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Aehnliches hervorragt. Die Mistel war den Celten das
Symbol der Ewigkeit; hiernach stellte der Kopf die Per-
sonisikation der Unendlichkeit dar. — Ein zweites, ein
geschlechtsloses Götzenbild von Blei, ebendaselbst aufge-
funden, ist sicherlich, worin auch Mone übereinstimmt, der
die vorbezeichnete Schnalle lieber dem Mittelalter zu-
weist, seiner Form, Kopfbedeckung und Bewaffnung nach
nicht römischen sondern gallischen Ursprungs. Der Kopf ist
mit einer enganschließenden Mütze, welche nach dem Ge-
sichte hin zu einem Dreieck ausgeschnitten ist, bedeckt, an
deren beiden Seiten sowohl, als auch oben in der Mitte
hervorragende Enden sich befinden, welche vielleicht den
Viscus (Mistel) bezeichnen sollen. Das Gesicht ältlich,
mit starkem Barthaar. In der Linken ein Schild, dem-
jenigen ähnlich, welchen die Gebrüder Alcis auf dem von
Prof. Müller in Copenhagen beschriebenen Tondern'schen
Horn haben; in dem rechten Arm, welcher rund umge-
bogen ist, hatte er wahrscheinlich einen Spieß. Der
Körper ist ohne Verhältniß und hat viel Aehnlichkeit mit
den Figuren der Gebrüder Alcis. Am Bauche geht nach
hinten zu ein Fischschwanz mit Schuppen bedeckt.

Es finden sich in dem Buche genaue Anweisungen
über Prüfung der Aechtheit und über Reinigung von
Alterthümern.

Der Vers, meint, daß in den spätern Zeiten der
Römer die Beraubung von Gräbern häufiger stattgefnnden
habe. In den meisten Gräbern und Brandgrnben fand
er stets die schönsten Gefäße zerschlagen; die schlechteren
hingegen, Thränenkrügchen, schlechte Schüsseln u. s. w.
unversehrt. .Die besseren Gefäße sind nicht etwa durch
die Länge der Zeit zersprungen oder durch die Schwere
des Bodens zerdrückt, sonst müßte dieß bei den minder
gut gebrannten, geringen Gefäßen eher der Fall gewesen
seyn; eben so wenig sind sie von den Tagelöhnern zer-
stochen oder zerhauen worden, denn der Bruch war alt,
und die Stücke lagen in der Brandgrube oder in dem
Grabe zerstreut, und selten konnte man aus den Bruch-
stücken ein Ganzes zusammensetzen, weil von größeren
Gefäßen aus terra sigillata, von Schüsseln, Gläsern u.
s. w. nur der dritte, vierte Theil oder die Hälfte, nach
dem genauesten und sorgfältigsten Suchen zu finden war.
Der Verfasser fand große Gefäße von terra sigillata, wo
auf der einen oder auch mehreren Seiten Stücke mit
Fleiß herausgeschlagen waren, die man nicht fand und
die einst, so meint er, von den Anverwandten des Be-
grabenen entweder nach Hause genommen, oderweggewor-
fen wurden. Durch dieß Zerschlagen, beißt es, wurde
der Werth solcher Gefäße vernichtet und den Dieben die
Lust benommen, die Gräber zu entweihen. Was den
Verf. in dieser Meinung bestärkt, ist, daß schöne Gefäße,
welche er unzerbrochen fand, in einer Tiefe von 6 — 7
Schuh gelegen sind, wodurch ihre Erhaltung gesichert

war. Andere Gräber, worin ganze Gefäße befindlich
waren, sind mit einer zwei Schuh dicken Lage von Kalk-
steinen und Ziegelstücken bedeckt gewesen, und es kostete
viele Mühe und Behutsamkeit, die darunter verborgenen
Sachen ganz herauszubringen (S. 14. 15.) — Diese
Erklärung hätte viel Wahrscheinlichkeit für sich, wenn sie
nicht eigentlich die Entweihung und Zerstörung der
Gräber von den Dieben aus Verwandte, von den Feinden
auf die Freunde der Todten übertrüge. Auch ist zu be-
denken, daß die Diebe nicht nach den Gefäßen, fon*
dern nach den edlen Metallen in den Gräbern spürten,
die sie am ehesten in den kostbaren Gefäßen verborgen
denken mochten und daher diese zerschlugen, während sie
die aus schlechterem Stoffe schlecht gebrannten unversehrt
ließen.

C. Gr.

Plastik und Mdhauer.

Die dänische Korvette „Galathea", geführt von Kapi-
tän Krieger, die am 15. Sept., mit den Arbeiten Thor-
waldsens für die Frauenkirche und daZ Christiansburger
Schloß zu Copenhagen am Bord, ausgesegelt war, ist am
20. Sept. auf der Rhede von Copenhagen angekommen.
Außer den Marmorstatuen (Christus für die Frauenkirche,
einem Taufengel, Mars und Amor, Merkur, einem knienden
und einem aufrecht stehenden Ganymed) befinden sich darun-
ter viele marmorne Basreliefs, inehrere Marinorbuffen, und
von Stücken, die nicht in Marmor ausgeführt sind, eine
große Anzahl.

Dem jungen Bildhauer Desprez ist von Hrn. Thiers
der Auftrag geworden, den Moses des M. Angelo in der
Kirche St. Pietro in Vincoli zu Rom für die Kunstsamm-
lung im Louvre zu copiren. Derselbe hat die Ausführung
der Statue des Generals Foy übernommen, welche nebst
denen von Bailly, Mirabeau und Casimir Parier in der
franz. Deputirtenkammer aufgestellt werden soll.

Der Bildhauer Louis Auvray in Valenciennes hat
für seine Vaterstadt die Büste des berühmten- Chronicisten
Froissard modellirt.

Der König von Schweden hat von dcm Kaiser von Ruß-
land eine große von Gußeisen verfertigte Vase zum Ge-
schenke erhalten, welche in der Alepandrowskischen Fabrik
nach der prächtigen in der Villa Hadrian/, entdeckten Hamil-
ton'schen Vase modellirt worden ist; sie ist in dem königl.
Museum zu Stockholm aufgestellt worden.

Lunstliteralur.

L’Annuaire des Artistos pour Pannen 1833, par M.
Guyot de Fe re. Paris, chez Fauteur, rue Saintonge, n.
19, au Marais. Prix. 4 Fr. 5o C.

Masken, ihr Ursprung und neue Auslegung einiger
Ins jezt unbekannt und unerklärt gebliebenen. Von Köhler.
Mit einer Kupfertafel. St. Petersburg, i833. In Royal-
Quart.

Verantwortlicher Redacteur: Dr, Schorn.
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