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J-O" V. V. ..— -tv— -und Preis für den Band VN« 5*fi ST?iimnii>rit aff S4.fr ' -.Ih.

Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptions-^

< von 26 Nummern 6fl. 54 kr.J
ob. 2 Rtlstr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. oder 2'/,Sgr.

Peter und Paul.

(Schluß.)

Die halbe Stadt war auf den Beinen; das Wäldchen
war ein gesuchter Spaziergang. Eine Unzahl Wagen und
Omnibusse bedeckten die Fahrstraße, während das Straßcn-
pflaster von Fußgängern wimmelte. Unter den vielen Equipagen
machte sich der kleine Tilbury des jungen Kaufmanns Schiffer
bemerkbar, der mit seinem Freunde dem Assessor Altbcrg
dem Wäldchen zujagtc. Dort angekommen, stiegen die jungen
Herrn aus, schickten den Wagen zur Stadt zurück und
schleuderten Arm in Arm durch die schattigen Alleen.

„Es wäre doch recht schade, Altberg, wenn ich plötzlich
ein armer Teufel würde, und auf all' diesen Comfort, der
mir so behaglich erscheint, verzichten müßte. Ach was, ich
könnte mich auch ohne ihn behelfen, mir wär's nur leid um
meine guten Freunde, denn offen und ehrlich gestanden, Du
siehst so verzweifelt aus, daß ich die feste Ueberzcugung
haben muß, von Deiner letzten Monatsgage sei auch nicht
die blässeste Spur mehr in Deiner Börse vorhanden, und
Dein gestrenger Herr Onkel zahlt Dir die versprochene Zu-
lage lieber um zehn Tage später als einen Tag früher aus.

„Gelt, Du.hast nichts bekommen? ich kenne das. Mach'
Dir keine Sorgen, mein Junge, meine Börse ist tüchtig
gespickt, also frisch drauf los, sei vergnügt und lasse den
Kopf nicht hängen."

,jSag', ist eö nicht ein wahrer Jammer, immer nur
von der Herzlichkeit seines Freundes Gebrauch machen zu
müssen, während mein Onkel, dieser steinreiche Mann, mich
oft tagelang ohne Geld läßt, und mir auf diese Weise jede
Gelegenheit nimmt, mich dem unschuldigsten Vergnügen sorg-
los hinzugebcn? Erst heute — —"

„Potz Tausend!" unterbrach Schiffer, „sich einmal,
dort rechts, neben dem. Reitsteg, die beiden Frauengestalten,

wahrhaftig, das sind unsere Damen von gestern Abend in
duftiger Sonntagstoilctte. Ja, ja, die links, ist die Zarte !
mit den kleinen Füßchen, in der Mitte eine dicke Mama oder
Gouvernante, und rechts, die Schöne mit den vollen Schul-
tern. Nimm rasch Deine Brille, che sic unter den Bäumen
verschwinden. O weh, sie sind schon fort."

Der Assessor hatte plötzlich alle Finanzcalamitäteu und
Eristenzsorgen vergessen. Am Arme seines Freundes eilte er
rasch nach der Richtung, wo sich die bezeichnetcn Damen
befanden.

Frau Gräfes mütterliche Eitelkeit feierte heute einen
der großartigsten Triumphe.' Von allen Seiten wurden ihre
Töchter beguckt, und die halblauten Bemerkungen über den
Reiz und die Anmuth ihrer Kinder entgingen ihr nicht. In
dieser seligen Stimmung vom Dunkel des Waldes umgeben,
hatte sic am Allerwenigsten bemerkt, daß die Zahl der Fuß-
gänger sich plötzlich verminderte, und alles den bereitstehenden
Wagen zuströmtc. Auch die Mädchen hatten keine Ahnung,
daß ein arges Wetter hcraufzog, bis die ersten Regentropfen
Anna's freie Schulter benetzten.

„Mama, cs rcgnct, was werden wir beginnen. Alle
Wagen besetzt, der Weg bis zum Pavillon so weit. Unsere
neuen Kleider, die Hüte, alles wird durchnäßt."

„DaS hat man davon, wenn man am Peter- und
Paultage in's Freie geht, ich habe es ja bestimmt gewußt,
daß cs regnen würde, allein die dumme Life hat mich ganz
confus gemacht. Run ist nicht mehr zu helfen. Macht Eure
Sonnenschirme auf, Mädchens, wir wollen zusehen, daß wir
nach dem Pavillon kommen."

Dabei schritt Frau Gräfe energisch voran, die Mädchen
folgten, indem sie ihre Toilette sorgfältig in Acht nahmen

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