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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 1.1883

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Schoenherr, David: Die Kunstbestrebungen Erzherzogs Sigmund von Tyrol: nach Urkunden und Acten des k. k. Statthalterei-Archivs in Innsbruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.5609#0208

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DIE KUNSTBESTREBUNGEN ERZHERZOGS SIGMUND VON TYROL.

Nach Urkunden und Acten des k. k. Statthalterei-Archivs in Innsbruck

Dr. David Schönherr.

■ m Lande Tyrol hat die Kunst schon frühzeitig einen dankbaren Boden gefunden, und
[gewiss hat hier auch die Schönheit und Grossartigkeit der Natur nicht wenig dazu
,beigetragen, den Sinn für die Kunst und die künstlerische Productivität selbst anzu-
legen und zu fördern.

Es ist ein altes Culturland, dieses Land im Gebirge, und so viel auch die über
•die Alpen hinweggegangenen Stürme darin zerstört haben mögen, immerhin reichen
fdie ältesten Baureste und Sculpturen in das graueste Alterthum zurück und mehren
sich im Mittelalter von Jahrhundert zu Jahrhundert. Romanische Bauten und Baureste finden wir noch
allenthalben, namentlich an der Etsch, ebenso die Gothik in allen Phasen ihrer Entwicklung. Im 14. Jahr-
hundert, aus dem bereits ein reichlicheres archivalisches Materiale auf uns sich vererbt hat, finden wir
schon verschiedene tyrolische Künstler namentlich angeführt. Da tauchen z. B. in Meran allein schon vier
Maler fast gleichzeitig auf: 1342 der Maler Christoph (Christoforus pictor in Merano), 1351 und 1363
der Maler Heinrich, 1369 und 1371 der Maler Fridlin, i382 der Maler Conrad. In der Mitte des
i5. Jahrhunderts finden wir viele Burgen und Schlösser des sonnigen Etschlandes bereits mit Wandmalereien
geschmückt, welche durch ihre stilvolle Ornamentik eine bedeutende künstlerische Ausbildung verrathen,
während die figuralen Darstellungen uns die Belehrung geben, dass hier der Künstler malte, was der Dichter
gesungen. In einer Burg an der Etsch lag daher auch das «Reckenbuch», welches K. Maximilian I. durch
Johannes Ried copiren liess; in einer Burg an der Etsch fand man noch in neuerer Zeit eine der werth-
vollsten Handschriften des Nibelungenliedes.

So ist das traubengesegnete Etschland die erste tyrolische Pflanzstätte der bildenden Kunst wie des
belebenden Liedes, und dass wir unsere ältesten Maler und die ältesten Sculpturen christlicher Zeit gerade
in Meran und den beiden landesfürstlichen Burgen von Tyrol und Zenoberg finden, beweist, dass schon
die alten Grafen von Tyrol der Kunst und ihrer Werke nicht entbehren konnten.

In einem Lande wie Tyrol bedarf es nur eines äusseren glücklichen Umstandes, um ein reges Leben
der Kunst zu schaffen, eines Mäcenas, welcher der dem günstigsten Boden entsprossenden edlen Pflanze
der Kunst als treuer Gärtner zur Seite steht, wie dies in Tyrol insbesondere unter seinen Herrschern aus
dem Hause Habsburg ausnahmslos der Fall war.

Nachdem unsere Landesfürsten ihre Residenz vom Schlosse Tyrol und dem damals hauptstädtischen
Meran in die neu aufblühende Stadt am Inn verlegt hatten, folgten auch Kunst und Künstler allmälig in
die neue Metropole des kleinen Landes; denn mehr als im Sonnenschein des Südens fand nun die Kunst
ihre Nahrung im Glänze des Hofes zu Innsbruck.

Wenn wir aber auch allen tyrolischen Landesfürsten aus dem Hause Habsburg Sinn für die Kunst
zuerkennen müssen, kann nach dem vorliegenden urkundlichen Materiale doch erst unter Erzherzog Sigmund
 
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