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Der Wucherer.

(Fortsetzung.)

In Folge dieses Geplauders, das allmählich in ein
lautes Gespräch überging, erwachte das nur leise schlafende
Kind, und nun hätte man die verschmitzte Madame Ehrlich
sehen sollen, wie sie plötzlich Leben und Bewegung bekam.
Wie ein Tauber, der seine Lieblingstaube girrend umkreist,
so tummelte sic sich um die Wiege herum, und nahm unter
einer Fluth von Schmeichelworten liebkosend das Kind aus der
Wiege, gab ihm eine Schnitte feinen Zwieback in das Händchen

und legte es so der Mutter, die die Arme danach ausstreckte, an
die Brust.

Tie Argwohnlose war durch die Gleißnerei dieser betrügeri-
schen Familie vollkommen getäuscht. Unter freudiger Rührung
dankte sie im Stillen Gott, der sie für ihr Kindlein eine so
vortreffliche Pflege, wie sie meinte, finden ließ. Dem freund-
lichen Gesichte der Mutter gegenüber lächelte jetzt das Kindlein
so heiter und saugte dabei so vergnügt und behaglich an der
Zwiebackschnitte, daß auch jeder Andere es für recht wohl-
geborgen halten konnte, und der Mutter, die eine weite Reise
zum Zwecke ihrer Verehelichung beabsichtigte, wurde es bei
dem Gedanken: mein Kind ist in guten Händen — wieder
leichter um's Herz.

Sie theilte nun der Familie Ehrlich mit, daß sie noch diese
Nacht mit dem Postwagen abgehen und unter halber Jahres-
frist nicht wiederkehren werde. Mit der Liebe einer braven
rechtlichen Mutter einpfahl sie dann ihr Kind den beiden Leuten,
zog ihre Brieftasche und legte sechs Zehnguldenbanknoten auf
den Tisch. Somit war das Kostgeld auf sechs Monate voraus
bezahlt. Madame Ehrlich erhielt noch überdies einen schiveren
Schatzgeldthaler, und nun folgte ein Abschied voll Thränen und
Versprechungen.

Kaum hatte die getäuschte Mutter die Thüre im Rücken,
so reichte Ehrlich seinem Weibe vergnügt die Hand, und ver-
sichette, daß er vorhin sie nicht im Mindesten habe beleidigen
wollen.

Die Madame hatte auch wirklich eine versöhnliche Natur,
und lüstern, wie sie war, nahm sie dem armen Kinde den Zwie-
back aus der Hand, der auch alsogleich innerhalb ihres großen
Mundes verschwand. Nun wurde das Kind wieder in die
Wiege gelegt, das Zuckerwasser trank ebenfalls die Pflegerin,
und eine Minute später, während welcher auch Zucker und
Zwieback in den Kasten geräumt wurden, hielt das für ein so

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Wucherer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Kind <Motiv>
Mutter <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 4.1846, Nr. 81, S. 65
 
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