Hast Du, Hochverehrter, Dich enthalten?“
Hadschi-Baba drauf: ,,Seit zwanzig Jahren
Kam kein Bissen über meine Lippen,
Nicht ein Fäserchen, nicht Wurst noch Schinken.
Wurzeln einzig, Lattich, Kohl und Kräuter
Nährten mich und labten Leib und Seele
„Demnach, guter Mann“, versetzt der Löwe,
Langsam reckend die gewaltigen Glieder,
„Demnach — ohne Zweifel ist dies logisch,
Völlig logisch, guter Mann! — bestehst Du
Sozusagen gänzlich . . aus Gemüse,
Und Gemüse, wie Du schön bewiesen,
Darf die arme, dumme Katze fressen 1
Spricht's und hascht den armen Hadschi-Baba,
Und fidel verspeist er ihn zum Frühstück.
Reinhard Volker.
—Hur ehrli'! <—
ga Krautftoffel'SeppI geht von fein’m fjäusl in d Stabt
' eini aaf ’n Wochamarkt. Im Körbl tragt er Eier und
Butta zum vakauf'n. — „Sakra, kriagfs heunt a Pitz'
wann's iatzt in aller Fruah scho' so hoaß isl Da kimmt gan;
2'wiß heunt no' a' wettal" — Und weil's eh no' hübsch zeiti
,S| ra|t’t er a’ wen'g und legt si' unter an' Baam ins Gras.
Da stacht er neb'n seina aas amal 'was blitz'n am Bob n.
»'h), ba schau' her, ba liegt a' funkelnagelneu's Awanz'gkronen
Mck. ifa, tzAb is heunt a’ Glückstag!" — — Anb will s scho
einschiab'n ins Leibl.
3
Da fallt 'm Seppl aaf amal ein: „Dös berfst b' ja nöt nehma,
bös is a' valorn's Gelb; bös waar' ja a' Diabstahl, bal' bu 's
b'haltest... Na na. all'u peilig'n sei Dank, baß mir bös eing'fall'n
is I Dös Golbstückl hält' mi' schön 'brückt in meiner Sterb'stunb' I
I' hab's aa'. Gott sei Dank, nöt notwenbi', baß i' weg'n bem
Gelb ba als a' Alta no' a’ Lump werb'. Wann i' aa' nöt viel
Hab', zum Auskemma is's bo’ 1" — Unb legt 's Golbstück wieba
hin ins Gras. . .
„Ja, aba eigentli' kunnt' i's in b' Stabt einitrag'n zu bet
Polizei I . . . Ja bös wirb 's G'scheita sein" — moant er glei'
b'rauf — unb hat's scho' wieba eing'steckt.
„Aba recht lästi' is's scho'. bös aaf b' Polizei geh'n; ma'
hat eh nöt viel Zeit unb muaß am Enb' langmächti' umananb'-
steh'n — unb bann fratsch'ln s' ein' lang aus, als wia wann
ma's g'stohl'n hätt'. Na. unb nacha, wenn st' oaner melb't unb
sagt, er hat's valor'n — woaß ma's benn g'wiß. ob's wahr is?!
'm Gelb stacht ma's ja nöt an. wem's g'hörtl . . . Seppl. sei
g'scheit! Was geht benn bi' bö ganz' G'schicht' an — misch' bi'
nöt eint 1“ —
Iatzt hat er 's wieba wegg'schmiff'n, bös Golbstückl.
Mia's aba so schön 'glanzt in ba Samt', kimmt eahm aaf
amal ba Gebanka: „Du hast as g'funb'n. also g'hört bir ber
zehnt' Teil als Finbalohn. . . . Ja. ben muaß i' bo' kriag'n!
Was sein g'hört, kann ba Mensch valanga... ah, bös schenk' i'
nöt her!" —
Bei zwanz'g Kro-
nen san's zwoa Krön! —
unb so hat er 's Golb-
stuck g'numma unb hat
achtzehn Kronen außa-
'geb'n. Dö hat er bann
unter a' Wurz'n g'steckt,
hat's no' extra a' wen'g
mit Moos zua'beckt . . .
na. wenn halt bo' a'
Wetta kimmt . . baß's 's
Gelb nöt wegschwcmmt I
Dann is er aaf 'n
Wochamarkt eini.
Wia er na mittags
wieba bei bem Baam
vorbeikimmt, is er schier
a' wen'g neugieri' g'west,
ob 's Gelb no' baliegt,
unb a' Freub' hat er
g'habt, wia er 's g'rab'
no' so g'funb'n hat. wia
er s hin'glegt hat g'habt.
Aba iatzt is er nimina
so bumm g'we'n, iatzt
hat er scho' g'wußt, was er z' toan hat. Er hat 's Gelb wieba
g'funb'n, folgenbli' hat er sich wieba sein' Finbalohn ab'zog'n. —
Unb stachst b’, wia er no' a' etlich'smol hin unb her 'ganga
is zum Wochamarkt unb jeb'smol sein' Finbalohn ab'zog'n hat,
hat er bö ganz'n zwanz'g Kronen im Sack g'habt — unb
is bo’ an’ ehrliche Seel' batet 'blieb'n!
