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Sonntag, den 28. März 1852.

V- Jahrgang.


Wochenkalender.

Montag, Leu 29. Mär;.
Tie großen Städte sollen vom Erdboden
rerlilgt werden.
viensiag, den 20. März.
In Berlin werden sammlliche Wohnungen
im ersten, zwcilen und drillen Stock zum
I. April gekündigt.
' Mittwoch, den 3t. März.
Die Banquicrs mielhcn sich, um sicherer
zu wohnen, in Kellern ein.


Wochcnkalender.

Vonaerflag, den I. April.
Das Proletariat ist, da die Kellerwohnun-
gen zu einer unerschwinglichen Höhe gestiegen
sind, gezwungen, sich mit den Bel-Etagen
zu begnügen.
Freitag, den 2. April.
Berlin ist noch nicht vertilgt. Sämmt-
liche Hauiwirthe verlangen von Herrn von
BiSmark entschädigt zu werden.
Sonnabend, den 3. April.
Dieser erklärt, seine Acußerungen seien miß-
verstanden worden; er habe nur gesagt, die
großen Städte würden entweder ver-
tilgt oder nicht vertilgt werden.

Kladderadatsch.

'slltylisches Wochenblatt.

Diese- Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme der Wochentage. — Man abonnirt mit 17'^ Sgr. vierteljährlich bei allen Buchhandlungen
s'wie bei den König!. Postanstalten des In- und Auslandes. Jede einzelne Nummer kostet l'j Sgr. Die Ledaclion.

I'erloulum in mora.!

„Das wahre preußische Volk wird die großen Städte zu bändigen wissen, und sollte cS diese Städte
vom Erdboden vertilgen!"
WaS hat er gesagt? Vertilgen hat er gesagt? — Ja, vertilgen hat er gesagt!
-SS N Wehe ü SL.
Heut leben wir noch! Heut steht Berlin noch da unter den großen Städten, hoch und erhaben — 123 Fuß über dem
Meeresspiegel — und freut sich der süßen Gewohnheit dcS DascinS unter dem 52. Grade nördlicher Breite. Aber wer weiß wie
nabe der Tag, an welchem das wahre preußische Volk sich erhebt und uns vom Erdboden vertilgt?! Darum —
Was du thun Willst, thuc bald, denn es ist Gefahr im Verzüge!
Armer Bewohner der großen Stadt, was hilft Dir'S, ob Du um 17>..< Silbergroschen reicher bist, da Tu
doch vom Erdboden vertilgt wirst? Du aber, städteverwüstender Bruder vom Lande, sei menschlich! Sei eingedenk
der Gunst, welche selbst dem zum Tode Vcrurlhcilten nie versagt wird, und gönne unS noch 17s.< Silbergroschcn zu einer
Henkersmahlzeit, ehe Du unö vom Erdboden vertilgst!
Du, ländlicher Bebauer deS väterlichen Bodens mit dem beneidcnSwerlhen Bewußtsein einer ungefährdeten Eristcnz, trage
Deine 17'^ Silbergroschen zur nächsten Postanstalt!
Du, dreister Bewohner der noch unvcrtilgtcn Stadt, wirst unS stets zu finden wissen, denn „die Blinden in Genua kennen
unfern Tritt!"
Du aber, schüchterner Fremdling, der Du in unfern Mauern weilst, suche auf die Straße von Jerusalem, und wenn
Du sic erreicht, dann kehre Dein Antlitz gen Mitternacht und gehe muthig vorwärts, bist Du auf einen freien Platz gelangst.
Und bist Du dort, so hüte Dich, daß Du nicht rechts gehest, denn sonst kömmst Du in die HauSvogtei. Halte Dich
vielmehr stets ganz links, denn nur so findest Du die Erpedilion dcS Kladderadatsch.
Und hier gehe in Dich und cntäußcre Dich dcS leidigen Mammons und kaufe Dir dafür den
persönlichen Schutz des Kladderadatsch.
Tenn wenn Tu abonnirt hast, mußt Du ein Vierteljahr lang die Nummern des Kladderadatsch regel-
mäßig erhalten, und so lange Du die Nummern dcS Kladderadatsch regelmäßig erhältst, hast Du den sicher-
sten Beweis, daß Du lebst und noch nicht vom Erdboden vertilgt bist.
Aber eile, eile, denn eS ist Gefahr im Verzüge, und bedenke:
Hui eito
Lismark äat! Kladderadatsch.
 
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