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Schreckliches Ende.
(Chemisch-romantische Ballade.)
J|! i c war eine Kaufmannstochter,
Er jedoch war ein Poet.
Stolz auf seinen Namen pocht' er,
Doch es ging, wie's meistens geht.
Beide liebten sich zwar innig
Gegenseitig, Sie und Er,
Doch der Vater, eigensinnig,
Gab dazu sein Geld nicht her.
Darum mußten sic sich trennen,
Ach — auf Niminerwiederseh'n!
Doch wenn Zwei in Liebe brennen,
Ist ein Unglück leicht gescheh'n.
Innig küßten sich die Beiden
In der Abschiedsstunde schwer,
Und, wie's meistens geht bei'nl Scheiden,
Weinen mußten Beide sehr.
Immer bitt'rer, immer grasscr
Ihrer Thrttnen Quelle floß,
Die — das reinste Scheidewasser —
Bald sich wie ein Strom ergoß.
Und so weinten selbstverständlich
Sie in ihrem Weh sich satt —
Bis das Scheidewasser endlich
Beide — aufgefressen hat.
Hinausgegeben.
„Sic geben mir in aller Form einen Korb, und ich darf auch nicht mehr
' hoffen. . ." — „Bcdau're sehr, ich bin etwas wählerisch!" — „Sehen Sie
I Ich nun gar nicht!" _
Eine Schattenseite.
Nach Venedig, m alle Häuser ganz im Wasser steh'n — bringt mich kein
Mensch 'mehr. Da dürft' um’ frei allemal mit der Schwimmhos'n in's Wirthshnus
geh'n, wenn ma' bei'm 'Nauswerfen nicht seine Montur riskiren will!"
Aphorismen.
Manche meinen, der Kunst einen Dienst
zu erweisen, wenn sie deu Künstler zu sich
zu Tische laden.
Der Commercienrath, der dich schon zwei-
mal zum Balle eingeladen, glaubt gewiß, daß
du ihm eine Loge zum Künstlerfest verschaffen
kannst.
Endlich!
Isaak Stern kommt mit zwei Braunen beim
Gutsbesitzer M. angefahren und preist diesem
die Pferde an. Der Gutsbesitzer erkennt sofort,
daß die Pferde nicht gut seien, will aber die
entdeckten Mängel nicht nennen, sondern lehnt
Stern's Anerbieten einfach mit dem Bemerken
ab, daß der eine Braune Heller sei,
wie der andere und das passe ihm nicht.
Stern läßt sich aber nicht so schnell nbweisen
und ersucht deu Gutsbesitzer, ihm die Pferde
wenigstens Vorfahren zu dürfen. Darauf geht
dieser ein und bedingt sich zuerst ganz lang-
samen, dann freieren Schritt aus; hierauf läßt
er sich die Pferde im kurzen, dann im ge-
streckten Trab Vorfahren, macht aber nach jeder
Schreckliches Ende.
(Chemisch-romantische Ballade.)
J|! i c war eine Kaufmannstochter,
Er jedoch war ein Poet.
Stolz auf seinen Namen pocht' er,
Doch es ging, wie's meistens geht.
Beide liebten sich zwar innig
Gegenseitig, Sie und Er,
Doch der Vater, eigensinnig,
Gab dazu sein Geld nicht her.
Darum mußten sic sich trennen,
Ach — auf Niminerwiederseh'n!
Doch wenn Zwei in Liebe brennen,
Ist ein Unglück leicht gescheh'n.
Innig küßten sich die Beiden
In der Abschiedsstunde schwer,
Und, wie's meistens geht bei'nl Scheiden,
Weinen mußten Beide sehr.
Immer bitt'rer, immer grasscr
Ihrer Thrttnen Quelle floß,
Die — das reinste Scheidewasser —
Bald sich wie ein Strom ergoß.
Und so weinten selbstverständlich
Sie in ihrem Weh sich satt —
Bis das Scheidewasser endlich
Beide — aufgefressen hat.
Hinausgegeben.
„Sic geben mir in aller Form einen Korb, und ich darf auch nicht mehr
' hoffen. . ." — „Bcdau're sehr, ich bin etwas wählerisch!" — „Sehen Sie
I Ich nun gar nicht!" _
Eine Schattenseite.
Nach Venedig, m alle Häuser ganz im Wasser steh'n — bringt mich kein
Mensch 'mehr. Da dürft' um’ frei allemal mit der Schwimmhos'n in's Wirthshnus
geh'n, wenn ma' bei'm 'Nauswerfen nicht seine Montur riskiren will!"
Aphorismen.
Manche meinen, der Kunst einen Dienst
zu erweisen, wenn sie deu Künstler zu sich
zu Tische laden.
Der Commercienrath, der dich schon zwei-
mal zum Balle eingeladen, glaubt gewiß, daß
du ihm eine Loge zum Künstlerfest verschaffen
kannst.
Endlich!
Isaak Stern kommt mit zwei Braunen beim
Gutsbesitzer M. angefahren und preist diesem
die Pferde an. Der Gutsbesitzer erkennt sofort,
daß die Pferde nicht gut seien, will aber die
entdeckten Mängel nicht nennen, sondern lehnt
Stern's Anerbieten einfach mit dem Bemerken
ab, daß der eine Braune Heller sei,
wie der andere und das passe ihm nicht.
Stern läßt sich aber nicht so schnell nbweisen
und ersucht deu Gutsbesitzer, ihm die Pferde
wenigstens Vorfahren zu dürfen. Darauf geht
dieser ein und bedingt sich zuerst ganz lang-
samen, dann freieren Schritt aus; hierauf läßt
er sich die Pferde im kurzen, dann im ge-
streckten Trab Vorfahren, macht aber nach jeder
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Hinausgegeben" "Eine Schattenseite"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1886 - 1886
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 85.1886, Nr. 2144, S. 71
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg