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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

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Hofmann, Albert: Alphons Maria Mucha
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Die gegenwärtige Lage der dekorativen Künste in Frankreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0016

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DIE GEGENWÄRTIGE LAGE DER DEKORATIVEN KÜNSTE IN FRANKREICH

tristesse du jour qui decroit.» Ich setze als besonders
bemerkenswert noch die Beischrift für die Komposition
«Musique» hierher: «Dans l'harmonie des soirs d'ete
que baignent les clartes lunaires, ce n'est pas seule-
ment les trilles melodieux des rossignols que notre
oreille entend: c'est aussi le chant joyeux — mais dejä
lointain — des beaux jours passes que croit percevoir
notre äme, qui se souvient.» Und in der Beischrift
zu der Komposition «Peinture» wird man die Eigen-
schaften des Mucha'schen Kolorits wiedererkennen:
«Toutes les radieuses couleurs de l'arc-en-ciel tiennent
— comme l'Ocean lui-meme — dans une seulegouttelette
d'eau. A la rosee brillante qui les rafraichit et les
epanouit, les fleurs ne semblent-elles pas emprunter les
exquises nuances du prisme dont elles sont revetues?»
Damit möchte ich die flüchtige Übersicht über
das Lebenswerk eines der feinsten aber auch weichsten
unserer modernen Künstler schliessen und nur noch
eine hervorragende Arbeit in aller Kürze erwähnen.
Es ist ein Entwurf Mucha's für das Plakat der 1898
abgehaltenen Ausstellung des Prager Ingenieur- und
Architekten-Vereins, den die Wiener Monatsschrift
«Der Architekt» veröffentlichte; er ist unberechtigter-
weise in die zweite Linie gedrängt worden und des-
halb nicht zur Ausführung gelangt. Daraus zu schliessen,
dass Mucha bei seinen engeren Landsleuten — es
handelte sich um eine Ausstellung mit czecho-slavischcm
Charakter - - nicht dasselbe Ansehen geniesst, wie
sonst allenthalben, wäre nicht zutreffend.

Ob das im Vorstehenden kurz skizzierte Lebensbild
Mucha's und die Charakterisierung seiner eigenartigen
Kunst bereits eine in sich abgeschlossene Kunst schil-
dern, steht bei dem noch nicht vorgerückten Alter
unseres Künstlers immerhin dahin. Ich wiederhole
aber, dass es mir scheint, als ob Anzeichen vorhanden
seien, welche darauf hindeuten, dass die Kunst Mucha's
ihren Höhepunkt überschritten hat. Sollte sich an ihm
das Wort bewahrheiten: «Die Flamme, die am hellsten
lodert, erlischt am schnellsten?»

»Malerei« von ALPHONS MUCHA.

DIE GEGENWÄRTIGE LAGE DER DEKORATIVEN KÜNSTE

IN FRANKREICH

IN der diesjährigen General-Versammlung der Union
centrale des arts decoratifs in Paris ist durch den
Vorsitzenden ihres Aufsichtsrates, Georges Berger,
namens desselben der in folgendem in seinem all-
gemeinen Teile wiedergegebene Bericht erstattet worden.
Dieser von einer hervorragenden Persönlichkeit an
hervorragender Stelle erstattete, vielleicht in manchen
Punkten nicht völlig objektiv gehaltene Bericht be-
schäftigt sich, seinem Thema nach, vorzugsweise mit
der derzeitigen Stellung des französischen Kunst-
gewerbes, auf welche er ungemein bezeichnende

und interessante Streiflichter wirft, enthält aber auch
sehr viele, für deutsche Verhältnisse gleichwie für
französische zutreffende Ausführungen und lässt es
namentlich in voller Klarheit erkennen, mit welchem
Mindestmass von Wohlwollen man an die Beurteilung
der »von jenseits unserer Grenzen« kommenden Aus-
stellungsgegenstände für die nächstjährige Pariser
Weltausstellung herantreten wird.

Der Bericht des Herrn Berger lautet:
Vor allen anderen Völkern hat Frankreich jeder-
zeit sich einerseits durch seine vortreffliche Rechnungs-
 
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