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Pädagogische Briefe.

j ganz junge Gänse zu wählen — in den Rumpf dieser Gans
! steckte ich nun — erschrecken Sie nicht, ma chere — einen
lebendigen Sperling, den ich mir besonders dazu hatte fangen
lassen, und nähte dann den Rumpf wieder zu. Am Tische saßen
meine jungen Damen noch mit der Suppe beschäftigt, als ich
die Gans auftragen ließ. Bald glaubten einige der Damen
ein leises Piepen und Zwitschern im Innern des Gänsebratens
zu hören, und kaum hatten sie diese Bemerkung den Uebrigen
mitgetheilt, als im Innern der Gans sich ein gewaltiger Lärm
erhob. Als wäre ein Blitz zwischen sie gefahren, saßen Alle
da; sicher hätten ihnen die Haare zu Berge gestanden, wenn
sie nicht in Zöpfe geflochten gewesen wären, und was mir das
Liebste war. Alle rissen die Augen auf, daß ringsum das Weiße
sichtbar wurde. Was ich in diesem Augenblicke empfand, kann
ich Ihnen, Theuerste, mit Worten nicht ausdrücken. So muß
es Eolumbus zu Muthe gewesen sein, als er zuerst den Boden
Amerika's betrat. Als nun endlich gar der internirte Sper-
ling an einer Stelle, die ich nicht ganz fest zugenüht, und
die ich näher zu bezeichnen Anstand nehme, seinen Schnabel
herausstreckte, da stieg der Schrecken und die Verwunderung bis
zu einem Grade, daß die Augen der Damen einen Durchmesser
von wenigstens ll/2 Zoll gewannen. Schnell ergriff ich nun
ein Messer, öffnete die Naht und, wie ein Phönix aus der
Asche, flog der befreite Sperling zwitschernd einer meiner Schü-
lerinnen in die Locken und durch das offene Fenster hinaus.
Einen gemeinschaftlichen Schrei ausstoßend, sprangen Alle auf,
ich aber schaute so scharf als möglich nach ihren Augen und
glauben Sie mir, cs gab einen Augenblick, wo die Größe dieser
Augen mir wirklich unheimlich vorkam. Was ich durch Monate
lange Anwendung des weiblichen Augenvergrößerungsgemachs
nicht erreicht hatte, erreichte ich hier in wenigen Secunden, wie
ich zu sagen pflege, durch einen einzigen „Augenvergrößerungs-
schreck."

Wenn auch die beinahe unnatürliche Größe der Augen bei
meinen Schülerinnen wieder etwas abnahm, so bin ich doch fest
überzeugt, daß eine dauernde Wirkung jenes pädagogischen
Akts zurück geblieben ist, und ich hoffe nunmehr bald so weit
zu kommen, daß ich an die eigentlichen weiblichen „Blickübungen
nebst „Augenheb- und Senkübungen" gehen kann. Es werden
sich da auch wieder einige pädagogische Maschinen nöthig machen.
Da aber alle meine Erfindungen, wie meine Gedanken, nur in
Folge eines Zufalls eintreten, wie ich Ihnen mitzutheilen schon
die Ehre hatte, so werde ich Ihnen, bis ein solcher Zusall ein-
tritt, zunächst Nichts weiter zu schreiben haben, bin vielmehr
bis dahin

Ihre

Eulalia Faltenschlepper,
Inhaberin einer Pensionsanstalt der rationellen
pädagogischen Richtung.

„Bravo, bravo, da capoü!"
(Fortsetzung folgt.)

„Halb vier Uhr!"

Die Sprache der Hände.

«Fortsetzung.)

„Dein auf ewig!"

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Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Die Sprache der Hände"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
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Hand <Motiv>
Tageszeit <Motiv>
Geste <Motiv>
Karikatur
Treue <Motiv>
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Fliegende Blätter, 18.1853, Nr. 432, S. 187

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