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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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Dresdner Brief, [2]
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Kurth, W.: Berliner Bildnisse 1848-1918 (Ausstellung der Berliner Sezession)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6188#0200

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375

Dresdner Brief

— Berliner Bildnisse 1848—1Q18 (Ausstellung der Berliner Sezession)

376

Bilder von Felix Baumhauer, dann die Landstraße,
ein gutes Bild nach Münchner Art von Rudolph
Oönner, Theodor Hümmels feingetönten Rosen-
strauß, Jul. Hüthers sitzendes Sudanesenpaar, Richard
Kaisers große Landschaft Ferne Heimathöhen mit
einem riesigen einsamen Baum im Vordergrunde, Ernst
Liebermanns Marienstandbild, Josse Goossens
Selbstbildnis vor blumiger Tapete, Paul Rosners groß
und innig empfundene Maria mit Kind im Schoß (blau
vor grauem Hintergrund), Friedrich Stahls (Fel-
dafing) altertümelnde, aber durch stilistischen Ernst und
miniaturartige Farbengebung fesselnde kleine Bilder
Ritter Georg, Die Sieger und Jochanaan, Hermann
Urbans große römische Landschaften, so ist damit
das Bezeichnendste des Münchener Beitrags zur Aus-
stellung hervorgehoben. Auch Berlin ist durch
Wilhelm Blanke (Kircheninneres), Erich Büttner
(Junger Narziß), Philipp Franck (Bewegte sommer-
liche Taunuslandschaft), Fr. Klein-Chevalier (Sommer-
freude), Carl Langhammer (Unwetter und Sonnen-
schein), Ernst Oppler (Russisches Ballett Sylphiden),
Georg W. Rösner (Strand), Eugen Spiro (Die
Terrasse, Knabe mit Kaninchen), M. Schlichting
(Bildnis einer Dame, deren Hintergrund der Spiegel
der See bildet), Robert F. K. Scholtz (Dame im Reit-
kleid), Franz Stassen (Narzissos und Echo, Christus
und die Ehebrecherin) mehr oder minder gut vertreten.
Von einer neuen Seite lernt man Heinrich Vogeler
(Worpswede) mit seinen Bildern »Parktreppe und Park-
figuren« kennen. Endlich sei von den Gemälden noch
Viktor Wurls (wo?) feingetöntes Nelkenbild genannt.

Die graphische Abteilung der auswärtigen Künstler
bringt viel Ansprechendes, aber nicht gerade Über-
raschendes und Neues. Hervorzuheben sind etwa die
radierten Ansichten der St. Gudulakirche in Brüssel
und der Kathedrale zu Antwerpen von Ernst Oppler
in Berlin, die Lithographien, Radierungen und Pastelle
aus Lida und Wilna von Paul Päschke (Berlin-
Zehlendorf, und Joseph Uhls(Bergen) phantasiereiche
spöttische Allegorien auf die Narrheit und den Lauf
der Welt, nicht minder auch die radierten Bildnisse
von Heinrich Wolff in Königsberg.

Auf dem Gebiete der Plastik stehen in erster Linie
die Tierbronzen, »Der Bogenschütz und der David«
von Fritz Behn in München. Von Richard König
sehen wir die Eisenstatuette eines Soldaten, der mit
angespannter Aufmerksamkeit und Spannung nach
feindlichen Fliegern ausschaut. Plaketten in Eisenguß
— Dr. Martin Luther, Und wenn die Welt voll Teufel
war, Auf die Seeschlacht beim Skagerak — sowie
Kriegsmedaillen zeigt Fritz Hörnlein, einen Eisbären,
einen Jagdhund und einen spielenden Hund in Por-
zellan Etha Richter, endlich sehen wir Bildnisbüsten
von Johannes Ernst Born, Ilse Plehn und
Arthur Zweiniger.

