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14,615 Gulden.
Freundes erbitte. Hierauf nahm er seinen Weg nach der Promenade
auf dem Neuen-Markt-Platz; cs kam ihm gar nicht in den Sinn,
in's Amt zu gehen; auf seinem Herzen lag, wie eine glühende Kohle,
die Brieftasche. „Das wird schön sein, wenn sich in der Brieftasche
am Ende irgendwelche schlechte Verse befinden, mit denen werdende
Genie's die Redactionen zu quälen pflegen. Ah . . . Poeten tragen
keine solche geschwellte Brieftaschen mit sich; oder wie, wenn irgend
ein Trabanten-Wachtmeister sie verloren hätte, diese — Hen-
mtb Futter-Rechnungen. Das wäre noch schöner!"
Unterdessen gelangte er zur Promenade, setzte sich auf eine
Bank und calcnlirte weiter: „Ich will Nachsehen, was darin ist;
schließlich, wenn cs auch Jemand sicht, thut es ja nichts . . ich
begehe ja keine Unehrenhaftigkeit . . . und wenn gar kein Geld
darin wäre? . . . nun, und wenn ja, so würde es auch
Niemanden anffallen, wenn ich . . . zum Beispiel — geerbt
hätte!" Damit nahm er das Portefeuille ans der Tasche
und blickte hinein; seine Augen vergrößerten sich mehr und mehr,
und er begann beinahe laut zu zählen: „ Eins, zwei, drei ..."
Sein Athen: ging immer schwerer, und als er das Zählen beendet
hatte, vermochte er kaum noch mit erstickter Stimme zu flüstern:
„Vierzeh»tausendsechshundertfünfzehn Gulden!"
So viel Geld enthielt das Portefeuille — Beweis, daß es
von keinem Makler, auch von keinem verliebten Ladencommis,
noch weniger von einem städtischen Trabantenwachtmeister und am
allerwenigsten von einem jungen angehenden Poeten verloren sein
konnte. Nun, Freund Gabor, wir werden gleich sehen, ob du ein
Biedermann bist, oder ob diese Situation dich auch schwach
macht, wie sie Viele schwach machen würde, die sonst recht
achtenswerthe Lebensanschauungen, aber zumeist blos Andern
gegenüber und für sich selbst nur so lange besitzen, als sie keiner
stürkern Versuchung ausgesetzt sind. Jetzt solltest du dich un-
bedingt an die Stadthauptmannschaft wenden und deinen werth-
vollen Fund einfach abgeben; allein, ich fürchte, daß in deinem
Kopfe schon ein ganzes Heer sophistischer Vernünfteleien wimmelt,
um dein gutes Herz zu besiegen.
Ach, Freund Gabor, bat bist schon besiegt!
„Die Hauptfrage bleibt jedenfalls, wer das Geld verloren
hat!" grübelte Gabor. „Ein armer Mann sicher nicht —,
Vierzehntausendsechshundertfünfzehn Gülden! Eine schöne Summe.
Sic würde mich für mein Lebenlang glücklich machen. Und
vielleicht hat sie ein Mann verloren, der es Abends im Casino
als Jux erzählt, daß er heute nicht spielen werde, weil die
Summe, die er für den Abend bestimmt, auch ohne Makao
verloren ging — wie sich dessen wohl ein armer Teufel freuen
werde! Er wird noch über mich raisonniren!" sagte Gabor
lächelnd, aber verdrießlich zu sich, weil er seine Vernünfteleien
doch selber nicht für ganz rein hielt. (Fortsetzung folgt.)
Frater Gregori.
„Warum ward. Frater Gregori
Von den Trappisten verjagt?"
„„Weil er statt: „memento mori“
„Memento Mari“ hat g'sagt!""
• cr zahlt's?
'Hier ist das Bettel a
bei 10 Mark.Strafe
Bedenkliche Ausrede.
„ Jetzt sind es beinah' drei Jahre, daß Du mir das
Heirathen versprochen hast, und Du thust, immer noch nicht
dergleichen!" — „Was! Ich Hab' Dir das Heirathen ver-
sprochen? ... Da muß ich rein gelogen haben!"
14,615 Gulden.
