8
L.. Sicheres Zeichen. .-L
Das ehrgeizige Kameel.
Der Landesfürst wird erwartet. „Ich glaub', setzt kommt er", sagt der
Löwenwirt, — „die Empfangsdepntation hat sich g'rad' g'schnenzt!"
Mss trug seine Last geduldig wie die andern,
erfreute sich einer geregelten Verdauung
und war zufrieden.
Da es aber so still für sich hin war und
keinem uachlausen mochte, konnte cs von den
andern Kameclen niemand recht leiden. Ge-
legentlich erhielt cs einen heimlichen Fußtritt,
oder man spuckte cs an.
Da, über Nacht, wurde es plötzlich be-
sessen. Wie ein Schuljunge die Masern, so
bekam es den Ehrgeiz.
Während es sonst bescheiden beiseite ge-
standen hatte, wurde es mit einem Male jetzt
zappelig und begann, sich hervorzudrängen.
Wenn die Stunde herankam, wo die Kara-
wane bepackt werden sollte, pflanzte es sich
neben die größten und schwersten Ballen,
reckte den Hals und schnob herausfordernd
durch die Nüstern. Und das hieß in der
Kameelssprache: „Seht doch, was ich für ein
großes und starkes Tier bin! Seht, wie
mein Rücken sich nach Lasten sehnt!"
Und je mehr man ihm anfhalstc, um so
fröhlicher geberdete es sich. Hatte aber doch
der Nachbar einmal den größeren Sack, so
war cs mißmutig und beleidigt.
Und so taten ihm denn die Treiber den
Gefallen, und immer gewaltigere Pakete wurden
ihm aufgeladen.
Dabei ward es magerer von Tag zu Tag,
sein Buckel wurde wund, die Nerven gingen
zum Teufel, das Herz erweiterte sich und die
Adern verkalkten; aber wenn ihm auch die
Kniee zitterten und der Angstschweiß an den
Flanken herniedertroff, immer wieder ruckte
es sich zusammen, reckte den Hals und schnob
durch die Nüstern: „Schaut her, schaut her,
was für ein hervorragendes Tier!"
Die andern Kameele sahen ihm schmun-
zelnd zu und priesen es wegen seiner Stärke
und Pflichttreue. Hatten sie sonst nach ihm
getreten, so flöteten sie jetzt liebliche Weisen,
und „wertester Herr Kollege!" erscholl es von
vorn und von hinten.
Innerlich aber dachten sie nur: „O du
Erzkam cel! Reinhard Volker.
Druckfehlerteufel.
Die Zwistigkeiten waren zwischen den
Beiden soweit vorgeschritten, daß ein Duett
unvermeidlich schien.
L.. Sicheres Zeichen. .-L
Das ehrgeizige Kameel.
Der Landesfürst wird erwartet. „Ich glaub', setzt kommt er", sagt der
Löwenwirt, — „die Empfangsdepntation hat sich g'rad' g'schnenzt!"
Mss trug seine Last geduldig wie die andern,
erfreute sich einer geregelten Verdauung
und war zufrieden.
Da es aber so still für sich hin war und
keinem uachlausen mochte, konnte cs von den
andern Kameclen niemand recht leiden. Ge-
legentlich erhielt cs einen heimlichen Fußtritt,
oder man spuckte cs an.
Da, über Nacht, wurde es plötzlich be-
sessen. Wie ein Schuljunge die Masern, so
bekam es den Ehrgeiz.
Während es sonst bescheiden beiseite ge-
standen hatte, wurde es mit einem Male jetzt
zappelig und begann, sich hervorzudrängen.
Wenn die Stunde herankam, wo die Kara-
wane bepackt werden sollte, pflanzte es sich
neben die größten und schwersten Ballen,
reckte den Hals und schnob herausfordernd
durch die Nüstern. Und das hieß in der
Kameelssprache: „Seht doch, was ich für ein
großes und starkes Tier bin! Seht, wie
mein Rücken sich nach Lasten sehnt!"
Und je mehr man ihm anfhalstc, um so
fröhlicher geberdete es sich. Hatte aber doch
der Nachbar einmal den größeren Sack, so
war cs mißmutig und beleidigt.
Und so taten ihm denn die Treiber den
Gefallen, und immer gewaltigere Pakete wurden
ihm aufgeladen.
Dabei ward es magerer von Tag zu Tag,
sein Buckel wurde wund, die Nerven gingen
zum Teufel, das Herz erweiterte sich und die
Adern verkalkten; aber wenn ihm auch die
Kniee zitterten und der Angstschweiß an den
Flanken herniedertroff, immer wieder ruckte
es sich zusammen, reckte den Hals und schnob
durch die Nüstern: „Schaut her, schaut her,
was für ein hervorragendes Tier!"
Die andern Kameele sahen ihm schmun-
zelnd zu und priesen es wegen seiner Stärke
und Pflichttreue. Hatten sie sonst nach ihm
getreten, so flöteten sie jetzt liebliche Weisen,
und „wertester Herr Kollege!" erscholl es von
vorn und von hinten.
Innerlich aber dachten sie nur: „O du
Erzkam cel! Reinhard Volker.
Druckfehlerteufel.
Die Zwistigkeiten waren zwischen den
Beiden soweit vorgeschritten, daß ein Duett
unvermeidlich schien.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sicheres Zeichen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1907
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 128.1908, Nr. 3258, S. 8
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg