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Lieschen, ober die Blutvergiftung.

Der begann gar jämmerlich zu blasen
Auf der Postillone Messinghorn.

Selbst das Kind in seinem weißen Heinde
Rührte seine harte Seele nicht,

Mit dem Horn kam näher stets der Fremde
Und blies ans damit des Kindes Licht!

So hat sie geträumt. Und den Gevattern
War dies Omen ganz und gar nicht recht,
Alle fingen mächtig an zu schnattern:

„Paßt 'mal auf! dem Kinde geht es schlecht!"

Auch die Tante, als sie lang gehustet,

Sprach betrübten Sinn's: „Ich zweifle nicht,
Durch die Post wird einstens ausgepustet
Dieses guten Kindes Lebenslicht!"

Was die Tante sprach, schien Allen richtig,
Schweigend nickten Damen, sowie Herrn,
Darum schien's den Eltern äußerst wichtig,
Daß man hielt das Kind vom Postdienst fern.

Aengstlich ward das Mädchen aufgezogen.
Selbst wenn man damit spazieren ging,
Macht' die Mutter stets die größten Bogen,
Wenn ein Pvstbriefkasten seitwärts hing.

Doch das Schicksal machet keine Faxen,
Unvermeidlich liegt es in der Luft!

So ging Lieschen, als sie schon erwachsen,
Eines Tags hinaus in Blumendust.

Als sie eine Rose wollte brechen,

Au! Da fing sic plötzlich an zu schrei'n,

Denn der Rosen spitze Dornen stechen
In das weiße zarte Fingerlein.

Da sprang schleunigst aus den nächsten Büschen
Ein sehr junger und sehr hübscher Mann,

Um mit seinem Aermel abzuwischen
Alles Blut, das ihr vom Finger rann.

Und von einer Postfreimarke eilig
Riß er den gummirten Streifen ab,

Leckte ihn — wie schmeckte das abscheulich!
Klebte ihn auf Lieschen Finger — Schwapp!

Lieschen, die in Dankbar-
keit entbrannte,
Sank gerührt dem Retter
an die Brust;
Daß der Mann ein Post-
amtspraktikante,
Hat das arme Mädchen
nicht gewußt!

Kurz darauf, da ward der Finger dicker
Und ein Jucken zeigte sich im Arm,

Doch in ihrem jungen Liebesglücke

Fühlt' es Lieschen kaum — daß Gott erbarm'!

Noch des Abends ohne Schmerz und Sorgen,
Fröhlich, jugendfrisch und rosenroth —
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Lieschen, oder die Blutvergiftung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1886
Entstehungsdatum (normiert)
1881 - 1891
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 85.1886, Nr. 2160, S. 195

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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