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Geschichti

man sie sich in Thüringen erzählt.

„DaS war' schon recht," sagte der Wichtelbauer, trinkt
■ sein Bier auS und gehl heim, und wie er zu Hause kommt
; nimmt er sein Flinte vor, schüttet eine kleine Handvoll Pulver
: hinein, setzt einen richtigen Wergpfropfen darauf, hält sie in
j daS UhrgehäuS hinein und — drückt ab.

Das erste Mal ging sie aber nicht log; daS thun dir i
Bauernflinten nie in Thüringen; der Wichtclbauer ließ sich ^
aber nicht irritiren und zog de» Hahn zum zweiten Mal auf, ]
und als es da wieder klappte, zum dritten Male.

„Aber was machst denn Du da?" frug ihn seine Krau
> und schlug die Hände über den .Kopf zusammen.

„Schwaben tobt!" sagte der Wichtelbauer; mit dem Worte
fuhr der Schuß heraus und Alles was drinn gewesen war,
! Schwaben, Räder, Federn, Schraube», selbst der Gehäusedeckcl
blieb nicht sitzen, und wie sich der Qualm nur ein klein wenig
verzogen und die Frau aufgehört hatte zu schreien, lag die
; ganze Bescheerung um den Wichtclbauer her.

Der stand noch eine gute Weile, stumm vor Schreck und
Staunen mit der abgeschossenen Flinte in der Hand im Zim-
' mer, dann aber stieß er den Kolben auf den Boden nieder,
i kratzte sich hinter den Ohren und sagte:

„Das wird nimmer gemacht."

Herr« Grafs Tagebuch wahrend seines Besuches in Berlin.

«Fortsetzung.)

In Berlin befindet sich auch das größte Modcmageziehn j
der ganSen Welt, welches man glaube ich bei Gersohns j
nennt, wovon sich aber Niemand keinen Begriff nicht machen
kann, denn es find alleine ohne die Kundschaft an die tausend
Komise zum Verkaufen da, warum man es auch Hoflieftand
nennt. In diesen Lokahlitäten liegen so viel Waaren, daß
Asien, Afrika und Australichen, welche bekanntlich alle gar
keine Kleidungsstücke anziehen, aber wenn man diese halbe
Welt gans unverkleidct in die eine Thire hinelnschickt, so
können sie alle auf die andre Seite modernifirlich von Kobs
bis Fuß beioge» herausgehen, was doch gewiß gleichfalls ein
Weltwunder zu nennen ist.

Diesen Moament, wo die Wilde» in burübus auf eine
Seite hineingehcn und als Eiroba gekleidet auf die andre
hcrauskommcn, bat Koble sehr boedisch angefaßt und auS-

Wir hatten so viel von den Berliner Thiergarten Ric-
menswerthcs gehört, daß wft uns beschlossen hatten, dieses als
so etwas Vorziglichtes mit bis zuletzt aufzuhcben, doch konn-
ten wir unS von Sehnsichdichkcit jetzt nicht mehr zurick-
haltcn und stirmten in Gallobf vor das Brandenburgerthor,
wo dieser Thiergarten sich befindet. Friher soll es hier von
wilden Thieren wie Bären, Löwen, Eilen u. s. w. gewimmelt

haben, welche sich vielleicht habe» für Geld sehen lassen, aber
wir nun die Einkommenstcier ist erfunden geworden, da find
sie nicht mebr aus ihre Kosten gekommen und haben sich
gedrückt.

Dieser Thiergarten besteht jetzt aus lauter schönen Bci-
men, welche so einladend gewachsen find, daß sich viele Berliner
zum Vergnigen dort aufhenge», welches in manche Zeiten soll
so stark gehen, daß sie ordentlich aufeinander warten, bis wie-
der Einer dran kommen kann. Wer weiß übrigens ob dieses
wahr ist und eS ist vielleicht auch nur eine Legende. Thiere
giebt es aber jetzt in den Thiergarten keine nicht mehr als
höchstens Sberlinge, Rawcn und Hunde, welche aber sämmtlich
ein Skeicrzeichen haben müssen. Die Eichhörnerchens gehören
schon zu die seltenen Erscheinungen. Statt die SingvögclS
habe» sich in die Laubgänge verschiedene alte unbrauchbare
I Jnfahlidcn eingenistet, welche das Vogclgezwitscherlichte auf
: ihre alten Leierkastens durch sehr mehlankohlische Weise ersetzen.

! Hier und da singt auch einer einmal dazu und erhält von die
! Vorübergehenden alSdann eine Kleinlichkeit mit der Bitte, daß
j er bald aufhöre» soll.

Wenn man dieses glücklich überstandcn hat, so befindet
j man sich bei Kroll's Wintergarten, welcher an Pracht und
I Glans auch über alle Begriffe steigt. ES haben einige hundert-
i tausend Menschen darin Blatz, obgleich es vielmehr ein Saal
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Herrn Graf's Tagebuch während seines Besuches in Berlin"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Fremdbild
Mode <Motiv>
Metamorphose <Motiv>
Kaufhaus
Naturvolk
Karikatur
Kleidung <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Berlin
Gerson, Hermann

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 22.1855, Nr. 517, S. 102

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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