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Eingegangen.
geh'n Se schnell in's Magaßin, lriech'n Se in an Sack und
halte Se sich still — ich bind'n ßu, und wenn kimmt der
Schankdarm und fragt, sog' ich, es sin Sägspähn drinn —
oder nein — nicht Sägspähn' — Glasscherb'n ^— is besser
— Glasscherb'n!"
Gesagt — gethan! Bis is gekimmen der Schankdarm
nn's Geschäft von Meyersohn, war der Jakob im Sack und der
Meyersohn steht vor's Magaßin und pfeift e' Melodie aus der
Stummen von Portici von Meyerbecr. Fragt der Schnuk-
darm: „Wo is der Jakob?" Antwortet der Meyersohn: „Soll
ich Se anlügen, Herr Schankdarm? A' vorsichtiger Mann
fragt nit, wo er sich kann uberßcugen!" — Der Schnnkdarm
durchsucht 's ganße Haus vom Speicher bis zum Keller und
das Magaßin Sack für Sack, und lvie er kimmt an den großen
Sack gleich am Eingang, in dem der Jakob versteckt, fragt er:
„Was is da drinn?" Is gewaltig erschrocken der Meyersohn,
denn er hot nimmer g'wißt, soll er sog'n Sägspähn oder Glas-
scherb'n und im Schrecken sogt er leise zum Schankdarm: „Säg-
spähn!" Der Herr Schankdarm schlägt mit dem Säbel fest an
den Sack. Do hot der Jakob gedenkt, wenn der Meyersohn
sogt Glasscherb'n und der Herr Schankdarm schlagt an den
Sack, so muß es doch klirren!" und er nimmt die feinste Fistel-
stimm und macht „Kling, kling!" Natürlich hot da der Herr
Schankdarm gleich gewußt, wie viel's geschlagen hat und hat
den Jakob verarretirt mit sammt dem schlechten Rock. Der
alte Jakob hat sehr bereut die Vergeßlichkeit von seinem Fraind
Meyersohn, aß er nit hot gesagt Glasscherb'n, und. seine
eigene Vergeßlichkeit, aß er hat vergessen die Gebote der Ehr-
lichkeit wcg'n so an schlechten Rock — wie heißt Rock!
Unwiderleglich.
„Du, Frau, putz' mir meinen Rock aus!" — „Meinst
Du, ich Hab' Dich geheirathet, um Deine Magd zu machen?"
— „Du hast mir am Altar Gehorsam versprochen!" — „Rur
in Allem, was recht und billig ist!" — „Nun, ist das nicht
billig, wenn Du uns eine Magd ersparst?"
Margarethe Schmied.
Ein höchst trauriges und herzergreifendes Lied von der ivahren
Begebenheit, welche voriges Jahr sich in Uebcrdingen ereignet
hat. Verdiente von allen Menschenfreunden gelesen und gesungen
zu werden.
Wenn ich singe dieses Lied
Von der Margarethe Schmied,
Wird verfinstert mir der Sinn,
Denn sic war Giftmischerin.
In der Kindheit lebt' sic zwar
Voller Unschuld viele Jahr',
Hat auch damals wohlbedacht
Keinen Menschen umgebracht.
Eingegangen.
geh'n Se schnell in's Magaßin, lriech'n Se in an Sack und
halte Se sich still — ich bind'n ßu, und wenn kimmt der
Schankdarm und fragt, sog' ich, es sin Sägspähn drinn —
oder nein — nicht Sägspähn' — Glasscherb'n ^— is besser
— Glasscherb'n!"
Gesagt — gethan! Bis is gekimmen der Schankdarm
nn's Geschäft von Meyersohn, war der Jakob im Sack und der
Meyersohn steht vor's Magaßin und pfeift e' Melodie aus der
Stummen von Portici von Meyerbecr. Fragt der Schnuk-
darm: „Wo is der Jakob?" Antwortet der Meyersohn: „Soll
ich Se anlügen, Herr Schankdarm? A' vorsichtiger Mann
fragt nit, wo er sich kann uberßcugen!" — Der Schnnkdarm
durchsucht 's ganße Haus vom Speicher bis zum Keller und
das Magaßin Sack für Sack, und lvie er kimmt an den großen
Sack gleich am Eingang, in dem der Jakob versteckt, fragt er:
„Was is da drinn?" Is gewaltig erschrocken der Meyersohn,
denn er hot nimmer g'wißt, soll er sog'n Sägspähn oder Glas-
scherb'n und im Schrecken sogt er leise zum Schankdarm: „Säg-
spähn!" Der Herr Schankdarm schlägt mit dem Säbel fest an
den Sack. Do hot der Jakob gedenkt, wenn der Meyersohn
sogt Glasscherb'n und der Herr Schankdarm schlagt an den
Sack, so muß es doch klirren!" und er nimmt die feinste Fistel-
stimm und macht „Kling, kling!" Natürlich hot da der Herr
Schankdarm gleich gewußt, wie viel's geschlagen hat und hat
den Jakob verarretirt mit sammt dem schlechten Rock. Der
alte Jakob hat sehr bereut die Vergeßlichkeit von seinem Fraind
Meyersohn, aß er nit hot gesagt Glasscherb'n, und. seine
eigene Vergeßlichkeit, aß er hat vergessen die Gebote der Ehr-
lichkeit wcg'n so an schlechten Rock — wie heißt Rock!
Unwiderleglich.
„Du, Frau, putz' mir meinen Rock aus!" — „Meinst
Du, ich Hab' Dich geheirathet, um Deine Magd zu machen?"
— „Du hast mir am Altar Gehorsam versprochen!" — „Rur
in Allem, was recht und billig ist!" — „Nun, ist das nicht
billig, wenn Du uns eine Magd ersparst?"
Margarethe Schmied.
Ein höchst trauriges und herzergreifendes Lied von der ivahren
Begebenheit, welche voriges Jahr sich in Uebcrdingen ereignet
hat. Verdiente von allen Menschenfreunden gelesen und gesungen
zu werden.
Wenn ich singe dieses Lied
Von der Margarethe Schmied,
Wird verfinstert mir der Sinn,
Denn sic war Giftmischerin.
In der Kindheit lebt' sic zwar
Voller Unschuld viele Jahr',
Hat auch damals wohlbedacht
Keinen Menschen umgebracht.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eingegangen" "Unwiderleglich" "Margarethe Schmied"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 68.1878, Nr. 1700, S. 63
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg