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Und des Ritters Augen glänzm
Wie die Augen eines Trinkers
Bei dem letzten Guldenzette!;

Und er Prüft die blanken Waffen,
Drückt an's Herz den Frack vom Gunkel;
Liest die fämmtlichen Journale —

Liest sie alle bis an's Ende,

Liest die herrlichen Gedichte-

Und der Ritter lebt,noch immer! —

Ja er lebt und ruft begeistert:

„O Pepita de Oliva!

Stern aus Spanien — Deutschlands
Sonne!

Keine Jüdin, aber edel!

Die gewohnt im gold'nen Lamme,
Leopoldstadt Nro. 30. —

Engel Du im Strahlenkleide —

Sieh', Dein letzter Ritter stirbt!"

„O Pepita de Oliva!

Könnt' ich singen, wie Du tanztest
Madrillenna und El Ole,

Daß die Nachwelt noch genöße.

Was mit mir zu Grabe geht!"

„Diese Augen, groß und leuchtend
Wie der neu geputzte Luster
In dem Kärnthnerthor-Theater,

Wie des Doktor **’§ Nase;

Diese el-olirten Haare —

Millionen Finsternisse —

Diese Füßchen, diese Waden,

Glücklich o! wer das gesehen.

Glücklicher, wer mehr als sah!" —

Der letzte Pepitist.

„Zwar so mancher edle Ritter
Rümpfte seiner Zeit die Nase,

Sprach: „ „Wohl seid Ihr schön, Sennora!
Aber Euer Tanz verletzet
Guten Anstand, reine Sitten;

Und ist eine raffinirte.

Auf Coulissen abgezog'ne
Span'sche Nationalität!""

„Ha, mein Schwert! daß ich vernichte,
— Wären sic nicht schon gestorben —
Diese edlen, falschen Ritter,

O Pepita, steh' mir bei!" —

„Ist das gegen gute Sitten,

Daß zugleich es Viele sehen.

Was ein Jeder gern für sich sieht? —
Deine Füßchen, — welch' ein Anstand
Deine Arme — weiß wie Unschuld,
Dein Tricot — wie ohne Makel,
Ethnographisch! — nationell!" —

„O du kennst die Sittenreinheit
Jener Ritter, o Pepita!

Kennst die uns're und die Deine,

Sowie die der lieben Welt. —

Und du lach'st und tanz'st El Ole, —
Lüpf'st das leichte Oberröckchen —

Zeig'st die weißen Unterhöschen —
Schlägst ein Rad mit beiden Beinen —
Kömmst, knix'st, lach'st, hüpf'st, tanz'st
und sieg'st!" —

„Doch — was träum' ich noch von
Siegen?

Ach, Pepita ist verschwunden.

Traurige Rimiuiscenz.

Ist verschwunden wie die Andern, —
Ich, der Letzte Ihrer Treuen,
Schwelg' im Abglanz ihrer Reize,
Wie der Knopf am Stephansthurme,
Glüht im letzten Sonnenstrahle, —
Und nach wenig Augenblicken
Bin ich bleich, wie jener Knopf!"

Also sprach der edle Ritter. —
Matter gehen seine Pulse,

Matter werden seine Blicke;

Doch er rafft die letzten Kräfte
Noch zusammen, um zu enden
Wie Graf Mannsfeld in den Waffen
Starb im dreißigjähr'gen Krieg.

Und mit seines Knappen Hilfe
Zieht er an den Frack vom Gunkel,
Klemmt in's linke Aug' den Zwicker,
In die Hand den Operngucker,

Sitzt im Lehnstuhl wie im Sperrsitz,
Und der Knappe muß ihm lesen
Bäuerle's Theater-Zeitung.

Hoch beseligt lauscht der Ritter,
Klopft mit seinen dürren Fingern
Nach dem Takt der Kastagnetten. —
Klopft der Ritter, — liest der Knappe.
Und kaum bei der dritten Zeile
Ist der alte Ritter tobt! — — —

Und so starb er wie er lebte,

Anno Neunzehnhundert — so viel! —
Als der Letzte seines Stammes,

Des Olivenritter-Ordens,

Als der letzte Pepitist.

„Das ist derselbige Platz, wo ich anno 34 bei dem großen Wasser Malheur hatte. Ich verlor dabei meine selige
Frau und einen Regenschirm. Der Regenschirm war noch ganz neu."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Traurige Riminiscenz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Werktitel/Werkverzeichnis

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Entstehungsort (GND)
München

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Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Verlust <Motiv>
Gespräch <Motiv>
Geringschätzung
Hochwasser
Karikatur
Landschaft <Motiv>
Ehemann <Motiv>
Ehefrau
Satirische Zeitschrift

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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 18.1853, Nr. 422, S. 111

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