1*
Hadschi-Baba drauf: ,,Seit zwanzig Jahren
Kam kein Bissen über meine Lippen,
Nicht ein Fäserchen, nicht Wurst noch Schinken.
Wurzeln einzig, Lattich, Kohl und Kräuter
Nährten mich und labten Leib und Seele
„Demnach, guter Mann“, versetzt der Löwe,
Langsam reckend die gewaltigen Glieder,
„Demnach — ohne Zweifel ist dies logisch,
Völlig logisch, guter Mann! — bestehst Du
Sozusagen gänzlich . . aus Gemüse,
Und Gemüse, wie Du schön bewiesen,
Darf die arme, dumme Katze fressen 1
Spricht's und hascht den armen Hadschi-Baba,
Und fidel verspeist er ihn zum Frühstück.
Reinhard Volker.
—Hur ehrli'! <—
ga Krautftoffel'SeppI geht von fein’m fjäusl in d Stabt
' eini aaf ’n Wochamarkt. Im Körbl tragt er Eier und
Butta zum vakauf'n. — „Sakra, kriagfs heunt a Pitz'
wann's iatzt in aller Fruah scho' so hoaß isl Da kimmt gan;
2'wiß heunt no' a' wettal" — Und weil's eh no' hübsch zeiti
,S| ra|t’t er a’ wen'g und legt si' unter an' Baam ins Gras.
Da stacht er neb'n seina aas amal 'was blitz'n am Bob n.
»'h), ba schau' her, ba liegt a' funkelnagelneu's Awanz'gkronen
Mck. ifa, tzAb is heunt a’ Glückstag!" — — Anb will s scho
einschiab'n ins Leibl.
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Da fallt 'm Seppl aaf amal ein: „Dös berfst b' ja nöt nehma,
bös is a' valorn's Gelb; bös waar' ja a' Diabstahl, bal' bu 's
b'haltest... Na na. all'u peilig'n sei Dank, baß mir bös eing'fall'n
is I Dös Golbstückl hält' mi' schön 'brückt in meiner Sterb'stunb' I
I' hab's aa'. Gott sei Dank, nöt notwenbi', baß i' weg'n bem
Gelb ba als a' Alta no' a’ Lump werb'. Wann i' aa' nöt viel
Hab', zum Auskemma is's bo’ 1" — Unb legt 's Golbstück wieba
hin ins Gras. . .
„Ja, aba eigentli' kunnt' i's in b' Stabt einitrag'n zu bet
Polizei I . . . Ja bös wirb 's G'scheita sein" — moant er glei'
b'rauf — unb hat's scho' wieba eing'steckt.
„Aba recht lästi' is's scho'. bös aaf b' Polizei geh'n; ma'
hat eh nöt viel Zeit unb muaß am Enb' langmächti' umananb'-
steh'n — unb bann fratsch'ln s' ein' lang aus, als wia wann
ma's g'stohl'n hätt'. Na. unb nacha, wenn st' oaner melb't unb
sagt, er hat's valor'n — woaß ma's benn g'wiß. ob's wahr is?!
'm Gelb stacht ma's ja nöt an. wem's g'hörtl . . . Seppl. sei
g'scheit! Was geht benn bi' bö ganz' G'schicht' an — misch' bi'
nöt eint 1“ —
Iatzt hat er 's wieba wegg'schmiff'n, bös Golbstückl.
Mia's aba so schön 'glanzt in ba Samt', kimmt eahm aaf
amal ba Gebanka: „Du hast as g'funb'n. also g'hört bir ber
zehnt' Teil als Finbalohn. . . . Ja. ben muaß i' bo' kriag'n!
Was sein g'hört, kann ba Mensch valanga... ah, bös schenk' i'
nöt her!" —
Bei zwanz'g Kro-
nen san's zwoa Krön! —
unb so hat er 's Golb-
stuck g'numma unb hat
achtzehn Kronen außa-
'geb'n. Dö hat er bann
unter a' Wurz'n g'steckt,
hat's no' extra a' wen'g
mit Moos zua'beckt . . .
na. wenn halt bo' a'
Wetta kimmt . . baß's 's
Gelb nöt wegschwcmmt I
Dann is er aaf 'n
Wochamarkt eini.
Wia er na mittags
wieba bei bem Baam
vorbeikimmt, is er schier
a' wen'g neugieri' g'west,
ob 's Gelb no' baliegt,
unb a' Freub' hat er
g'habt, wia er 's g'rab'
no' so g'funb'n hat. wia
er s hin'glegt hat g'habt.
Aba iatzt is er nimina
so bumm g'we'n, iatzt
hat er scho' g'wußt, was er z' toan hat. Er hat 's Gelb wieba
g'funb'n, folgenbli' hat er sich wieba sein' Finbalohn ab'zog'n. —
Unb stachst b’, wia er no' a' etlich'smol hin unb her 'ganga
is zum Wochamarkt unb jeb'smol sein' Finbalohn ab'zog'n hat,
hat er bö ganz'n zwanz'g Kronen im Sack g'habt — unb
is bo’ an’ ehrliche Seel' batet 'blieb'n!
1*
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Hadschi-Baba und der Löwe" "Nur ehrli'"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1907
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 128.1908, Nr. 3258, S. 3
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg