Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

DOI Artikel:
Badisches Kunstgewerbe
DOI Artikel:
Obrist, Hermann: Hat das Publikum ein Interesse daran, selber das Kunstgewerbe zu heben?, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0074

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
62 HAT DAS PUBLIKUM EIN INTERESSE DARAN, SELBER DAS KUNSTGEWERBE ZU HEBEN?

Akt, gemalt von Herrn. OÖHLER, Karlsruhe.

kannte Firma, die sich auch nach aussen eines be-
deutenden Rufes erfreut, hat in den letzten Jahren
eine Anzahl reicherer Einrichtungen für die Schlösser
des Grossherzogs von Luxemburg, des Herzogs von
Anhalt u. a. geliefert. Von weiteren Möbelfabriken
des Landes sind hervorzuheben Gebr. Himmelheber,
A. Gehrig, L. Distelhorst und M. Reutllngcr in Karls-
ruhe, Gebr. Müller in Baden-Baden,/. L. Peter in Mann-
heim. Von der letzteren sehr leistungsfähigen Firma
stammt auch das in unserem Hefte enthaltene Büffet.
Unterstützt werden diese Fabriken durch zwei be-
deutende Intarsiengeschäfte des Landes: R. Macco
in Heidelberg und H. Maybach in Karlsruhe. Die

farbigen Rcliefintarsicn des letztgenannten Meisters
sind eine besondere Spezialität, die auch durcli zahl-
reiche Aufträge für das Ausland ausgezeichnet wird.
Alle hier angeführten Arbeiten liefern zugleich auch
den Beweis, dass die moderne Bewegung auch in
Baden die gebührende Beachtung gefunden hat und
zwar in jener massvollen, gesunden Richtung, wie sie
durch die Karlsruher Schule vorbildlich gepflegt wird.

HAT DAS PUBLIKUM
EIN INTERESSE DARAN,
SELBER DAS KUNSTGE-
WERBE ZU HEBEN?

Von Hermann Obrist

DIE Beantwortung der Frage, die wir hier aufwer-
ten, ist nicht ganz einfach und ihre Berechtigung
wird wohl sogar angezweifelt werden. Man-
cher Leser wird vielleicht fragen: Was kann denn
das Publikum gross dabei eingreifen und mitwirken?
Dazu sind ja der Staat, die Gemeinde, die Herren
Fabrikanten und vor allem die Kunstgewerbetreiben-
den da!

Ich fürchte sogar, es werden viele so denken.
Haben sich doch die grossen Schichten des Bürger-
tums immer dabei beruhigt, dass die Regierung alles
Nötige, die Landwirtschaft, den Unterricht, die Hygiene
und natürlich auch die Kunst zu heben wissen würde;;
wenn nicht, so würde man ihr in der Kammer, im
Landtage schon die nötige Rüge erteilen!

Es ist jedoch ein Irrtum anzunehmen, es genüge,
der Regierung die Pflege der Kunst allein zu über-
lassen. Wir möchten uns bemühen, diesen Irrtum
etwas zu zerstreuen und zu zeigen, wie wenig es ist,
was der Staat thun kann und wie enorm der Einfluss
sein könnte, den das Publikum, d. h. jeder einzelne
ausüben könnte. Mit dem Worte heben ist nun
schon der Begriff des Neuen, des Fortschreitens eng
verbunden. Der Staat aber kann es nicht gut ver-
antworten, mit dem Gelde der Steuerzahler in den
Kunstgewerbeschulen oder bei Vergebung grosser
Bauten Experimente mit neuen Kunstrichtungen zu
machen. Der Staat muss sicher gehen. Das, was
die Alten geschaffen, ist wirklich schön und bewährt.
Man arbeite in diesen Stilformen, lehre sie in den
Schulen und man wird sicher gehen. Haben sich
dann im Laufe der Jahrzehnte neue Formen, neue
Systeme bewährt, so kann der Staat auch diese
brauchen. Vorläufig ist Vorsicht geboten. Darum
ist es schwer, Vorschläge zu machen, auf welche
Weise der Staat das Kunstgewerbe heben solle. Es
 
Annotationen