j seinem Günstlinge zu machen hatte, bestand darin, daß er ihm
! das Kompliment von Sr. Durchlaucht nochmals wiederholte,
l das er ihm vor zwei und einer halben Stunde durch einen
! Lakaien hatte sagen lassen. Zur großen Verwunderung des
Herrn Barons von Wollhaupt ward es sehr zerstreut ausge-
nommen , gerade wie früher. Excellenz hatten sich eigens mit
der Absicht herbemüht und die frohe Botschaft wiederholt, um
Augenzeuge von des Kochs sanfter Rührung und loyaler Freude
zu sein. Schreckliche Enttäuschung! Darauf fragte der gnt-
müthige Graukopf in schonender Weise, was der Koch in Be-
treff seiner gestrigen Mittheilung zu thun gedmke oder schon
! gethan habe; erhielt aber eine so confuse Antwort von dem
! vor Ungeduld halb unsinnigen Müller, daß er ihn kopfschüttelnd
entließ. Die immer mächtiger werdende Angst peitschte den
Armen fort — gerade in die Hände des Hoffouriers, der,
wie er sagte, ihn hatte ins Hofmarschallamt gehen sehen und
ihn hier erwartete. Vergeblich waren alle Anstrengungen Mül-
lers, sich vom Ueberfreundlichen loszuringen. „Ich lasse dich
und Koch.
nicht, da ich dich endlich einmal habe. Man bekömmt dich ja
eigentlich gar nicht mehr zu sehen, seitdem du Ehemann bist.
Den Vormittag steckst du in deiner Küche, und steckt man ein-
mal seine Nase hinein, so wird man von einer Ecke in die
andre gestoßen und es ist auch nichts mit dir anzufangen, denn
du hast den Kopf voll. Jetzt laß uns eins plaudern." Müller
ergab sich in sein trauriges Schicksal, einen Sttom von Klat-
schereien, Hofgeschichten und Anecdoten über sich ergehen zu
laflen, die ihn sonst nicht intereffirt hätten, deren Anhörung
ihm aber im jetzigen Augenblick Höllenpein war. Plötzlich
durchzuckte seine Seele eine düstre Ahnung. Wie! sollte der
einfältige Mensch etwa angestellt sein, dich mit seinem albernen
Geschwätz aufzuhalten, während bei dir zu Hause, Gott
weiß, was? geschieht! Der Gedanke ward ihm fast zur Gewiß-
heit. Er riß sich gewaltsam vom erstaunten Hoffourier los,
der eben mitten in einer Geschichte stand und ihm mit geöff-
netem Munde nachsah, und eilte beflügelten Schrittes nach
Hause.
(Fortsetzung folgt.)
Wer hat den Vortritt? Gouverneur oder Gouvernante?
! das Kompliment von Sr. Durchlaucht nochmals wiederholte,
l das er ihm vor zwei und einer halben Stunde durch einen
! Lakaien hatte sagen lassen. Zur großen Verwunderung des
Herrn Barons von Wollhaupt ward es sehr zerstreut ausge-
nommen , gerade wie früher. Excellenz hatten sich eigens mit
der Absicht herbemüht und die frohe Botschaft wiederholt, um
Augenzeuge von des Kochs sanfter Rührung und loyaler Freude
zu sein. Schreckliche Enttäuschung! Darauf fragte der gnt-
müthige Graukopf in schonender Weise, was der Koch in Be-
treff seiner gestrigen Mittheilung zu thun gedmke oder schon
! gethan habe; erhielt aber eine so confuse Antwort von dem
! vor Ungeduld halb unsinnigen Müller, daß er ihn kopfschüttelnd
entließ. Die immer mächtiger werdende Angst peitschte den
Armen fort — gerade in die Hände des Hoffouriers, der,
wie er sagte, ihn hatte ins Hofmarschallamt gehen sehen und
ihn hier erwartete. Vergeblich waren alle Anstrengungen Mül-
lers, sich vom Ueberfreundlichen loszuringen. „Ich lasse dich
und Koch.
nicht, da ich dich endlich einmal habe. Man bekömmt dich ja
eigentlich gar nicht mehr zu sehen, seitdem du Ehemann bist.
Den Vormittag steckst du in deiner Küche, und steckt man ein-
mal seine Nase hinein, so wird man von einer Ecke in die
andre gestoßen und es ist auch nichts mit dir anzufangen, denn
du hast den Kopf voll. Jetzt laß uns eins plaudern." Müller
ergab sich in sein trauriges Schicksal, einen Sttom von Klat-
schereien, Hofgeschichten und Anecdoten über sich ergehen zu
laflen, die ihn sonst nicht intereffirt hätten, deren Anhörung
ihm aber im jetzigen Augenblick Höllenpein war. Plötzlich
durchzuckte seine Seele eine düstre Ahnung. Wie! sollte der
einfältige Mensch etwa angestellt sein, dich mit seinem albernen
Geschwätz aufzuhalten, während bei dir zu Hause, Gott
weiß, was? geschieht! Der Gedanke ward ihm fast zur Gewiß-
heit. Er riß sich gewaltsam vom erstaunten Hoffourier los,
der eben mitten in einer Geschichte stand und ihm mit geöff-
netem Munde nachsah, und eilte beflügelten Schrittes nach
Hause.
(Fortsetzung folgt.)
Wer hat den Vortritt? Gouverneur oder Gouvernante?
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wer hat den Vortritt ? Gouverneur oder Gouvernante ?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
In der Eschenheimer Gasse befand sich das Palais Thurn und Taxis, dort tagte der Deutsche Bund. Zwischen 1848-1849 war dort der Sitz der Provisorischen Reichsregierung. Ende 1850 zog die Bundesversammlung dort ein. Doppelalder ist das Wappentier des Deutschen Bundes (ab 1848)
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Deutscher Bund
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 259, S. 148
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg