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Handlungen, sowie von allen Postämtern undM^L AGD M preis für dm Band von 26 Nummern 3fl. 54 kr. J ''
Zeitungserpeditionen angenontmen._°d. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummer» 9 tr.oder 2y,Sgr.
Tante Pepi.
(Fortsetzung.)
D, daß der Frühling, Sommer und Herbst so schnell
! Verging! Freilich hatte auch der Winter im Städtchen seine
i Freuden, aber die Schwestern trugen noch ihre Traucrge-
! wänder und Johanna mußte sich vor jedem kalten Lltsthauche
schützen; die Tanzvergnügungen waren auch nicht nach Pcpi'ö
Sinn, sie fühlte sich dort nicht heimisch, das Kind der Natur
und der ungcschulten Bewegungen verlor daselbst jede Grazie
und Unbefangenheit und kam sich, selbst vor, wie in einer
verzauberten Welt. Sophie allein wäre gerne dorthin ge-
gangen, aber auch sie fand reichliche Entschädigung, denn der
freundliche Landarzt hatte die Behandlung der kränklichen
? Schwester übernommen und verweilte dann gern und lange
bei ihnen, viel lieber als bei Musik und -ranz. Jettchcn
freilich besuchte die Bälle; aber was wußte diese viel zu
j erzählen, sie, welche stets die Augen senkte! was wußte
j sic zu erzählen von dem Einen, ob der Vetter recht ver-
gnügt und hübsch gewesen sei? Schon bei der einfachen Frage
darnach erröthete das schüchterne Jettchcn.
Der Vetter benützte sonntäglich sein Verwandtschafts-
| recht und besuchte die Väschen. Wenn sic aber auch Alle,
wie draußen im Walde beisammen saßen, es fehlte Manches,
vd fehlte der frische Waldcsduft und die Stimmung, cs
fehlten die Blumen und Beeren, die Eichkätzchen und Hasen,
es fehlte das überaus belebte Gesprächsthema, es fehlte der
lange Tag. Wenn das Jettchcn bei früher Dämmerung nach
Hause mußte, begleiteten der Vetter und der Landarzt sic
schicklich erweise und die arme Johanna bedurfte auch der Ruhe.
Doch der Frühling kam wieder, dieser treue Freund in
Jugend und Alter, der alle auf ihn gesetzten Hoffnungen
niemals ganz unerfüllt läßt und wieder begannen die Wald-
spaziergänge, aber ach! in ganz gleicher Weise wiederholt sich
selten ein Glück. Johanna mußte oft das Haus hüten und
Jettchcn leistete ihr abwechselnd Gesellschaft, dann kehrten
sic bäldcr, als ehedem zurück, es fehlte ihnen an der rechten,
fröhlichen Stimmung, der Vetter war auch lange nicht mehr
so gesprächig, wie ehedem und schaute auch bisweilen sinnend
nieder. Einmal fuhr er aus seinen Träumereien empor, als
ihn die Pepi nach seinen Gedanken frug und durch die braune
Gesichtsfarbe schimmerte das Blut, er sprach seltsame, abge- ,
brochenc Worte und Sätze — von Einsamkeit, vom Forst-
hause, das ihm der Graf zusagte, von seiner längstverstorbenen
Mutter — und als er dazwischen emporblickte, floß der
feuchte Glanz seiner braunen Augen in den schimmernden
der blauen des Väschens und zum ersten Male senkten sich
dieselben, sie erhob sich rasch, und schweigend kehrten sie heim.
Die schönen, vereinten Spaziergänge sollten jedoch gänz-
lich aufhören. Eines Tages kam der Vetter eiligen Schrittes
zu den Schwestern; sein Antlitz war erregt, cs glühte von
hoffender Freude. Er berichtete, daß der Graf ihn zum
Reisebegleiter in die größten, deutschen Städte erwählt und
ihm die Aussicht eröffnet habe, bei ihrer Heimkehr die Förstcr-
stcllc zu erhalten. Jettchcn war auch zugegen; sie erröthete
bei diesen Worten und Pepi erbleichte, denn diese gedachte
der langen Trennung. Wenige Tage später fuhr der Reise-
wagen durch das Städtchen, sein Rollen that Einem Herzen .
so weh, o, so weh!
Doch ein neues, wichtiges Ereigniß brachte ein neues,
reges Leben unter die Zurückgebliebenen. Der Landarzt
Karl Höß hatte um die Jüngste der Schwestern geworben,
die Hochzeit sollte schon in zwei Monaten gefeiert werden.
