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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

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Kleine Mitteilungen
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BÜCHERSCHAU

Sammelwerke. Eine ganze Reihe von litterari-
schen Unternehmungen ist gegenwärtig darauf gegrün-
det, das weitschichtige Gut des Wissens und der For-
schung auf allen Gebieten der Kunst, des Kunstgewerbes
und der Wissenschaft in knappen und leichtfasslichen
Darstellungen zu popularisieren, für den Hausgebrauch
oder für die autodidaktischen Neigungen des Laien
und kleinen Mannes zurechtzulegen. Derartige instruk-
tive Büchlein sind gewiss nicht gering anzuschlagen
für die idealen Zwecke der Volksbildung und die
Erfahrung lehrt, dass die im Rahmen grösserer Sam-
melwerke gruppierten populären Veröffentlichungen
auch mit bestem Erfolg konsumiert werden. Den
kunstgewerbschen Kreis tangieren etwa folgende Werke:
In der Reihe von J. J. Weber's illustrierten Kate-
chismen hat der stark illustrierte »Katechismus der
Kunstgeschichte« von Bruno Bucher bereits die fünfte
Auflage erlebt, was sowohl für die Gangbarkeit des
Weber'schen Unternehmens als auch für die Brauch-
barkeit des präzis und klar gehaltenen Büchleins
spricht. Ähnliche Zwecke verfolgt die Sammlung
Göschen. Hier wäre eine illustrierte »Stilkunde■« des
bekannten Badener Architekten und Gewerbschul-
direktors Karl Otto Hartmann hervorzuheben. Von
der altegyptischen Kunst bis zur sprunghaften Renais-
sance unserer Tage hat der Verfasser in seiner Eigen-
schaft als gewerblicher Pädagoge die springenden Punkte
aus dem Formenschatz der Weltkunst für die Zwecke
des Unterrichts und der Selbstbelehrung sehr geschickt
zur Darstellung gebracht, namentlich scharf erfasst sind
die Wandlungen, welche die Renaissance auf ihrem
weiteren Etappenwege vom Barock bis zum Empire
durchlaufen hat. Eine wertvolle Beigabe dieses Taschen-
buches sind die ausserordentlich klaren Illustrationen.
Fernerhin wäre aufmerksam zu machen auf eine Samm-
lung wissenschaftlich gemeinverständlicher Darstel-
lungen »Aus Natur und Geisteswelt« aus dem Verlage
von B. G. Teubner. Das 8. Bändchen der Reihe ist
eine »Deutsche Baukunst im Mittelalter« des Kieler
Kunsthistorikers Prof. Dr. Adelbert Matthaei. Von

Kunstgewerbeblatt. N. F. XI. H, 12.

schwerem wissenschaftlichen Ernst getragen, geht die
anschauliche Darstellung auf Grund der neuesten
Forschungen bis an die Wurzeln des Kunstschaffens,
aus der Tradition und aus dem Geist der Zeit heraus
werden die grossen Stilfolgen des Mittelalters erfasst
und an prägnanten Beispielen klar gelegt. Das Niveau
des Buches ist ein so hohes, dass es die Hörer
kunstgeschichtlicher Vorlesungen mit Erfolg in Ge-
brauch nehmen dürften. Mehr als ein Formenschatz
für Kunstgewerbler kennzeichnet sich das von Hubert
Joly herausgegebene Sammelwerk von »Meisterwerken
der Baukunst und des Kunstgewerbes« aller Länder
und Zeiten aus dem Verlag von K. F. Koehler in Leip-
zig. In trefflichen Autotypien bietet die erste Lieferung
eine Blumenlese der hervorragendsten Werke italieni-
scher Kunst; bleibt das Weitere auf derselben Höhe,
so ist gewiss ein schätzenswertes Hülfsmittel für das
Kunststudium davon zu erwarten. Und endlich präsen-
tiert auch der Verlag von Siegfried Cronbach in Berlin
eine Serie populärer Darstellungen, für welche Paul
Bornstein als Herausgeber zeichnet. Der Sammeltitel
»Am Ende des Jahrhunderts« fasst in sich eine Rück-
schau auf hundert Jahre geistiger Entwicklung. Ein we-
sentliches Glied dieser dem endenden Jahrhundert ge-
widmeten Reihe ist ein Buch des Münchners Karl
Rosner, welches »Die dekorative Kunst im neunzehnten
Jahrhundert« dem Leser im Fluge vorführt, den Zu-
sammenhang von Kunstschaffen und Zeitgeist zu er-
fassen versucht, mit langen Namensreihen schaffender
Künstler und regsamer Kunstförderer paradiert und in
der Hauptsache sich begeistert für die modernen Phasen
des Kunstgewerbes ausspricht. Ein eigentlich hoher
wissenschaftlicher Standpunkt ist in dem Buch noch
nicht gewonnen, weiss doch niemand, wohin die neue,
hie und da noch chaotisch wogende und dilettanten-
haft gehandhabte Richtung führen wird, heutige Tages-
grössen werden in zehn Jahren verschollen sein. Zu
betonen ist, dass der Verfasser auf dem Münchener
Gebiet gut orientiert ist, dagegen hat er dem nord-
deutschen und Berliner Kunstgewerbe nichts weniger
als auf den Grund geschaut.

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