21. Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- ^ .,.„__r_
Handlungen, sowie von allen Postämtern und = ^-MitSrnW » den Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr. R.-W.
^ od. 2 Rthlr. Einzelne Nninmern kosten 12 ft. oder 4
.w 4. ,1 y V I vivil VUll UUCU -p U |l
Zeitnngsexpeditionen angenommen.
Erscheinen ivöchentlich. Snbscriptionspreisfür VVI77 Ud
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Sgr.
Probatnm est.
I.
Daß Meister Staps in Langenwinkel, seines Zeichens ein
Schuhmacher, doch eigentlich ein recht glücklicher Mann und —
was noch mehr Wunder nehmen muß — ein recht glücklicher
Ehemann sei, — darüber war gewiß Niemand im Zweifel, der ihn
einmal an einem heißen Julisonntage so recht seelen- und still-
vergnügt mit seinen weißlinnenen Hemdärmeln aus dem Fenster
schauen sah, hinter ihm sein junges, schmuckes Weib mit einem
rothbackigen Buben, der in den blonden Locken des Vaters
mit seinen kleinen runden Händchen herumkrabbelte. Dann
schaute sich der Meister lächelnd um, kniff den kleinen, lieben
Unhold schnalzend in die weichen Bäckchen und blies mit
großer Befriedigung die blauen Wolken seiner Tabakspfeife
noch um Eins so weit in die schwüle Luft hinaus.
Daß Meister Staps sogar sehr glücklich und beneidens-
werth sei, leuchtete zumeist denjenigen Männern ein, die Sonn-
tag Abends schweißtriefend, mit rothen sonnverbrannten Gesich-
! fern, ein Kind auf dem einen und die putzbeschwerte Frau an
dem andern Arm, eine Staubwolke und noch ein ganzes Rudel
von Sprossen hinter sich herwirbelnd, von dem benachbarten
Vergnügungsorte zurückkehrend, an Meister Staps Häuslein vor-
über wallten, eine müde staubbedeckte Karavane, sich sehnend
nach der Oase der häuslichen Kühle und der ruhebringenden ,
Ofenbank. — Diese geplagten Eheherren — 0 wie sahen sie
mit neidischen Blicken hinüber zu Meister Staps, der in seiner
Hausthür so ruhig und würdevoll stand, nicht müde, nicht
ausgebrannt, ein ächtes, rührendes Bild sonntägigen Still-
lebens. — O, sie selber aber hatten mit den vergnügungs-
süchtigen Frauen hinauswallen gemußt in die unerträgliche
Hitze und den unvermeidlichen Staub, hatten den Ueberschuß
des Wochenverdienstes durch ihre eigene und durch die Kehlen
ihrer kleinen durstigen Schreihälse gejagt, — und brachten
nun zum Tank für diese Aufopferung eine mürrische Frau,
Knaben mit zerriffenen Hosen und Mädchen mit befleckten
Kleidern, wieder nach Hause; — und über diese Unglücks-
fälle brach nun ein Donnerwetter in Worten aus dem Munde
der Frauen hervor, daß den armen Männern, die doch so
gar unschuldig waren, nun erst recht heiß zu Muthe ward.
Und Meister Staps — siehe da — der stand ungeplagt
und ohne Donnerwetter in seiner Thür, neben ihm auf einer
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Handlungen, sowie von allen Postämtern und = ^-MitSrnW » den Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr. R.-W.
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Probatnm est.
I.
Daß Meister Staps in Langenwinkel, seines Zeichens ein
Schuhmacher, doch eigentlich ein recht glücklicher Mann und —
was noch mehr Wunder nehmen muß — ein recht glücklicher
Ehemann sei, — darüber war gewiß Niemand im Zweifel, der ihn
einmal an einem heißen Julisonntage so recht seelen- und still-
vergnügt mit seinen weißlinnenen Hemdärmeln aus dem Fenster
schauen sah, hinter ihm sein junges, schmuckes Weib mit einem
rothbackigen Buben, der in den blonden Locken des Vaters
mit seinen kleinen runden Händchen herumkrabbelte. Dann
schaute sich der Meister lächelnd um, kniff den kleinen, lieben
Unhold schnalzend in die weichen Bäckchen und blies mit
großer Befriedigung die blauen Wolken seiner Tabakspfeife
noch um Eins so weit in die schwüle Luft hinaus.
Daß Meister Staps sogar sehr glücklich und beneidens-
werth sei, leuchtete zumeist denjenigen Männern ein, die Sonn-
tag Abends schweißtriefend, mit rothen sonnverbrannten Gesich-
! fern, ein Kind auf dem einen und die putzbeschwerte Frau an
dem andern Arm, eine Staubwolke und noch ein ganzes Rudel
von Sprossen hinter sich herwirbelnd, von dem benachbarten
Vergnügungsorte zurückkehrend, an Meister Staps Häuslein vor-
über wallten, eine müde staubbedeckte Karavane, sich sehnend
nach der Oase der häuslichen Kühle und der ruhebringenden ,
Ofenbank. — Diese geplagten Eheherren — 0 wie sahen sie
mit neidischen Blicken hinüber zu Meister Staps, der in seiner
Hausthür so ruhig und würdevoll stand, nicht müde, nicht
ausgebrannt, ein ächtes, rührendes Bild sonntägigen Still-
lebens. — O, sie selber aber hatten mit den vergnügungs-
süchtigen Frauen hinauswallen gemußt in die unerträgliche
Hitze und den unvermeidlichen Staub, hatten den Ueberschuß
des Wochenverdienstes durch ihre eigene und durch die Kehlen
ihrer kleinen durstigen Schreihälse gejagt, — und brachten
nun zum Tank für diese Aufopferung eine mürrische Frau,
Knaben mit zerriffenen Hosen und Mädchen mit befleckten
Kleidern, wieder nach Hause; — und über diese Unglücks-
fälle brach nun ein Donnerwetter in Worten aus dem Munde
der Frauen hervor, daß den armen Männern, die doch so
gar unschuldig waren, nun erst recht heiß zu Muthe ward.
Und Meister Staps — siehe da — der stand ungeplagt
und ohne Donnerwetter in seiner Thür, neben ihm auf einer
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Probatum est"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 18.1853, Nr. 429, S. 161
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
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