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ie Sonn' spitzte g'rad' a' wengerl übern Kogel 'raus
und sah neugierig auf das kleine Tiroler Dörfl im
ljochtal; aber nix B'sunders war z' sehgn — nur aus
’rn Sexperlehen schleppt ’s Moidle an' Mordszuber Wasch zum
Brunnen. Unterm Brunnendach! macht sie 's sich kamod, ziagt
a' Pfeifer! aus 'm Kittel und steckt's an. Denn a' Tiroler
llleibats raucht gern sei' Pfeifen — b'sunders wann 's schon in
am Alter is', wo 's die zum Pfeifenrauchen so handlichen Zahn-
lücken hat.

Wie sie g'rad' im besten Waschen und Rauchen is', sicht s'
an anders Weibats aa' zum Brunnen kemma. 's Moidle hat a'
wengerl a' kurz's G'sicht, drum hat sie net glei' dakennt, daß 's
bloß Unterwirts Juli war, und hat schnell 's Pfeifer! wieder in
'n Kittel verschwinden lassen — aber d' Juli hat's do' no' g'fehgn.

„Zweg'n meiner, Moidle, brauchst Di' net einischenier'n". —
Die steckt aa' glei' wieder ihr Pfeiferl in die rechte Zahnlücke und
die Juli das ihre in die linke, und nacha' Ham f schön einträchti'
g'raucht und im Brunnentrog die oane ihr Wasch, die andere
ihren Salat zwogt.

„Es ischt do' eppas recht g'führig's, so a' Brunnendachl",
sagt auf einmal die Juli, „im Winter schneibt's net zua, im
Summer brennt oan die Sunn' net am Grind, und wann
ma' si' oane ansteckt, sicht's aa' net glei' der Kurat, der drauf
so vüll an Zürn hat, fast wie auf 's Tanzen, auf 's Gaffel-
geh'n und auf die fremden. Woaßt, aber dumm san' s' dö
vom Reich draußen; hat mi' nächst oaner g'sragt, der wo bei
uns zukehrt ischt, warum der Brunna' a' Dachl hat; Hab' i'
g'sagt, damit er nit naß werd, wann 's regnet, und er hat's
glaubt, der Depp, und a' Dökta ischt's aa' no' g'we'n."

„(D mei', laß mi' aus mit dö Dökta", sagt die Moidle ganz
fuchti', „dös san' die allervernagelsten I Söll Hab' i' gestern auf
d' Nacht g'sehgn, wie mer an' Dökta zu mei'n Mann g'holt Ham
z'weg'n sei'n Wehdam am Fuß".

„perrtigatti! So letz ischt er dra', Dei' Mann, daß Gs scho' an'
Dökta g'holt habts", rief die Juli ganz daschrocken, „dös Hab' i'
ja gar net dafragt — da war dann der Kurat wohl aa' scho' da?"

„Frei!!', den Ham ma zwoa Tag zuvor scho' g'holt", sagte
die Moidle und fuhr sich mit deni Schurz über die Augen. „Am
5unntag hat er nach 'in Frühamt a' Fürbitt' abg'halten, drei
Messen Hab' i' scho' lesen lassen und a' Kerzen aufg'steckt bei
llnser Lieben Frau von Absam — aber nix hilft. A' Kreuz ischt's;
a' Mann so stark wie a' Baam I und an so an' kloan'n Wehdam
muaß er elendig z'grund geh'n. lind wenn ma' nix 'tan hätt' —
aber all's ischt g'scheh'n, all's!"

„© mei'," sagte die Juli, „wie ischt denn dös nur kemma,

Moidle?"

„vor a' acht Tag Ham s' g'holzt im Wildgrab'n. lvie der
Ma' zur Marent kummt, sag' i': ja, Ma', du hast ja a' Loch
im Stiefel. — Söll kann
scho' sein, sagt er, 's
lfackl ischt ma' aus-
g'rutscht. — Ja, sag' i',
mit dein Loch kannst död
net nmanandergeh'n, und
ziag cahni d' Stiefel aus.

Da stach >', daß der Fuß
ganz damisch blüat. Du,

Ma', sag' i', dös ischt
nix Genau's — da muaß
i' geh'n a' Spinnweb'n
hol'n und übrilegen. Weil
unseroans do' sei' lsäusl ordentlich spüllt, Hab' i' lang koan'
g'fundcn — erst unterm Dach a' große graue, die i' d'rauf 'tan

Hab'; aber 's Blüaten hat
net aufg'hört. Da sagt der
Knecht, a' frische Erden
waar' guat. Wie i' im
Garten die Lrd'n hol',
kimmt die Waldboten-Leni
und nioant, an verhackter
bsähnerfuß waar' no' besser.
Na' Hab' i' halt d' Lrd'n
und den verhackten pähner-
fuß d'rauf 'tan, und da-
mit der Ma' st' den lsaxen
net verkühlt, was do' 'as
schiachste bei an jeden Wehdam ischt, Hab' i' eahm sein' langen,
wollnen Schneestrumpf umig'wickelt, wo er den ganzen Winter
ang'habt hat, und den hat
er die acht Tag ang'lassen.

Da kann ma' do' g'wiß net
sagen, daß er si' verkühlt hat."

„Na, dös net," meinte
die Juli, „aber sag' g'schwind,
wie ischt's denn weiter gan-
gen? Woaßt D', meine Frem-
den warten aufs Essen."

„Ja mei'," fuhr die Moidle
fort, „blüat hat's nimmer,
aber anderntags sagt der Ma', er hätt' so vüll an Wehdam.
Wie i' an Fuß ang'schaugt Hab', ischt er dick g'west wie an
Baam und hart wie an Stoan. Bei a' G'schwulst legt ma'
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Wehdam am Fuss"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1908
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1913
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 128.1908, Nr. 3282, S. 299

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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