. 405.
Gefunden 10. Mai 1878, in spätem Mauerwerk 8 Meter
östlch von der Nord-Ostecke der Palästra. b 0,165 lang,
0,145 breit mit drei Cannelüren erhalten. Inv. 978. Ge-
funden 20. November 1880 unter den Steinen im Werten
des Pelopion. Die Säule ist durch roh eingehauene
Löcher gewaltsam zersprengt worden; zwei solche sind
am Ende der mittleren Schriftcannelüre des Hauptstückes
sichtbar, der Rest eines anderen am linken Bruch vor
der ersten Zeile des kleinen Fragments, welche daher
vermutlich als die Fortsetzung jener zu betrachten ist;

die Brüche passen nicht unmittelbar an einander. — Frag-
ment α allein herausgegeben nach R.Weil's Abschrist von
A. Kirchhof!, Arch. Zeitung XXXVI (1878) S. 143 No. 192,
Taf 19, 6 (danach G. Kaibel, Rh. Mus. XXXIV (1879) S.212
No. 1098a. Roehl I. G. A. p. 3 No. 12). b nach eigener
Abschrift von Purgold, Arch. Zeitung XXXIX (1881) S. 86
No. 388. Nach Abklatsch sacsimiliert von Roehl, I. G A.
Add. p. 169. (Beide Stücke zusammen bei Roehl, Imagines
p. 66 No. 3. E. Loewy, Inschristen griech. Bildhauer S. 21
No. 25. P. Cauer, Delectus Inscr. Gr. ed. 2 p. 90 No. 134.
E. S. Roberts, Introduction to Greek Epigraphy I p. 138
No. 113 ε. Ε. Hoffmann, Sylloge epigr. Gr. p. 162
No. 319.) — Beide sacsimiliert von Purgold.


QpaTVixaycv 7r«7ö=c του Μα}.ιου __u u___±l
τω Αι Ααιαλκος και __^γ^τ — |Λ£ [aviByxav]
<γοοφων Ιττοιει Μαλιο? Κα^/ω[„ κλ]-/ί.
Den metrischen Charakter der Inschrist hat Kaibel
zuerst erkannt. Dass V. 1 ein Hexameter, V. 3 ein iambi-
scher Trimeter ist, sleht fest; dagegen könnte V. 2, der
hier als Hexameter dargestellt ist, auch ein Pentameter
sein, wie Roehl durch die Ergänzung rä Δι Ααίαλκον
[και ^,τξατοκ?Ύΐ] μζ [aviSrsv] veranschaulicht. Das Alphabet
ist im allgemeinen das von Melos in der Gestalt, die es
von den Perserkriegen bis zur Katastrophe des Jahres 416
v. Chr. gehabt hat. Doch unterscheidet es lieh von jenem
durch Niehtunterfcheidung der verschiedenen Ο-Laute,
durch Beibehaltung des ®, während aus Melos selbst
schon in der vorhergehenden Periode Ο geschrieben wird,
und durch die eigentümliche Gestalt des Gamma, die
den melifchen Schristdenkmälern überhaupt sremd ist.
Dieser Umstand ist nicht erklärt; denn die Hypothese
Roehl's, dass Thrafymachos und seine Söhne 416 v. Chr.

nach Megara ausgewandert seien und von dort aus das
Anathem in Olympia dediziert hätten, welches daher eine
Mischung von melischer und megarischer Schrist zeige, ist
in mehrsacher Hinsicht bedenklich (s. Kirchhoff, Studien
zur Gesehichte des griech. Alphabets, 4 Ausl. S.74 Anm.i).
Z. 3 ist <yf όφωκ sicher Participium wie aus der älteren
melischen Säule I. G. A. p. 116 No. 412. Das Verbum
scheint anzudeuten, dasz die Säulen nicht plaftische Kunft-
werke, sondern Gemälde trugen; sreilich kommt es auch
in weiterem Sinne vor; vergl. I. G A. p. 124 No. 474:
.......«ωχ εγραφί μι. Die Ergänzung des Namens
Κ«/3[ειοοκλ]^, die Roehl vorschlägt, ist um so weniger
anzunehmen, als die AuffasTung des letzten vor der
Lücke erhaltenen Buchftabens als Beta dadurch ausge-
schlossen wird, dass dies Zeichen rechts oben dicht am
Bruch noch sicher als beendet zu erkennen ist; es ist
augenicheinlich als ein etwas unregelmässig geftelltes
Gamma zu betrachten, aus welches am Bruch noch ein
gerundeter Buchstabe, also O, solgt.
 
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