107
I ®er süßen Lieder, die er reich bescheert.
^uch Selim Khan war selber ihm gewogen
Und hix^ den Dichter aller Ehren werth.
war in stille Einsamkeit gezogen,
Hw dort zu dichten in des Waldes Nacht; —
^ud endlich kam die Kunde hergeflogen:
^er Dichter Hab' sein schönstes Lied voll-
bracht
Und kehre in den Kreis der Seinen wieder.—'
j Uud Hafis naht. — Er ist darauf bedacht,
Dem Emir selbst, wie seine frühern Lieder,
Äuch jx^t zuerst zu bringen sein Gedicht,
! Drum wirst er sich zu dessen Füßen nieder
H»d überreicht die Schrift; und Jener spricht:
»Gedulde Dich auf des Palastes Stufen,
^>cht lange leist' ich auf Dein Lied Verzicht."
Dichter ltnb Fürst.
Er winkt dem Dichter, läßt den Leser rufen,
lind dieser liest mit lauter Stimme Schall,
Daß schon die ersten Zeilen Wunder schufen.
Der Herrscher lauscht, bestrickt die Sinne all'
Vom süßen Wohllaut jener Melodien,
Die rythmisch fließen mit der Silben Fall.
Von warmer Freude seine Augen glühen,
Beseligt ruft er: „Gebt dem Dichter Gold
Für seine Strophen, die so reich erblühen!
Ein voller Beutel sei sein Ehrensold,
Wenn er auch nimmer solcher Kunst ge-
nüge!" —
Dann wieder fließt dem Ohre lieblich hold
Der Wort' und Silben rythmisches Gefüge;
Der Herrscher lauscht wie zum Beginne schon,
Und neuerdings beleben sich die Züge,
Und wieder ruft er mit der Freude Ton:
„Daß ich den Dichter ehre wie's gebühret,
Sei noch ein Beutel laut'res Gold sein
Lohn!"
Und in der Handschrift weiter lesend führet
Den Khan der Sclave in die Dichtung ein,
Bis Jener neu begeistert und gerühret
Dem Pascha ruft: „Das Gold und Elfenbein,
Die Edelsteine alle, die ich habe,
Dem Dichter gebt sie, alle sind sie sein!" —
Und wieder weiter las der braune Knabe,
Daß sie begeisternd von den Lippen floß,
Des gotterfüllten Dichters Licdergabe.
Je weiter sich der Liederstrom ergoß,
Um desto mehr ward Selim Khan gefangen,
Und endlich ward des Beifalls Lust so groß,
Daß laut er rief: „Ich sehe es mit Baugen,
Der Dichter lockt mir all' mein Gut heraus
Eh' wir im Liede zu dem Schluß gelangen,
D'rum — werft mir erst den Hafis aus dem Haus!"
Frage und Antwort.
^ Wie heißt der aus der Geschichte bekannte Spruch: „Vsni,
1 vici“, übersetzt in's Deutsche eines Gardelieutenants?
iusjsawlvT
Spruch.
Sorg' bei Zeiten Jeder, daß er
Dieses Sprüchlein präg' sich ein:
Brennt dein Haus, so losch' mit Wasser,
Brennt dein Herz, so losch' mit Wein!
I ®er süßen Lieder, die er reich bescheert.
^uch Selim Khan war selber ihm gewogen
Und hix^ den Dichter aller Ehren werth.
war in stille Einsamkeit gezogen,
Hw dort zu dichten in des Waldes Nacht; —
^ud endlich kam die Kunde hergeflogen:
^er Dichter Hab' sein schönstes Lied voll-
bracht
Und kehre in den Kreis der Seinen wieder.—'
j Uud Hafis naht. — Er ist darauf bedacht,
Dem Emir selbst, wie seine frühern Lieder,
Äuch jx^t zuerst zu bringen sein Gedicht,
! Drum wirst er sich zu dessen Füßen nieder
H»d überreicht die Schrift; und Jener spricht:
»Gedulde Dich auf des Palastes Stufen,
^>cht lange leist' ich auf Dein Lied Verzicht."
Dichter ltnb Fürst.
Er winkt dem Dichter, läßt den Leser rufen,
lind dieser liest mit lauter Stimme Schall,
Daß schon die ersten Zeilen Wunder schufen.
Der Herrscher lauscht, bestrickt die Sinne all'
Vom süßen Wohllaut jener Melodien,
Die rythmisch fließen mit der Silben Fall.
Von warmer Freude seine Augen glühen,
Beseligt ruft er: „Gebt dem Dichter Gold
Für seine Strophen, die so reich erblühen!
Ein voller Beutel sei sein Ehrensold,
Wenn er auch nimmer solcher Kunst ge-
nüge!" —
Dann wieder fließt dem Ohre lieblich hold
Der Wort' und Silben rythmisches Gefüge;
Der Herrscher lauscht wie zum Beginne schon,
Und neuerdings beleben sich die Züge,
Und wieder ruft er mit der Freude Ton:
„Daß ich den Dichter ehre wie's gebühret,
Sei noch ein Beutel laut'res Gold sein
Lohn!"
Und in der Handschrift weiter lesend führet
Den Khan der Sclave in die Dichtung ein,
Bis Jener neu begeistert und gerühret
Dem Pascha ruft: „Das Gold und Elfenbein,
Die Edelsteine alle, die ich habe,
Dem Dichter gebt sie, alle sind sie sein!" —
Und wieder weiter las der braune Knabe,
Daß sie begeisternd von den Lippen floß,
Des gotterfüllten Dichters Licdergabe.
Je weiter sich der Liederstrom ergoß,
Um desto mehr ward Selim Khan gefangen,
Und endlich ward des Beifalls Lust so groß,
Daß laut er rief: „Ich sehe es mit Baugen,
Der Dichter lockt mir all' mein Gut heraus
Eh' wir im Liede zu dem Schluß gelangen,
D'rum — werft mir erst den Hafis aus dem Haus!"
Frage und Antwort.
^ Wie heißt der aus der Geschichte bekannte Spruch: „Vsni,
1 vici“, übersetzt in's Deutsche eines Gardelieutenants?
iusjsawlvT
Spruch.
Sorg' bei Zeiten Jeder, daß er
Dieses Sprüchlein präg' sich ein:
Brennt dein Haus, so losch' mit Wasser,
Brennt dein Herz, so losch' mit Wein!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Dichter und Fürst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 87.1887, Nr. 2199, S. 107
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg