Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 342 —

reichen Geistes hat Cornelius hier den Cyclus der
Götter- und Heroenmpthen geschildert; in der Vorhalle
von Prometheus anfangend, der den Menschen bildet,
und, an den Fels geschmiedet, von Herkules erlöst wird,
und Pandora, welche Mißgeschick und Plagen unter die
Menschen streut; dann im Göttersaal die Elemente, Jah-
res- und Tageszeiten und die drei Reiche der Kroniden,
in den mannichfaltigsten Scenen und voll sinnreicher poe-
tischer und philosophischer Beziehungen. In diesem herrscht
die Ruhe der Gvttcrwelt, die tiefe Symbolik und Alle-
gorie ihrer Gestalten, die Heiterkeit und phantastische
Fülle ihres Lebens; dagegen im trojanischen Heldensaal die
blutigen Kämpfe, die mächtigen Leidenschaften des Heroen-
geschlechts, die Thaten der Achäer und das Ende von
Ilion. Durch sie gelangt man zu den Sälen, wo die
römische Kunst mit der letzten Blüthe der griechischen be-
ginnt, sich zu Reichthum und Ucppigkeit entfaltet und
endlich mit schnellem Sinken untergeht. Aus dem Heroen-
saal, wo der vortreffliche Sandalenbinder Jason, die
Alerandersstatue aus Rondanini, die Büsten des Themi-
stokles, Perikles, Sokrates, Hippokrates, Demosthenes,
und kolossale Statuen vergötterter Cäsaren stehen, öffnet
sich die prachtvolle Perspektive in den eben so reich mit
Bildwerken als mit.Ornamenten geschmückten Römersaal,
wö Prachtgefäße und Candelaber, Graburnen und eine
Ara die Mitte einnehmen, kolossale Statuen der Kaiser,
lebensgroße kaiserlicher Frauen, gegen siebzig Bersten der
ausgezeichnetsten Römer, bilderreiche Sarkophage und Re-
liefs, Lectisternien und antike Säulen aus kostbaren
Marmorarten die Seitenwände schmücken. An diese schlies-
sen sich in der anstoßenden Rotunde die farbigen Werke
der späteru Römerzeit, ein Faun, ein Athlet, ein Fluß-
gott aus schwarzem Marmor, eine fackeltragende Ceres
aus schwarzem und weißem, Büsten aus Porphyr, Ba-
salt, Travertin und Erz, in der Mitte des Fußbodens
ein antikes Mosaik und darauf ein bronzener Dreifuß.
Dieser Saal macht den Beschluß der antiken Werke, und
es reiht sich an ihn der Saal der Neuern, an dessen Ge-
wölbe die vier Wiederhersteller der neuern Sculptur, Ni-
cola Pisano, Michel Angela, Cinnora und Thorwaldseu
in Medaillons abgebildet sind. Hier steht eine kleine Büste
des jungen Raphael in gebrannter Erde aus dem isten
Jahrhundert, ein Christuskind vonAlgardi, die Büsten
Winckelmanns, Jfflands, Pfeffels, des Admirals Tromp,
Napoleons, die Statuen der Venus und des Paris von
Canova, die Sandalenbinderin von Schadow, ein Mohr
mit dem Amor von Eberhardt, endlich die Büste des
Königs selbst von Thorwaldsen, in der Zeit gefertigt,
da Er als Kronprinz mit Anordnung und Ausschmückung
dieses Gebäudes eifrigst beschäftigt war. In der hohen,
einfach, aber würdig verzierten Vorhalle, die zum Porticus
führt, hat er seinem Verdienst, eine der schönsten Samm-

lungen entdeckter Kunstwerke geschaffen und in diesem
prachtvollen mit den ersten Werken der von ihm neuer-
weckten Frescomalerei gezierten Gebäude aufgestellt zu ha-
ben, die einfache Inschrift gesetzt: Ludovicus j. Bavaria
Rex Velcrum sculplnrae momimentis, quea ipse undiquo
congesscrat, decore collocandis hör museum condidit
atque diranit. Gegenüber die Inschriften: Inehoaium
mdcccxvi. Perfectum MDCCCXXX. Auch der Archi-
tekt und der Maler, die dieses Werk erfunden, geordnet
und ausgeschmückt haben, sollten nach seinem königlichen
Willen nicht vergessen werden; daher über den Seiten-
thüren die Inschriften angebracht sind: Regis jussu adi/lcio
exstruen do atque decorando praafuit Leo klinge Eques. - jRe-
gis jussu Cameras picturis exornavit Petrus Cornelius Eques,

Die Anzahl der ausgestellten Bildwerke beträgt 527 ,
wobei die Fragmente und Säulen nur in Massen gezählt
find. Was die Aufstellung betrifft, so herrscht darin, da
jeder Saal und alles zusammen ein schönes Ganzes bilden
sollte, das Decorativ-System. Die ausgezeichneten Werke
sind meistens vorzüglich gut beleuchtet, wie die Aegineten,
der darbcrinische Faun, die Lcukvthea, Per kniende Nio-
bide, der Jason ; andere mußten, der symmetrischen Auf-
stellung zu Liebe, mit weniger günstigem Licht sich begnü-
gen, wie dieß in allen Museen der Fall ist, die nach ar-
chitektonischem Prinzip und als archäologische Sammlun-
gen, nicht bloß als Anstalt für künstlerisches Studium an-
gelegt sind. Das hohe Licht, welches durch die halbrunden
Fenster einfällt, ist nur für diejenigen Werke ganz unvor-
theilhaft, die an der Wand unter denselben aufgestellt
werden mußten; auch das Kuppellicht in den beiden Eck-
sälen ist durch die Stellung der Bildwerke an den Wän-
den nicht so ungünstig, als es sonst für plastische Werke
zu seyn pflegt. Am meisten wird der Archäolog darüber
unzufrieden seyn, daß einige kleinere Reliefs an hohen
Stellen in die Wände eingelassen sind. Was den Ein-
druck der plastischen Werke im Verhältniß zur Umgebung
betrifft, so rechtfertigt sich die Meinung der Architekten,
daß eine kräftige Bebauung der Wände den weißen und
farbigen Marmor und das dunkle Erz besser hervorhebt,
als das indifferente Grau, welches man sonst dafür beliebt
hat. Die schwarzen und rvthen ägyptischen Statuen und
die der spätern Romerzeit heben sich vortrefflich aas ei-
nem gelben Grunde, der den Ciaiio antreo nachahmt. Die
Farben der übrigen Säle, den antiken Marmorarten r

Rosso und Verde antico , Fior di pcrsico U. f. 11). nach-
gebtldet, stechen zwar in einigen Sälen etwas scharf von
einander ab, sind aber im Ganzen für die Werke von
weißem Marmor nicht minder günstig. In der Decora-
tion war es keine geringe Aufgabe, die der Architekt hier
gelößt hat, den Styl der verschiedenen Nationen und
Zeitalter auch in den Ornamenten anzudeuten, denn er
konnte nicht rein ägyptische, altgricchische, römische und
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen