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Der „alre Herr".

von Max Hartung.

t^fejVjie Verbindung, welcher Professor Stanislaus Laschwitz einst als flotter
Bursche angchört hatte, feierte ihr fünfzigjähriges Bestehen, viele
der im ganzen Reich verstreuten „alten Herren" waren gekommen, um an
den festlichen Veranstaltungen teilzunehmen.

Auch Professor Laschwitz hatte die anstrengende Reise nicht gescheut und
war in der alten Universitätsstadt eingetroffen.

Der erste Abend ini Weinrestaurant brachte eine hochgemütliche Vor-
besprechung „alter perren" mit herzerquicklichem Wiedersehen und allgemeiner
Verbrüderung. Stanislaus' perz hatte in alten Erinnerungen geradezu
geschwelgt.

Aber die Zeit war weit vorgerückt, und der Professor sehnte sich nach
Ruhe. Er benützte einen günstigen Augenblick, in dom er den Überrock
unauffällig vom Nagel nehmen konnte, und entschlüpfte.

Der Professor war vom wein ein wenig erhitzt. Draußen aber wehte
ihm eine köstliche Brise entgegen. Das tat wohll Er empfand das Be-
dürfnis, sich noch etwas abzukühlen, und fchlenderte durch die städtischen
Parkanlagen hin.

Aber nun kam doch die Müdigkeit über ihn. Ls ward Zeit, das potel
aufzusuchen. Ja wo lag das aber? Und — wie hieß es?

„Das wollen wir gleich sehen!" sprach Stanislaus zu sich und griff in die

Brusttasche des Überziehers, in welche er wohl
weislich die Postkarte mit der Zusage des potels
gesteckt hatte.

Aber wo war denn die Karte? . . Er fand
sie nicht. Line leere Zigarrentasche? Er rauchte
doch gar nicht l

Ja, lieber Pimmel — das war wohl gar -
nicht sein Überzieher?

Nein — wahrhaftig! — er hatte offenbar *
einen falschen erwischt!

Das war recht fatal I

Ja, was war da zu machen?

Ins Restaurant zurück! Natürlich! Und
dort den Überzieher gegen den richtigen aus-
wechseln! Er sah nach der Uhr. Es war freilich
schon spät, poffentlich traf er die Perron dort
noch an und konnte den Umtausch leicht bewerk-
stelligen.

Doch er hatte sich schon ziemlich weit von
dem Weinrestaurant entfernt und mußte nun einen
langen Weg zurücklegen, ehe er die gastliche Stätte
wieder erreichte.

Aber Stanislaus hatte Pech. Die perreN
waren bereits sämtlich fortgegangen — der
Überzieher nirgends zu finden I

Was sollte er nun beginnen?

Aber natürlich! Er suchte in den Taschen
des Überziehers nach einem Lebenszeichen des
eigentlichen Besitzers, vielleicht fand sich ein
Ausweis über dessen Wohnung vor?

Da stak ein Brief!

Er zog ihn heraus und entzifferte die Auf-
schrift des Umschlags:

perrn Rechtsanwalt Peter

potel Kronprinz.

„Ach, Peter l Mein alter Schulkamerad! Da
hat der also sicher meinen Überzieher!..

potel Kronprinz I" rief er einer langsam
daherkommenden Droschke zu und stieg ein.

Der goldbetreßte Portier des „Kronprinzen"
bestätigte Laschwitz, daß perr Rechtsanwalt Peter
allerdings in> potel wohne, fügte aber mit einem
Blick auf das Schlüsselbrett an der Wand hinzu,
daß er noch nicht zu Pause sei.

„Ach", dachte der Professor, „das tut nichts!
Ich werde ihn vor dein potel erwarten. Er kann
ja doch nicht mehr lange ausbleiben."

Stanislaus stellte sich also vor dem potel
eingang auf und harrte aus freund Peter.

Aber dieser mochte aus einer längeren Bier-
reise begriffen sein. Er kam nicht.

Der Professor wurde totmüde. Er hatte
vorher im potelslur hinter Lorbeerbäumen ver-
steckt einen bequemen Korbstuhl stehen sehen. Ans
diesen ließ er sich nieder, und behielt jo. immer
den Eingang des potels im Auge.

Aber langes, vergebliches Warten macht nicht
gerade munterer. Professor Stanislaus Laschwitz
war eingeschlummert. —
Bildbeschreibung

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"Praktisch"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Meissl, August von
Entstehungsdatum
um 1908
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1913
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 128.1908, Nr. 3262, S. 60

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