Freundes erbitte. Hierauf nahm er seinen Weg nach der Promenade
auf dem Neuen-Markt-Platz; cs kam ihm gar nicht in den Sinn,
in's Amt zu gehen; auf seinem Herzen lag, wie eine glühende Kohle,
die Brieftasche. „Das wird schön sein, wenn sich in der Brieftasche
am Ende irgendwelche schlechte Verse befinden, mit denen werdende
Genie's die Redactionen zu quälen pflegen. Ah . . . Poeten tragen
keine solche geschwellte Brieftaschen mit sich; oder wie, wenn irgend
ein Trabanten-Wachtmeister sie verloren hätte, diese — Hen-
mtb Futter-Rechnungen. Das wäre noch schöner!"
Unterdessen gelangte er zur Promenade, setzte sich auf eine
Bank und calcnlirte weiter: „Ich will Nachsehen, was darin ist;
schließlich, wenn cs auch Jemand sicht, thut es ja nichts . . ich
begehe ja keine Unehrenhaftigkeit . . . und wenn gar kein Geld
darin wäre? . . . nun, und wenn ja, so würde es auch
Niemanden anffallen, wenn ich . . . zum Beispiel — geerbt
hätte!" Damit nahm er das Portefeuille ans der Tasche
und blickte hinein; seine Augen vergrößerten sich mehr und mehr,
und er begann beinahe laut zu zählen: „ Eins, zwei, drei ..."
Sein Athen: ging immer schwerer, und als er das Zählen beendet
hatte, vermochte er kaum noch mit erstickter Stimme zu flüstern:
„Vierzeh»tausendsechshundertfünfzehn Gulden!"
So viel Geld enthielt das Portefeuille — Beweis, daß es
von keinem Makler, auch von keinem verliebten Ladencommis,
noch weniger von einem städtischen Trabantenwachtmeister und am
allerwenigsten von einem jungen angehenden Poeten verloren sein
konnte. Nun, Freund Gabor, wir werden gleich sehen, ob du ein
Biedermann bist, oder ob diese Situation dich auch schwach
macht, wie sie Viele schwach machen würde, die sonst recht
achtenswerthe Lebensanschauungen, aber zumeist blos Andern
gegenüber und für sich selbst nur so lange besitzen, als sie keiner
stürkern Versuchung ausgesetzt sind. Jetzt solltest du dich un-
bedingt an die Stadthauptmannschaft wenden und deinen werth-
vollen Fund einfach abgeben; allein, ich fürchte, daß in deinem
Kopfe schon ein ganzes Heer sophistischer Vernünfteleien wimmelt,
um dein gutes Herz zu besiegen.
Ach, Freund Gabor, bat bist schon besiegt!
„Die Hauptfrage bleibt jedenfalls, wer das Geld verloren
hat!" grübelte Gabor. „Ein armer Mann sicher nicht —,
Vierzehntausendsechshundertfünfzehn Gülden! Eine schöne Summe.
Sic würde mich für mein Lebenlang glücklich machen. Und
vielleicht hat sie ein Mann verloren, der es Abends im Casino
als Jux erzählt, daß er heute nicht spielen werde, weil die
Summe, die er für den Abend bestimmt, auch ohne Makao
verloren ging — wie sich dessen wohl ein armer Teufel freuen
werde! Er wird noch über mich raisonniren!" sagte Gabor
lächelnd, aber verdrießlich zu sich, weil er seine Vernünfteleien
doch selber nicht für ganz rein hielt. (Fortsetzung folgt.)
Frater Gregori.
„Warum ward. Frater Gregori
Von den Trappisten verjagt?"
„„Weil er statt: „memento mori“
„Memento Mari“ hat g'sagt!""
• cr zahlt's?
'Hier ist das Bettel a
bei 10 Mark.Strafe
Bedenkliche Ausrede.
„ Jetzt sind es beinah' drei Jahre, daß Du mir das
Heirathen versprochen hast, und Du thust, immer noch nicht
dergleichen!" — „Was! Ich Hab' Dir das Heirathen ver-
sprochen? ... Da muß ich rein gelogen haben!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wer zahlt's?" "Bedenkliche Ausrede"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 68.1878, Nr. 1696, S. 28
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg