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Der Wucherer.

(Fortsetzung.)

Ja reich konnte man den Mann nennen, der in einer Dach-
stube, umgeben von rußgeschwärzten Schornsteinen, sein Asyl
aufgeschtagen hatte. Das große Haus war sein Eigenthum und
nur sein angeborner Geiz veranlaßte ihn, den Wolken so nahe
zu wohnen.

Ehrlich war ein Kleingeldgeschäftmacher, und im echten
Sinne des Wortes ein Wucherer, der vom niedern Pfandschein
bis zum silbernen Service aufwärts. Alles kaufte, wenn er cs
anders um ein Spottgeld an sich bringen konnte. Daneben
trieb er auch einen sogenannten Batzenholzhandel, und gab
während dieses grimmigen Winters drei winzige Scheitlein für
einen Kreuzer. Sein Weib war eine, den Dienstboten wohl-

bekannte Kartenschlägerin, Platzverdingerin, Heirathmacherin
und Niemand verstand es, nach den Aussagen ihrer Kunden,
besser, einen rührenden Liebesbrief zu schreiben, wie sie.

Derartige vielnamige Geschäftstriebe ernährten dieses Ehe-
paar, das keinen Hähern und edlern Genuß kannte als den Magen
recht behaglich zu füllen, und das betrügerisch aufgehäuste Geld
zu zählen, — reichlich. Dabei gaben sich beide Leute aber immer
den Schein der Dürftigkeit, und klagten, so oft sich eine Gele-
genheit darbot, über Nahrungssorgen und über harte, schwere
Zeiten. Das geschah aus gutem Grunde, denn Ehrlich wollte
nicht für den Geldverleiher selbst, sondern für den Geldaufbringer
gelten. Auf solche Weise konnte er nämlich doppeltes Honorar
verlangen: ein Mal für die Mühe, die er sich gab, dann
für den, der es scheinbar lieh. Ihm waren alle Geschäfte, die
nicht dreißig bis fünfzig Prozente abwarfen, in denTod
zuwider. Auch lieh er nur, wo er gar kein Risico hatte; denn

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Erklärung.

Bäuerle's Theaterzeitung vom 15. Februar 1847 bringt eine Anecdote über die Entstehung der Carrikatursiguren:

„Baron Beisele und I>r. Eisele"

in den fliegenden Blättern. Dieselben sollten, jenem Artikel zufolge, in einem Künstlerkreise auf der Menterschwaige bei München
im Sommer des verflossenen Jahres von den H. H. W. v. Kaulbach und Rud. Marggraff erfunden worden sein.

Wir fühlen uns bemüffiget, die sämmtlichen deßfallsigen Angaben, trotz der Bestimmtheit, mit welcher sie in jenem
Blatte ausgesprochen, alsdurchausunwahrzu bezeichnen, und bemerken zu deren vollko mmener Widerleg ung, daß beide
Figuren bereits im April des Jahres 1846, wie allbekannt, ihre Wanderung durch Deutschland in den fliegenden Blättern
antraten.

Erdacht wurden „Eisele und Beisele" durch die Unterzeichneten; die Zeichnungen sind von Casp. Braun, Namen
und Texte aber von Fr. Schneider.

München, im Februar 1847.

Die Redartio« der fliegenden Dlätter.

Casp. Braun. — Fr'. Schneider.

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