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fWVreiELEH«

(Am andern Tag.) „Uijeh, das ist ja der Schnauzet von
unscrm Hausmeister!"

Scharfb li ck.

Scharfblick.

jungen Leute mußten sich noch sehen und gefallen. Er lächelt
überlegen. „Wem Er nicht gefiele!"

Schon sah er sich bald als fünfstöckigen Hausherrn bequW
im Fenster liegen, bald als angesehenen Kaufmann, der er gleich' s
zeitig sein würde, im Geschäfte malten und hie und da einer de I
sonders bevorzugten hübschen Kundin höchsteigenhändig ein Hfu"
Zucker überreichen.

Ein Gefühl der Erhabenheit, des reifen Weitblicks und dck
Tatendurstes überkam ihn. Er musterte mnternehmend die Wag^
insassen: Leute, die müd von Amt und Geschäft Heimfahrt
Theaterbesucher, einige Masken.

Sein Blick fiel auch auf die junge Dame neben ihm, und ^
mußte er unwillkürlich laut herausmeckern: . . He—he—he . - ■

Sie sah ihn überrascht an.

„Gnädiges Fräulein," murmelte er unter Betonung
letzteren Wortes, „keine Sorge — ich verrate nichts l"

„Aber —" flüsterte sie stutzend.

Er meckerte wieder: „Famos! Famos! Tadellos! Ausgezeich'
net! Kein anderer merkt's! Zum verlieben!.... Nur, mifr
Sie, wenn man Kenner ist, wie unsereiner, dann sieht man nati>1'
lich doch den Schnurrbart einigermaßen...."

„Mein Herr!" | I

„Wunderbar! Diese kokette Entrüstung I Steht Ihnen einM
.... Und dann, verstehen Sie: der derbere Knochenbad
beim Mann, die eckigeren Schultern . . . ."

„In der Tat —" 1

„He—he—he I Ganz köstlich! Macht Ihnen keiner nach, dü'^
sittliche Entrüstung!. . . . vor allem aber, merken Sie wohl, ^
Hände und die Füße! So was Kleines, Liebes, Nettes fl»0
eine Dame hat von uns keiner . . . ."

„Da hört sich doch alles auf!"

„Eminent! Hervorragend! Sie haben ein phänomenales 311'1'
tationstalent! .... Aber wissen Sie, die echte weibliche GraZ^
kann eben doch niemand Vortäuschen! Da »icrkt man den plu>"
peren Mann!"

Seine Nachbarin sprang auf. Der Magen hielt. „Sie f111“
ein unverschämter Menschl" zischte sie. „Ich bin gar kein uia^
kierter Mann . . . ."

„He—he—he!" meckerte er.

„Kasino!" rief der Schaffner.

„Ich bin eine echte Dame — Fräulein Euphrospne Lüch"
lein bin ich!"

Mit diesen in höchster Wut herausgestoßenen Worten vN
schwand sie. — —

Er saß da und schnappte nach Luft — schnappte noch, ^"
der Wagen bereits wieder fuhr und der Schaffner an ihn Hera"
trat: „Mein Herr, Sie fahren über die Sektion hinaus — ci>^
neue Marke, bitte!".

v. Meindeii.

^er junge Herr Tobias Schlauchius bestieg den Straßen-
bahnwagen. Seine Eltern waren schon nach dem
Kasino vorausgefahren. Aber er hatte sich mit der
sorgfältigen Anlegung seines Biedermeier-Kostüms verspätet.
Denn heute war ein bedeutender Abend für ihn — der ent-
scheidende in seinem Leben. Er sollte auf dem vereinsball Fräu-
lein Euphrosyne Lüchslein kennen lernen, die von seinen Eltern
für ihn heimlich Auserlesene, die reiche Erbin. Die Sache war
so gut wie abgemacht zwischen den Familienhäuptern — nur die

■—« Leicken der Leit.

BÖan sieht in der besten von allen Weiten
So manchen Weisen als Narren an.

Nur well ec entgleist aus der Lebensbahn,
Mährend zugleich und gar nickt seiten
Lntgieiste Narren als Meise gelten.

0. £. ID.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Carneval-Bekanntschaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1908
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1913
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 128.1908, Nr. 3266, S. 112

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