Fliegende Blätter (87.1887 (Nr. 2188-2213))

Laien-Weisheit.

Einem Naturforscher.

Nicht dem Chaos, nur dem Kosmos
Gelte unser Thun und Kümmern;
Wahrheit liegt allein im Weltbau,

Nicht in seinen tobten Trümmern.

hinein pessimistischen Philosophen.

Das tiefe Speculiren

Wird Dich zum Glück nicht führen.

Es lehrt Dich Deine Grübelei,

Wie elend dieses Leben sei.

Zerreiß' der Weisheit Spinngewebe,
Freund, stell' Dich dumm und lebe!

_ 3t. ©olf.

Aus der Kaserne.

Uuterosficier: „Nun, Einjähriger
Maier, was steh'n Sie denn da wie ein
'wmatrikulirtes Schiss der Wüste?"

Worauf es a»kommt.

^>e Hausfrau, die nach neu'stem Brauche
Auf jeden „Styl" sich wohl versteht,

All' ihr Besitzthum mit dem Hauche
Feinsinn'ger Weiblichkeit durchweht,

^>e Stimmung ihrer trauten Klause
^urch bunten Schnickschnack nie verhunzt,
^st nicht nur in der Kunst zu Hause,
Aein, auch zu Hause in der Kunst!

„Herr Professor, warum betrachten Sie denn fortwährend meinen Liebling?
Nicht wahr. Sie bewundern, wie ich mein Gleichen herausgeputzt habe?"

„Zum Thcil ja! Ich staune jedenfalls darüber, was die Geschmacklosigkeit
sich Alles erlauben kann, ohne so ein reizendes Kindchen zu entstellen!"

Ja so!

„Nicht wahr, Herr Müller,
Sic sind so freundlich, mir

beim Spielen die Noten umzuwenden!" —
„Ich bin nicht musikalisch, gnädiges Fräulein!"

— „Wie, ich sah doch kürzlich, daß Sie Ihrer
Schwester diesen Dienst erwiesen!" — „Ja,
das ist 'was Anderes! Meine Schwester, die

— die tritt mich immer auf den Fuß, wenn
ich umwenden soll!"

S i n »s p r u ch.

Man muß sich vor dem Neide hüten:

Er ist ein schlimmes Perspektiv;

Das Fremde scheint dir groß und herrlich,
Das Eig'ne winzig klein und schief.

Und von dem heißen, gierigen Schauen
SchIvacht sich dein Auge mit der Zeit:

Dein schönstes Glück zerrinnt im Nebel
Gehässiger Unzufriedenheit! n>. q.

Bewunderungswürdig.

221

Feldwebel: „Kerls, mit dem linken
Fuß wird anjetreten! Der rechte ist hier-
nur als jefällige Zugabe der
Aatur zu betrachten!"