Fliegende Blätter (128.1908 (Nr. 3258-3283))

Fremder:

. . Wie werden
denn bei Ansbruch eines
Brandes die so zerstreut
wohnenden Feuerwehr-
leute herbeigerufen?"

Bauer:

„O, dös is ganz
einfach! Wir lass'n
immer gut anbrenna,
damit's a' jeder sieht!"

Der Ra uberyauprmann. gc

—s—

ter Guggenmich'l ist g'rad' von der predigt 'kommen.

Recht nachdenklich ist er — wie's der Brauch nach
der Predigt — ins Wirtshaus 'gangen und hat sich ein
Diaßerl überg'legt. Er hat dabei über die predigt nachdenkt und
hat sich mordsmäßig drüber 'gift't, denn dieselbe predigt hat sein
eheliches Weib g'halteu und dabei keine Schmeicheleien g'spart;
"Lump, Tagdieb" - das waren die häufigsten Anfangsworte der
verschiedenen Absätze der ehelichen Ansprache. Eigentlich hat sie
nicht ganz unrecht g'habt, die Guggenwabi — aber so frei ins
E'sicht sag'n soll's einem halt eine liebevolle Hausfrau doch nicht!
biennalen hat der Mich! einerwegs g'arbeit', und von sei'm Der
dienst hat er auch immer 'was heim'bracht — zum mindesten einen
ordentlichen Rausch. Aber sei' Leibspeis war d' Arbeit nicht, und
®Wft hat er immer g'habt. Bei einem solchen Leiden kann's
schon Vorkommen, daß dem fleißigsten Menschen 's Geld ausgeht.
Und da ist der Has im Pfeffer g'legcn; hätt' der Mich! Geld
3 nug nach Baus 'bracht, nachher hätt' sie bei die größten Räusch'
einige Aug'n zu'druckt l

Also Geld Herl Aber wie? Lotterie gibt's keine mehr,
vußer Kirchenbaulotterien, wo das Los gleich eine oder zwei
Ulark kost't. lvenn der lllensch aber zwei Mark in der Tasch'n
hat, dann weiß er, wo er hinz'gehen hat — wenigstens der Michll
b0 ist er halt dag'seffen bei seiner lllaß und hat's akrat so
3 macht wie der Reichsschatzmeister; er hat über außerordentliche
Einnahmsquellen nachdenkt.

Da ist nun dem Pfiffikus etwas eing'fallen, was noch kei'in
-finanzminister in den Sinn 'kommen ist — man muß die Dumm-
heit besteuern!

Bei der zweiten Maß, die er dem Wirt schuldig 'blieben ist,
hat er den ganz'n Plan fix ruid fertig g'habt. Seelenvergnügt ist
er heinr'gangen und hat dort eine harte Arbeit in Angriff g'nom-
mcn, wobei ihn niemand g'stört hat, weil sein Weiberl beim
Kramer g'waschen hat. Zuerst hat er aus 'm Kalender ein Blatt
Papier, wo nix drauf war, 'rausg'riffen, dann hat er aus seiner
Alten ihrem Schubladl ein Kuvert 'raus, in dem f’ ihre Heiligen-
bild! aufg'hebt hat, und endlich hat er das Tint'nglasl aufg'frischt
und die Feder abg'rasp'lt, weil s' ganz verrost't war. Jetzt hat
er's Malen ang'fangen und hat g'schrieb'n:

„An den Riederbaur Josef Blabst, hier.

Wen dir dein Lewn und dein Hof lib ißt, dann lecke
heint nach dem Beiläutn nebn den Gpferstoch in der
Antonikapelln 500 Mark bar und verschwiute. Wennst
umschaugst, bist hin, und wennst was sagst zu einer Seel,
bist auch hin.

Der Reiberhaubman Didrick und seine Bande ff ff ff."

Diesen Brief hat er in das Kuvert g'steckt und eine recht
verstellte Adreß hinaufg'fchrieb'n. Wie's finster worden ist, hat
er den Brief ins Briefkastl g'worfen und ist dann, zum Wirt
'gangen, um einen ganz kleinen Prozentteil von den fünfhundert
Mark zu genießen. —

Am andern Tag in aller Früh ist der postbot' zum Rieder
'kommen und hat ein Brieferl ab'geben, was zehn Pfennig Straf'
'kost't hat. Der Rieder hat's z'erst nicht annehmen woll'n, weil
er in sein' Leben noch nie g'straft worden ist und er sein' Leumund
nicht beflecken hat woll'n. Aber der postbot' hat ihm g'sagt, daß

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