Da gab cs viel zu bcrathen, viel zu kaufen, zu schneiden
und zu nähen. Der Leinwandvorrath ihrer vorsorglichen
9
Handlungen, sowie von allen Postämtern undM^L AGD M preis für dm Band von 26 Nummern 3fl. 54 kr. J ''
Zeitungserpeditionen angenontmen._°d. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummer» 9 tr.oder 2y,Sgr.
Tante Pepi.
(Fortsetzung.)
D, daß der Frühling, Sommer und Herbst so schnell
! Verging! Freilich hatte auch der Winter im Städtchen seine
i Freuden, aber die Schwestern trugen noch ihre Traucrge-
! wänder und Johanna mußte sich vor jedem kalten Lltsthauche
schützen; die Tanzvergnügungen waren auch nicht nach Pcpi'ö
Sinn, sie fühlte sich dort nicht heimisch, das Kind der Natur
und der ungcschulten Bewegungen verlor daselbst jede Grazie
und Unbefangenheit und kam sich, selbst vor, wie in einer
verzauberten Welt. Sophie allein wäre gerne dorthin ge-
gangen, aber auch sie fand reichliche Entschädigung, denn der
freundliche Landarzt hatte die Behandlung der kränklichen
? Schwester übernommen und verweilte dann gern und lange
bei ihnen, viel lieber als bei Musik und -ranz. Jettchcn
freilich besuchte die Bälle; aber was wußte diese viel zu
j erzählen, sie, welche stets die Augen senkte! was wußte
j sic zu erzählen von dem Einen, ob der Vetter recht ver-
gnügt und hübsch gewesen sei? Schon bei der einfachen Frage
darnach erröthete das schüchterne Jettchcn.
Der Vetter benützte sonntäglich sein Verwandtschafts-
| recht und besuchte die Väschen. Wenn sic aber auch Alle,
wie draußen im Walde beisammen saßen, es fehlte Manches,
vd fehlte der frische Waldcsduft und die Stimmung, cs
fehlten die Blumen und Beeren, die Eichkätzchen und Hasen,
es fehlte das überaus belebte Gesprächsthema, es fehlte der
lange Tag. Wenn das Jettchcn bei früher Dämmerung nach
Hause mußte, begleiteten der Vetter und der Landarzt sic
schicklich erweise und die arme Johanna bedurfte auch der Ruhe.
Doch der Frühling kam wieder, dieser treue Freund in
Jugend und Alter, der alle auf ihn gesetzten Hoffnungen
niemals ganz unerfüllt läßt und wieder begannen die Wald-
spaziergänge, aber ach! in ganz gleicher Weise wiederholt sich
selten ein Glück. Johanna mußte oft das Haus hüten und
Jettchcn leistete ihr abwechselnd Gesellschaft, dann kehrten
sic bäldcr, als ehedem zurück, es fehlte ihnen an der rechten,
fröhlichen Stimmung, der Vetter war auch lange nicht mehr
so gesprächig, wie ehedem und schaute auch bisweilen sinnend
nieder. Einmal fuhr er aus seinen Träumereien empor, als
ihn die Pepi nach seinen Gedanken frug und durch die braune
Gesichtsfarbe schimmerte das Blut, er sprach seltsame, abge- ,
brochenc Worte und Sätze — von Einsamkeit, vom Forst-
hause, das ihm der Graf zusagte, von seiner längstverstorbenen
Mutter — und als er dazwischen emporblickte, floß der
feuchte Glanz seiner braunen Augen in den schimmernden
der blauen des Väschens und zum ersten Male senkten sich
dieselben, sie erhob sich rasch, und schweigend kehrten sie heim.
Die schönen, vereinten Spaziergänge sollten jedoch gänz-
lich aufhören. Eines Tages kam der Vetter eiligen Schrittes
zu den Schwestern; sein Antlitz war erregt, cs glühte von
hoffender Freude. Er berichtete, daß der Graf ihn zum
Reisebegleiter in die größten, deutschen Städte erwählt und
ihm die Aussicht eröffnet habe, bei ihrer Heimkehr die Förstcr-
stcllc zu erhalten. Jettchcn war auch zugegen; sie erröthete
bei diesen Worten und Pepi erbleichte, denn diese gedachte
der langen Trennung. Wenige Tage später fuhr der Reise-
wagen durch das Städtchen, sein Rollen that Einem Herzen .
so weh, o, so weh!
Doch ein neues, wichtiges Ereigniß brachte ein neues,
reges Leben unter die Zurückgebliebenen. Der Landarzt
Karl Höß hatte um die Jüngste der Schwestern geworben,
die Hochzeit sollte schon in zwei Monaten gefeiert werden.
Da gab cs viel zu bcrathen, viel zu kaufen, zu schneiden
und zu nähen. Der Leinwandvorrath ihrer vorsorglichen
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