10.
Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen P o st ä m t e r n und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
V- 211.».
Preis des Bandes (26 Nummern) Jt 6.70. Bei directem
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich
Ji 7,50, für die anderen Länderdes Weltpostvereins M8.—
Einzelne Nummer 30^.
LXXXV. Bd.
(Alle Rechte für sämmtliche Artikel imb Illustrationen Vorbehalten.)
Der glückliche Gewinner.
nr Förster Schotte war Mitglied des
Kegelclubs in Rattenheim, obwohl
er leichter einen flüchtigen Rehbock
zu treffen verstand, als den „Ersten".
Dem Kegelclub gehörten alle
Honoratioren des Städtchens
an; darum mußte auch der
Förster Schatte dabei sein, ob-
wohl seine Gattin damit nicht
einverstanden war. denn erstens
kostete der Kegelclub viel Geld
und zweitens verletzte es ihre
Eitelkeit, das; ihr Gatte wegen
seiner vielen Pudel und Schuster-
stiihle als der jammervollste
Kegler bekannt ivar und deßhalb manchen Spott ertragen mußte.
Wenn nun gar, >vas häufig der Fall war, ein Preiskegeln statt-
fand und bei solchen Gelegenheiten der Herr Förster mit vollem
- Kopf und leeren Händen heimkam. dann gab cs immer lange
Unterredungen zwischen der Frau Försterin und ihrem Gemahl,
bei welchen der Letztere meistens eine noch traurigere Rolle spielte,
als auf der Kegelbahn. Run beging demnächst der Kegelclub
die Feier seines zehnjährigen Bestehens, und auf Vorschlag des
Herrn Metzgermeisters Fleischer sollte zur Erhöhung der Fest-
lichkeit ein lebendes Schwein ausgekegelt werden. Das brachte
neues Leben in die Gesellschaft. Der glückliche Gewinner sollte
überdies den klebrigen einen Hektoliter Lagerbier zum Besten
geben müssen, so daß sich ein heiterer Clubabend, zu welchem
ausnahmsweise auch die Damen eingeladen werden sollten, er-
warten ließ.
Dem Förster Schatte war diese Aussicht nicht besonders
verlockend. Er stellte sich vor, welchen Eindruck cs aus seine
Ehehälfte machen werde, wenn er auch nicht den Schatten des
lebendigen Schweines gewinnen würde und wie dieselbe diesem
Eindrücke sicher einen-wenig erfreulichen Ausdruck geben werde
und sann deßhalb auf Mittel und Wege, dieser drohenden
Wolke zu entgehen.
Nun war der Doktor Schmidt als der beste Kegler im
Club bekannt, der bei jedem Prciskegeln, wenn nicht den
ersten, doch sicher den zweiten Preis gewann. Zu diesem begab
sich Förster Schatte einige Tage vor dem Feste und kam als-
bald mit demselben überein, daß. falls, wie nicht anders zu
erwarten. der Herr Doktor das lebendige Schwein gewinnen
würde. er die Hälfte dem Förster überlassen wolle. Hütte
natürlich der Herr Förster das Schwein, den Preis zu gewinnen,
so müßte auch er die Hälfte desselben mit dem Doktor theilen.
Die Kosten des Lagerbiers aber sollte unter allen Umständen
der glückliche Gewinner, der Ehre wegen, zu bestreiten haben.
„Nun", dachte sich der Förster, „komm' ich der Gardinenpredigt
aus, denn zweifellos schiebt der Doktor das Beste!"
Aber auch der Metzgermeister Fleischer war ein gefürchteter
Rivale des Doktors und schob nicht selten das Beste. Wie
freute sich also der Herr Förster, als wenige Stunden nachdem
er den vortheilhaften Vertrag mit dem Doktor zustande gebracht
hatte, der Metzgermeister von freien Stücken sich bei ihm einfand
und ihm — kaum traute Schatte seinen Ohren — ein gleiches
Ucbereinkommen vorschlug. Mit Freuden war natürlich Herr
Schatte einverstanden — war ihm doch jetzt die Hälfte ''des
Schweines gewiß! — denn daß einer der beiden Meisterndes Kcgel-
spieles den Preis erringen müsse, das stand fest, und da er mit
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Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen P o st ä m t e r n und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
V- 211.».
