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191

Leihe.

er Totenfährmann Charon hatte wieder
Sein Boot gefüllt mit abgeschiednen Seelen
Und führte sie den langgewohnten Pfad
Des Stygschen Flusses in die ew’ge Nacht. —

Und in dem Haufen seiner Menschenschatten
Sieht er ein mächtig Regen und vernimmt
Ein eifrig stilles Raunen, das zuletzt
Zum wilden Toben der Verzweiflung wird.

Und wie geeint von Jammer und von Leid
Zum fürchterlichen Bund, umstürmen sie
Der Barke finstern Fährmann. —

— „Kehre um,

Und führe uns zurück zum Strand des Lebens,

Sonst töten wir Dich selbst, Du Todesknecht!“ —

„Ich will zu meinem Kind, — es weint nach mir!“ —
„Mein Weib, mein Weib, mein schönes, treues Weib!“ —
„Mein Gatte wirbt schon wieder — wehe ihm!“ —

„Ich bin ermordet, — ich will Rache, Rache!“ —

„Mein Vater rauft um mich sein weisses Haar!“ —

„Ach, mein Geliebter!“ - „Weh’, mein Geld, mein Geld!“ -
„Kehr um! Die Kinder und mein Weib verhungern!“ —

Starr blieb des Fährmanns Aug’ und Angesicht,
Versteint in der Gewohnheit seines Amtes,

Doch tief in seinem Herzen löste sich
Ein still Erbarmen mit dem Menschenlos. —

„„Was wollt Ihr neuen Kampf anstatt des Friedens,
Was wollt Ihr Unrast statt der süssen Ruh’?““ —

„Ich bin so jung noch, ich will leben, leben!“ —

„Ich bin ein Sünder, ich will Busse tun!“ —
„Entreisset ihm das Ruder, steuert selbst!“ —
„„Wahnwitzige, die Ihr Euch sehnt, zu leben,

Bis Ihr Euch nach dem Tode sehnt, — lasst ab!““ —
„Hört nicht auf seine Rede, würget ihn!“ —

„Ein Schatten selbst, wird er zum Ufer wenden!“ —
„„Nun denn, so hört! Wenn es die Götter wollen,

So will auch ich. Gebt mir ein Zeichen denn,

Ihr Herrscher in der Unterwelt, — Du Hades,

Des Kronos Sohn, und Du Persephone,

Die Du der Ird’schen Leid und Freude kennst!

Ihr Menschenschatten aber, Leben heischend,

Beugt vor den Göttern Euch und taucht das Haupt
Um Gnade flehend in die heil’ge Flut!““ —

Und hastig drängend sich zum Rand der Barke
Und laut Gebete rufend, taucht ein jeder
Voll wilden Eifers in die Lethefluten
Das Schattenhaupt. Und als sie es erhoben,

Da blickt es stumm und starr, und Wunsch und Wollen,
Versunken war’s im ewigen Vergessen. — —

Und Charon seufzte leise auf und führte
Die Leiderlösten zu den Totenrichtern. —

Albert Roderich.

—Zeitbild. —

„Mein Gott, Frau Rätin, es ist zum Verzweifeln: Jetzt geht bei meiner Elli schon die
sechste Verlobung zurück!"

„Ach, wenn wir mit uns'rer Berta nur auch schon so weit wären!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Lethe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Marr, Carl von
Entstehungsdatum
um 1908
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1913
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 128.1908, Nr. 3273, S. 191

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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