Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

DOI Artikel:
Rée, Paul Johannes: Die Ausstellung von Werken Nürnberger Künstler der neueren Zeit
DOI Artikel:
Unsre Bilder
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0401

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Ausstellung von Werken Nürnberger Künstler der neueren Zeit, von P. I. Ree — Unsre Bilder

314

reizvollen Lösungen, welche Th. v. Kramer für den
Grundriß des geplanten Neubaus für das vom ihm ge-
leitete Bayerische Gewerbemuscum in Nürnberg fand. —
Durch schöne Darstellung zeichnen sich die bedeutsamen
Entwürfe C. Bisch offs, das charakteristische Rathaus-
projekt von H. Gelius, sowie F. Küfners und Chr.
Hinderers Jdealentwürfe aus. — Genial ist die Art,
wie der große, leider so früh verstorbene A. Gnauth
das Treppenhaus des Schleißheimer Schlosses in öl
malte, und Architekturblätter von monumentaler Wirkung
und höchster Bedeutung sind Paul Pfanns in Lampen-
schwarz flott ausgeführte Darstellung des von Paul
Wallot entworfenen Trauerschmuckes der Schloßterrasse
zu Berlin am 16. März 1888 und die mit kühnem
Strich gezeichnete Aussicht der Stadt Lindau aus der
Vogelschau. — Von wunderbarer Pracht und größtem
Reize sind die farbenreichen Darstellungen Karl
Hammers, des jetzigen Leiters der kgl. Kunstgewerbe-
schule; seiner großartigen, für Karlsruhe bestimmten Fest-
saaldekoration ist in diesen Blättern schon früher ein-
gehend gedacht worden. Außer demselben führt er uns
einen mit behaglichem Ecksitz ausgestatteten großartigen
Fayenceofen in Blaumalerei mit der reizvollsten Um-
gebung in einem wahrhaft entzückenden Bilde vor Augen,
und wie diese Blätter, so zeigen ihn auch seine Wand-
dekoration- und Plafondstudien, ein für das Germanische
Museum ausgeführter Glasfenster-Entwurf, sowie eine
Reihe, ornamentale und figürliche Motive reizvoll ver-
einigenden Adressen als einen, Form und Farbe vollauf
beherrschenden und auf das innigste verbindenden Meister.
Von ihm stammen auch die Entwürfe zu einer vonR. Schlögl
ziselierten Prachtkassette und einem von Th. Hilpert ge-
triebenen silbervergoldeten Becher, welche zugleich neben
einem von I. Semmelroth mit schönen Elfenbeinschnitze-
reien ausgestatteten, von H. Walther entworfenen Tele-
phonkasten, einem äußerst ansprechenden Thonmodell zu einer
Rokokouhr von PH. Kittler, sowie einem Tafelaufsatz und
einigen Kupfertreibarbeiteu Paul Zieglers einige Proben
der kunstgewerblichen Thätigkeit Nürnbergs bieten, das
in ihren charakteristischsten und am meisten entwickelten
Zweigen, der Kunstschlosserei und Kunstschreinerei garnicht
vertreten ist. Das Kunstgewerbe wurde nur bedingt zu-
gelassen, eigentlich nur soweit es Gegenstände bot, deren
Entwürfe von Künstlerhand stammten. So finden wir
zwei großartige Leistungen des Münchener Kunstgewerbes,
einen von H. Sei tz in Kupfer getriebenen, großen Kron-

