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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 12
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Bulle, Ferdinand: Hodler
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0477

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HODLER

VON

FERDINAND BULLE

Es ist ein Ungeheures als das sich Hodler darstellt
als Absicht wie als Leistung. Ungeheuer des-
halb, weil er die Natur zerreisst.

Er setzt seinen eisernen Willen an alles. Er
ist eine durchweg männliche Natur, die in jedem
Werk nach Resultaten ringt, kein Bild ist ein Aus-
fluss einer Stimmung, nirgends der Ausdruck der
Hingabe an die Erscheinung, nirgends die Wieder-
gabe eines übermässigen Eindrucks, nirgends über-
mannt die Natur die Souveränität des Ich. Immer
wieder richtet es sich der Erscheinung gegenüber
auf. Es giebt für ihn kein Unsagbares, das sich

dem Willen nicht erschlösse; kein Unendliches,
das sich nicht in die endliche Form biegen Hesse.

Wenn in der grossen Synthese, die er giebt, das
Leid fehlt, so ist eben das so bezeichnend für diese
ganz untragische Natur, die alles zu meistern sucht.
Und damit lässt sich auch schon hier seine Grenze
bezeichnen; eine letzte Tiefe ist ihm versagt, gerade
weil er überall zur Klarheit und Herrschaft über
das Ungeformte drängt. Diese letzte Tiefe besteht
in der Anerkennung dessen, was sich nicht meistern
lässt, in der Hingabe des Ich an ein Übermenschliches.
In den Bildern, in denen er sein Tiefstes giebt:

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