ENDYMION, IM BALLETT „DER TRIUMPH DER LIEBE" HERMIONE, IN DER OPER CADMUS UND HERMIONE
VON LULLY. NACH EINEM ENTWURF VON J. BERAIN. 1681 VON LULLY. NACH EINEM ENTWURF VON J. BERAIN. 1673
DAS BÜHNENKOSTUM IN MITTELALTER UND NEUZEIT
von
MAX von BOEHN
Das antike Theater mit seiner Tradition von
Jahrhunderten ging dem Mittelalter völlig ver-
loren. Creizenach hat das bis in die Einzelheiten nach-
gewiesen und auch darauf aufmerksam gemacht, dass
Dante sein gewaltiges Gedicht niemals hätte „Ko-
mödie" nennen können, wenn er vom Wesen der-
selben die Vorstellungen gehabt hätte, die das Alter-
tum mit diesem Worte verband. Das Mittelalter
hat das Drama völlig neu geschaffen, Trauerspiel
und Lustspiel neu aus sich herausgestaltet, um nicht
zu sagen erfunden. Sowie das griechische Theater
aus dem Kultus der Alten geboren worden war, so
entsprang auch das Theater des Mittelalters dem
christlichen Gottesdienst. Die Formen des Kultus
der römischen Kirche sind ihrer ganzen Art nach
dramatisch angelegt. Sie gründen sich auf Reden,
die zwischen dem Priester, dem Diakon und dem
Volk gewechselt werden. Sie gipfeln im Messopfer,
das in seiner Einrichtung ein vollständiges Drama
genannt zu werden verdient. Wie der dramatische
Kunsttrieb dem Menschen angeboren ist und schon
auf den frühen Stufen seiner Entwicklung im Kinde
zur Entfaltung kommt, so meldet er sich auch bei
den Völkern bereits in den Anfängen ihrer Kultur.
Der Gottesdienst, dessen Liturgien in Form von
Gesprächen verfasst waren, musste das dramatische
Gefühl anregen und zur Bethätigung auffordern.
In der orientalischen Kirche scheint dieses, wie
manche Homilien und Antiphonen wahrscheinlich
machen, früher der Fall gewesen zu sein als in der
J35
VON LULLY. NACH EINEM ENTWURF VON J. BERAIN. 1681 VON LULLY. NACH EINEM ENTWURF VON J. BERAIN. 1673
DAS BÜHNENKOSTUM IN MITTELALTER UND NEUZEIT
von
MAX von BOEHN
Das antike Theater mit seiner Tradition von
Jahrhunderten ging dem Mittelalter völlig ver-
loren. Creizenach hat das bis in die Einzelheiten nach-
gewiesen und auch darauf aufmerksam gemacht, dass
Dante sein gewaltiges Gedicht niemals hätte „Ko-
mödie" nennen können, wenn er vom Wesen der-
selben die Vorstellungen gehabt hätte, die das Alter-
tum mit diesem Worte verband. Das Mittelalter
hat das Drama völlig neu geschaffen, Trauerspiel
und Lustspiel neu aus sich herausgestaltet, um nicht
zu sagen erfunden. Sowie das griechische Theater
aus dem Kultus der Alten geboren worden war, so
entsprang auch das Theater des Mittelalters dem
christlichen Gottesdienst. Die Formen des Kultus
der römischen Kirche sind ihrer ganzen Art nach
dramatisch angelegt. Sie gründen sich auf Reden,
die zwischen dem Priester, dem Diakon und dem
Volk gewechselt werden. Sie gipfeln im Messopfer,
das in seiner Einrichtung ein vollständiges Drama
genannt zu werden verdient. Wie der dramatische
Kunsttrieb dem Menschen angeboren ist und schon
auf den frühen Stufen seiner Entwicklung im Kinde
zur Entfaltung kommt, so meldet er sich auch bei
den Völkern bereits in den Anfängen ihrer Kultur.
Der Gottesdienst, dessen Liturgien in Form von
Gesprächen verfasst waren, musste das dramatische
Gefühl anregen und zur Bethätigung auffordern.
In der orientalischen Kirche scheint dieses, wie
manche Homilien und Antiphonen wahrscheinlich
machen, früher der Fall gewesen zu sein als in der
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