leuchter und einen von Harrach u. Sohn meisterlich
ausgesührten Tafelaufsatz, zu welchem der an der Nürn-
berger Kunstgewerbeschnle wirkende Franz Brochier
die Entwürfe lieferte. Außer diesen kostbaren Arbeiten
zeigen meisterhaft in Farbe ausgeführte Entwürfe zu
dekorativ ausgestatteten Vorhallen und zu großartigen
Prunkgefäßen, sowie photographische Aufnahmen nach
ausgeführten kunstgewerblichen Arbeiten, daß wir es mit
einem Meister ersten Ranges zu thun haben. —- Als
Meister auf dekorativem und kunstgewerblichem Gebiete
begrüßen wir auch Ferdinand Barth und Hermann
Kellner, von denen, jener an Dürer erinnernde Phan-
tasievolle Handzeichnungen und ein farbenschönes Aquarell,
dieser flotte dekorative Farbenskizzen, eine kostbare Adresse
und eine nach ihm von Seitz getriebene Kupferkanne zur
Ausstellung brachte. Er ist ein Sproß jener seit Beginn
dieses Jahrhunderts in Nürnberg thätigen Glasmaler-
familie Kellner, von denen sich noch mehrere, durch an-
sprechende Arbeiten in der Ausstellung vertretene Glieder
noch heute auf dem Gebiete der Glasmalerei in Nürnberg
bethätigen.

Neben ihnen erscheint als wackerer Meister, ber-
auch anmutige Proben seines Geschicks in der Porzellan-
malerei lieferte, der zweinndachtzigjährige CH. PH. Böhm-
länder und der junge Seb. Eisgruber, einer der ersten
Meister unserer Zeit auf dem Gebiete der Glasmalerei.
Seine Kabinetsmalereien sind wahre Kabinetsstücke. Seine
Meisterschaft im Zeichnen bekundet auch das Ornament
einer jüngst geschaffenen Adresse, in welcher der Neudörfer
unsrer Tage, Andreas Luckmeyer, in mustergiltiger
Weise die Schrift ausführte. — Wie diese Zweige alt-
nürnberger Kunst, so zeigen auch die von I. L. Raab,
Doris Raab, A. Schultheiß, I. Deininger und
Lorenz Ritter mit bewunderungswürdiger Meisterschaft
in Kupfer gestochenen und radierten Blätter, sowie die
trefflichen Stiche T. Bauers, F. Hablitscheks, I. F.
Fraenkels, I. G. Riegels, F. Rorichs u. a. m.,
sowie die mustergiltigeu, echt künstlerisch ausgeführten
Holzschnitte K. E. Oertels und I. L. Trambauers
von dem eifrigen und ehrlichen Streben, diesen beiden,
von Dürer auf die höchste Stufe gehobenen Kunstgebieten
die sorgsamste Pflege angedeihen zu lassen. So gestattet
überhaupt die Ausstellung, interessante und wichtige Ein-
blicke zu thun in das künstlerische Leben einer Stadt,
welche wie wenige zur Lösung großer künstlerischer Auf-
gaben berufen erscheint.

Unsre Bllder

vom Herausgeber

s gibt doch nicht leicht etwas Erfreulicheres, als wenn
man irgendwo einmal für eine wichtige Stellung
den rechten Mann gewählt und nun sein Talent sich erst
fröhlich entfalten sieht. Dies war aber bei der Berufung
Frank Kirchbachs zur Leitung der Malklasse des
Städelschen Instituts in Frankfurt ganz entschieden der
Fall. So hat er denn auch alsbald verstanden, zur Be-
friedigung der künstlerischen Bedürfnisse der dortigen alten
und berühmten Familien geschickt die Hand zu bieten
und damit seine Kunst sofort in einen lebendigen Zu-
sammenhang mit der neu aufblühenden ehrwürdigen Main-

stadt zu bringen. Dies geschah besonders glücklich durch
eine Reihe Bilder, die er im Treppenhaus der durch
ihre großartige Weinhandlung weltberühmt gewordenen
v. Mummschen Familie dort ausführte und in den-
selben eine Art Geschichte des Jahrhunderte alten Ge-
schäftes gab. Auf unserm Bilde nun sehen wir die
Ankunft des alljährlich im Herbst erscheinenden Wein-
schiffes der Firma dargestellt, welches mit dem frischen
Most und den Traubenkörben aus den im Rheingau be-
logenen Besitzungen des Hauses den Main heraufge-
kommen ist und nun am Staden feierlich von den Frauen
 
Annotationen