Als ein sehr erfreuliches Ereignis im* Dresdner
Kunstleben ist schließlich die Gründung des Vereins
Dresdner Galeriefreunde am 6. Juni zu verzeichnen.
Der bekannte hervorragende Kunstsammler Herr Oskar
Schmitz in Dresden-Blasewitz hat das Verdienst, diesen
Verein ins Leben gerufen zu haben, nachdem er den

Plan dazu schon mehrere Jahre erwogen und im
engeren Kreise besprochen hatte. Es ist bekannt, wie
schwierig und verantwortungsreich es ist, Werke von
noch nicht allgemein anerkannten Künstlern für öffent-
liche Sammlungen anzukaufen. Nur zu oft kommt
es vor, daß Galerie-Direktoren dieser Schwierigkeit
einfach dadurch aus dem Wege gehen, daß sie Werke
neuer, noch nicht geklärter Richtungen überhaupt nicht
kaufen. Das rächt sich dann, indem sie später Werke
von Künstlern, die inzwischen zur Anerkennung ge-
kommen sind, zu weit höheren Preisen erwerben müssen.
Den Schaden hat also die Allgemeinheit in doppelter
Hinsicht. Die Berliner Jahrhundert-Ausstellung von
1906 lieferte den schlagenden Beweis dafür, wieviele
hervorragende Künstler erst viel später zur vollen An-
erkennung gekommen sind. Ein anderes Beispiel ist
der Ankauf der »Blauen Stunde« von Max Klinger
für das Städtische Museum in Leipzig für 60000 M.;
zur Zeit seiner Entstehung kostete das Gemälde nicht
den zehnten Teil dieser Summe. Solchen Vorkomm-
nissen will für die Dresdner Galerie der neue Verein
Dresdner Galeriefreunde in Zukunft zu'steuern suchen.
Er will zur rechten Zeit Gemälde von Künstlern, die
noch nicht öffentlich anerkannt sind, zu billigen Preisen
ankaufen. Gegenwärtig würde es sich da um Werke
der Expressionisten und sonstiger in die Zukunft weisen-
der Richtungen handeln. Doch sollen auch Werke der
Vergangenheit berücksichtigt werden. Die angekauften
Werke werden der Dresdner Galerie zur Verfügung
gestellt, deren Direktor sich binnen zehn Jahren zu
entscheiden hat, ob er sie für die Galerie endgültig
übernehmen will. Abgelehnte Werke werden dann
wieder verkauft. Die Mitglieder des Vereins verpflichten
sich zu einem Mindestjahresbeitrag von 300 M. auf
5 Jahre. Bis jetzt sind dem Verein 43 Mitglieder mit
einem Gesamtbeitrag von mehr als 17000 M. bei-
getreten. Der Verein bildet einen Ankaufsausschuß, in wel-
chem zwei Herren nicht Mitglieder des Vereins zu sein
brauchen. Zum Vorsitzenden des Vereins wurde Herr
Oskar Schmitz gewählt. In den Ankaufsausschuß
wurden außer den beiden Vorstandsmitgliedern ge-
wählt: der bekannte Dresdner Kunstsammler Adolf
Rothermund, Justizrat Julius Bondi, Stadtbaurat Prof.
Pölzig, Maler Prof. Sterl; beratend wird Geh. Rat Dr.
von Seidlitz mitwirken. Der Verein, der eine Lücke
im Dresdner Kunstleben auszufüllen bestimmt ist,
beginnt seine Tätigkeit am 1. Juli d. J. Neben ihm
besteht der Dresdner Museumsverein, dessen Aufgabe
auf andere Wege weist, ruhig weiter. <&i

BERLINER BILDNISSE 1848—1918
(AUSSTELLUNG DER BERLINER SEZESSION)

Allzu verpflichtend möchte der Titel nicht ge-
nommen sein. Und eine Entwicklung der letzten 70
Jahre Berliner Porträtkunst hätte günstigere Zeitum-
stände wie auch höhere Gesichtspunkte erfordert, als
die Wahl aus dem Angebot des Zufalls, auf die sich
die Berliner Sezession zu beschränken glaubte, zuließ.
Überdies ist der Gedanke in den letzten 10 Jahren
an anderen Stellen öfter verwirklicht worden, so daß
 
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