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74 Wie Herr Gotthold Müller sc

, strengen Brodherrn gänzlich schwinden. Eine Weile war Alles
still im Comptoir; nur die Federn kratzten rastlos aus dem Papier,
und ab und zu rückte einer der Anwesenden mit dem Stuhl und
sah sich scheu um.

Da klopfte es und herein trat ein alter Freund des Chefs,
der Kaufmann und Rheder Alois Maier.

„Guten Tag, mein Junge, habe Dich lange nicht gesehen,
kam gerade vorüber, wollte rasch 'mal Nachsehen, was Du treibst",
sprudelte Herr Alois Maier hervor; „aber wie sichst Du denn
aus, so blaß, müde und abgespannt? Arbeitest wohl zu viel
oder hast Du vielleicht gestern eine scharfe Sitzung gehabt?"

„Lieber Freund, es ist rein nicht mehr zum Aushalten,"
cntgegnete der Chef, „man wird mit der Zeit alt und sehnt
sich nach Ruhe. Äber Du weißt ja selbst, wie es geht.
Da kommen die Geschäftsfreunde von außerhalb, und die
schlimmsten sind die Kapitäne, die über Schiffsfrachten ver-
handeln wollen. -Ohne Trinken und immer wieder Trinken
geht es mit denen nicht ab; ein Geschäft, das nicht gehörig
begossen wird, ist bei denen null und nichtig, und man kann

inen wahren Beruf entdeckte.

sich die ganze Kundschaft verderben, wenn man nicht mitmacht.
Acht Tage habe ich jetzt wieder mit diesen alten Seebären
zu thun gehabt, die beim sechsten Glas steifen Grogs erst an-
sangen, ein vernünftiges Wort zu reden, und das halte ich
nicht mehr ans. Wenn das so fortgeht, bin ich bald voll-
ständig fertig."

„Ei, so laß' doch einen Andern mit diesen ausgepichten
Leuten verkehren. I ch mache es auch so. Für das Geschäft- ;
liche gebe ich meine Anweisungen, und was den „geselligen Ver-
kehr" betrifft, so entschuldige ich mich, und Einer meiner jungen
Leute übernimmt das Weitere."

„Da hast Du recht," replicirte Herr Berger, „man muß
sich für diese Art von Geschäftsfreunden einen eigenen Süffel
halten."

Bei dem Wort „Süffel" ließ sich ein tiefer Seufzer ver-
nehmen und Herr Gotthold Müller fuhr plötzlich von seinem
Stuhle ans.

„Herr Prinzipal", stotterte der brave Commis hervor,
„wenn die Stelle, deren Errichtung Sie soeben in's Auge gefaßt

haben, noch nicht erledigt sein sollte, so wage ich ganz gehör- ! dem es ohnehin leid that, dem guten Jungen gekündigt zu

samst zu bitten, auf mich Ihr Augenmerk richten zu wallen. 1 haben, überlegte sich die Sache und behielt Herrn Gatthold ;

Ich glaube in dieser Beziehung den weitgehendsten An- Müller als Commis und „Süffel" noch weiter in seinen

forderungen entsprechen zu können. Ihr Vertrauen wird nicht Diensten.

getäuscht werden." | Er hat sich die vollste. Zufriedenheit seines Brodherrn

Die beiden Kaufleute lachten herzlich; Herr Berger aber, | und die aufrichtigste Anerkennung aller Srekapitäne,
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Wie Herr Gottlob Müller seinen wahren Beruf entdeckte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Flashar, Max
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 82.1885, Nr. 2067, S. 74
 
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