Preis des Bandes (26 Nummern) Jt 6.70. Bei directem
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich
Ji 7,50, für die anderen Länderdes Weltpostvereins M8.—
Einzelne Nummer 30^.
LXXXV. Bd.
(Alle Rechte für sämmtliche Artikel imb Illustrationen Vorbehalten.)
Der glückliche Gewinner.
nr Förster Schotte war Mitglied des
Kegelclubs in Rattenheim, obwohl
er leichter einen flüchtigen Rehbock
zu treffen verstand, als den „Ersten".
Dem Kegelclub gehörten alle
Honoratioren des Städtchens
an; darum mußte auch der
Förster Schatte dabei sein, ob-
wohl seine Gattin damit nicht
einverstanden war. denn erstens
kostete der Kegelclub viel Geld
und zweitens verletzte es ihre
Eitelkeit, das; ihr Gatte wegen
seiner vielen Pudel und Schuster-
stiihle als der jammervollste
Kegler bekannt ivar und deßhalb manchen Spott ertragen mußte.
Wenn nun gar, >vas häufig der Fall war, ein Preiskegeln statt-
fand und bei solchen Gelegenheiten der Herr Förster mit vollem
- Kopf und leeren Händen heimkam. dann gab cs immer lange
Unterredungen zwischen der Frau Försterin und ihrem Gemahl,
bei welchen der Letztere meistens eine noch traurigere Rolle spielte,
als auf der Kegelbahn. Run beging demnächst der Kegelclub
die Feier seines zehnjährigen Bestehens, und auf Vorschlag des
Herrn Metzgermeisters Fleischer sollte zur Erhöhung der Fest-
lichkeit ein lebendes Schwein ausgekegelt werden. Das brachte
neues Leben in die Gesellschaft. Der glückliche Gewinner sollte
überdies den klebrigen einen Hektoliter Lagerbier zum Besten
geben müssen, so daß sich ein heiterer Clubabend, zu welchem
ausnahmsweise auch die Damen eingeladen werden sollten, er-
warten ließ.
Dem Förster Schatte war diese Aussicht nicht besonders
verlockend. Er stellte sich vor, welchen Eindruck cs aus seine
Ehehälfte machen werde, wenn er auch nicht den Schatten des
lebendigen Schweines gewinnen würde und wie dieselbe diesem
Eindrücke sicher einen-wenig erfreulichen Ausdruck geben werde
und sann deßhalb auf Mittel und Wege, dieser drohenden
Wolke zu entgehen.
Nun war der Doktor Schmidt als der beste Kegler im
Club bekannt, der bei jedem Prciskegeln, wenn nicht den
ersten, doch sicher den zweiten Preis gewann. Zu diesem begab
sich Förster Schatte einige Tage vor dem Feste und kam als-
bald mit demselben überein, daß. falls, wie nicht anders zu
erwarten. der Herr Doktor das lebendige Schwein gewinnen
würde. er die Hälfte dem Förster überlassen wolle. Hütte
natürlich der Herr Förster das Schwein, den Preis zu gewinnen,
so müßte auch er die Hälfte desselben mit dem Doktor theilen.
Die Kosten des Lagerbiers aber sollte unter allen Umständen
der glückliche Gewinner, der Ehre wegen, zu bestreiten haben.
„Nun", dachte sich der Förster, „komm' ich der Gardinenpredigt
aus, denn zweifellos schiebt der Doktor das Beste!"
Aber auch der Metzgermeister Fleischer war ein gefürchteter
Rivale des Doktors und schob nicht selten das Beste. Wie
freute sich also der Herr Förster, als wenige Stunden nachdem
er den vortheilhaften Vertrag mit dem Doktor zustande gebracht
hatte, der Metzgermeister von freien Stücken sich bei ihm einfand
und ihm — kaum traute Schatte seinen Ohren — ein gleiches
Ucbereinkommen vorschlug. Mit Freuden war natürlich Herr
Schatte einverstanden — war ihm doch jetzt die Hälfte ''des
Schweines gewiß! — denn daß einer der beiden Meisterndes Kcgel-
spieles den Preis erringen müsse, das stand fest, und da er mit
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der glückliche Gewinner"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1886
Entstehungsdatum (normiert)
1881 - 1891
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)