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Peter und Paul.

„Das ist ja — Hülfe in der Noth!" lachte Schiffer
noch lauter auf. „Nun jage was Du kannst, die Damen
werden unter meinem Schutze Deine Rückkehr erwarten."

Die Angelegenheit verlief sehr glücklich. Der Himmel
hatte sich aufgeklärt, und nach einer halben Stunde kehrte
der Assessor athemloS zurück.

„Du hast ihr doch in meiner Abwesenheit nicht gesagt,
wem die Brieftasche gehört, oder sie gefragt, auf welche
Weist sie in den Besitz derselben gcrathen sei?"

„Sei ruhig, mein Junge, ich war discret. Uebrigens
wird sich die Geschichte schon aufklären, denn ich glaube, wir
sehen die Damen heute nicht zum letztenmale."

Frau Gräfe war von dem Spaziergang recht befriedigt
heimgekehrt. Die beiden Herren hatten sich verabschiedet und
das Versprechen mitgenommen, bei nächster Gelegenheit dem
„Papa" vorgestellt zu werden. Den jungen Mädchen machte
die derangirte Toilette weniger Sorge als sonst. Marie
dachte an den Assessor, Anna an den Kaufmann, und als
beim Gesammtsouper aus Versehen ein Glaö Rothwein ver-
schüttet wurde, ging Frau Gräfe mit himmlischen Vorahnungen
• von Hochzeit- und Taufschmaus zu Bette.

Nach 8 Tagen erhielt Marie einen Brief, dessen Schrist-
züge dem bewußten Wäschzcttel unläugbar ähnlich waren.
Der Assessor theiltc ihr mit, daß durch ihre Hülfe mit der
Marke sein Bittgesuch noch rechtzeitig eingetroffen, erledigt
und zu seinen Gunsten ausgefallen sei. Seine Zukunft wäre
gesichert, und gewiß auch glücklich zu nennen, wenn sie bei
ihren Eltern seine Bewerbung um ihre Hand befürworten
! wollte. Sein Onkel habe, da er auf seine Unterstützung
fortan verzichte, das Jawort gegeben, und so stünde nichts
seinem Glücke entgegen.

Diese Heirathsconferenz war für Papa Gräfe viel
erquicklicher, als irgend eine Zolldebatte; sie wurde auch
rascher zu Ende geführt.

Nach einigen Monaten wurde Hochzeitskuchen gebacken,
und Life hatte keinen Grund über Theuerung zu klagen, denn
liegen und Sonnenschein parirten seither ganz ordentlich.

- Alö die Hochzeitsgäste sich entfernten, und das junge
Ehepaar sich allein befand, zog Marie recht gcheimnißvoll
die Brieftasche hervor, umarmte ihren Gatten zärtlich und
sprach: „Da nimm, wir sind beide Dein Eigenthum."

Da nun auch Schiffer für die „Kleine" ein merkliches
Faible fühlte und außerdem als „Paul Schiffer" unter der
wohlbekannten Firma um ihre Hand anhielt, wurde be-
schlossen, daß am nächsten Peter- und Paultage auch Anna
ihr holdes Köpfchen vor dem Gewittersturm des Lebens
unter dem Brautkranze schützen möge.

Frau Gräfe aber hat den heroischen Entschluß gefaßt,
zum Wohle der unaufgeklärten Menschheit einen neuen un-
trüglichen HauSkalcndcr herauSzugebcn; sie beschäftigt sich
vorläufig mit dein Tikcl, der allem Anscheine nach Peter
und Paul heißen soll.

1». von Ernst

Der Bauer und das Schwein. 115

Bei Nacht im Mondenscheine,
Da geht wohl über die Heid'
Der Bauer mit dem Schweine,
Sie geben sich's Geleit.

Der Bauer ist besoffen,

Das Schwein ist nüchtern sehr;
Daö Schwein ist ihm entloffen,

Er sicht das Schwein nicht mehr.

Der Bauer kommt zum Stalle:
„Dahin gehört ein Schwein,

Ein Schwein in jedem Falle,
Ein Schwein muß da hinein."

Für'S Schwein, das er verloren,
Sich selber mit Bedacht
Hat er an beiden Ohren
Zum Stall hinein gebracht.

Nicht zu dem Stalle finden
Sich immer alle Schwein',

Doch bleibt auch eins dahinten,
So tritt ein andres ein.

15
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Bauer und das Schwein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Diez, Wilhelm von
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Nacht <Motiv>
Karikatur
Schwein <Motiv>
Bauer <Motiv>
Trunkenheit <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 44.1866, Nr. 1083, S. 115
 
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