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nebenstehenden Tisch liegenden Zeitung und fragte: „Haben
Sie schon von dem Mord gehört?" Ich nickte bejahend.
„Ein hübsches Sümmchen, wer es verdienen kann." Ich
nickte wieder. „Haben Sie Lust dazu?" „Warum nicht?"
entgegnete ich. „Soll ich ihnen den Mörder zeigen?" Ich
zitterte etwas, nickte aber zustimmend. „Ich bin es!"
Entsetzt sprang ich auf. „Rühren Sie mich nicht an," rief
er, „die Annonce sagt nicht, daß ich lebend gefangen sein
muß. Entrinnen kann ich nicht mehr, denn man ist mir
auf dcu Fersen. Lebendig lasse ich mich nicht ergreifen,
aber die Raben sollen mich auch nicht stückweise fressen.
Kommen Sie morgen früh zu den fünf Eichen, die auf dem
Wege nach Stachem stehen, und Sie können die Belohnung
verdienen." Er blickte uns Beiden zu und ich sah, daß er
meinte, Lcretzow solle mich begleiten. „Haben Sie diesen Stoff
gebraut?" fragte er, indem er sich wiederholt einschenkte.
Ich bejahte seine Frage. „Dann kommt Ihnen die größere
Hälfte zu," sagte er und verschwand. Lcretzow und ich
sahen einander an, wie lange weiß ich nicht mehr. Ich
mußte eingeschlafen sein und als ich erwachte, schien die
Sonne hell durch's Fenster. Aber ach, mein Kopf! Wenn
er als Kegelkugel benützt worden wäre, hätte er mir nicht
mehr Schmerzen verursachen können; es schwindelte mir, daß
ich kaum aufrecht zu stehen vermochte. Lcretzow saß noch
schlafend auf seinem Stuhl und ich mußte ihn wecken. Er
■ sah mich an wie ein Blödsinniger. Der Zustand meines
Zimmers erinnerte mich an den verflossenen Abend. „Was
: wollen wir in der Sache thun?" fragte ich meinen Ge-
; führten. „In welcher Sache?" entgegnete er grämlich. Er
j schien sich des Vorgefallenen gar nicht mehr zu entsinnen
! und ich hatte Mühe genug ihn zu überreden, die Sache zu
verfolgen, wozu er sich endlich entschloß. Unsere Vorbe-

reitungen zum Ausgehen waren bald gemacht und die nächste
halbe Stunde sah uns vor dem Hause des Landrichters.
Lcretzow übernahm den Vortrag, der, Gott weiß eS, ver-
wirrt genug war. Lächelnd hörte ihn der Richter an und
sagte: „Wir haben den Mann schon am Mittwoch Abend

gefangen." „Was?" fragte ich, „noch gestern Abend?"
„Nein, am Mittwoch Abend," entgegnete er. „Nun gestern
war Mittwoch." „Gestern war Donnerstag, mein Verchr-
tester," sagte der Richter. Gerechter Himmel! wir hatten
von Mittwoch Abend bis Freitag Mittag geschlafen. Wir
gingen ohne ein Wort zu verlieren von dannen und Einer
- nannte den Andern einen Narren. In meiner Wohnung
fanden wir Clauser, der mit den Engländern zu uns kommen
sollte. Er erzählte uns, daß er am Tage vorher zweimal
bei mir gewesen und beide Male vergebens versucht habe,
uns zu erwecken. Ein starker Regenschauer hatte sie an der
Rückkehr verhindert. Wir hatten über unser löto ü tete
nicht viel zu erzählen, die leere Bowle sagte Alles.

W.

Fortschritt.

Wasenmeister: „Herr Gerichtsdiener, schreiben S'

mer a Klag' auf gegen den Schmied Mair; er hat mich im
Wirthshaus beleidigt, er hat mich einen „Schinder"
g'hcißn!"

Gerichtsdiener: „Das wird nichts nützen; — das
ist ja wahr, Ihr seid ja der Schinder!"

Wasenmeister: „So? was wär's denn
nachher, wenn ich zu Ihnen sage: Du, Sch erg',
wie geht's?"

Der uberbotene Aufschneider.

„Ich sag' Ihnen, mein Rasirmesser ist so
scharf, daß ich mir den Bart nur mit dem Rücken
des Messers abnchmen darf."

„O, das ist noch gar nichts! das meinige
schneidet derart, daß die Haare vor Schrecken
ausspringen, wenn ich es nur aus dem Futteral
herausziehe."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zehn Flaschen Punsch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Erinnerung <Motiv>
Couch
Gähnen
Stuhl <Motiv>
Wecken
Aufwachen
Ermüdung
Verspätung
Weinflasche
Bowle <Gefäß>
Alkohol
Karikatur
Punsch
Sofa <Motiv>
Trunkenheit <Motiv>
Freund <Motiv>
Gesundheitsstörung
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 44.1866, Nr. 1083, S. 119
 
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