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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

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Hofmann, Albert: Alphons Maria Mucha
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https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0012

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ALPHONS MARIA MUCHA

VON ALBERT HOFMANN- BERLIN

IN der lebhaften Bewegung, durch welche die
Kunst unserer Tage ausgezeichnet ist, ist der Name
des Künstlers, welcher Gegenstand dieser kurzen
Betrachtung ist, vielgenannt. Gleichwohl ist er kein
Neuerer und wenn er dennoch beachtet, ja vielfach
bewundert wird, so zwingt schon dieser Umstand da-
zu, der eigenartigen Kunst nachzugehen, die es ver-
standen hat, den oft
so phantastischen
und überlauten Äus-
serungen des Neue-
ningsfiebers gegen-
über nicht nur sich
zu behaupten, son-
dern trotz diesem
lauten Getriebe sich
steigender Anerken-
nung zu erfreuen.
Bei dieser Anerken-
nung darf ich frei-
lich nichtverschwei-
gen, dass es mit-
scheint, als ob diese
Kunst ihren Höhe-
punkt erreicht, wenn
nicht überschritten
habe. Denn auch
Mucha bietet die
vielfach beobachtete
Erscheinung eines
schnell zu Ruhm und
Ansehen gekomme-
nen Künstlers dar,
auf den heute die!
Aufträge in einen
solchen Überzahl'
einstürmen, dass er
kaum im stände ist,1
sie zu bewältigen,
geschweige denn so
durchreifen zu las-
sen, wie seine er-
sten Werke, die ihn
zur Höhe der An-
erkennung geführt
haben. Die Welle,
die sich ausbreitet,
verflacht; diese na-
türliche Erschei-
nung lässt sich lei-
der auch an unserem

Kunstgewerbeblatt. N. F. XI. H. l.

Künstler beobachten und die Thatsache ist mit um
so grösserem Bedauern zu verzeichnen, als erfahrungs-
gemäss im Individuum selbst in einem solchen Stadium
der Entwicklung kaum mehr die Kraft vorhanden
zu sein pflegt,, dem verheerenden Einfluss der zahl-
reichen Aufträge gegenüber sich widerstandsfähig, ja
ablehnend zu verhalten. Es ist aber auch natürlich;

denn schliesslich
geht auch die er-
habenste Kunst nach
Brot und wenn ein
Künstler wie Mucha
langejahre empfind-
licher Entbehrung
hinter sich hat, so
ist es am Ende nur
menschlich, wenn er
die gewinnbringen-
den Aufträge mit
offenen Armen auf-
nimmt.

Alphons Maria
Mucha, der zu den
gefeiertsten Plakat-
künstlern und Illu-
stratoren unserer
Zeit zählt, wurde
am 24. Juli 1860 in
einer kleinen Stadt
Mährens, in Eiben-
schitz, geboren und
ist tschechischer Na-
tionalität. Es ist nicht
unwichtig, das zu
betonen, denn aus
diesem Umstände
erklärt sich manche
charakteristische Ei-
gentümlichkeit sei-
ner Werke, die eine

so merkwürdige
Vereinigung von
französischem und
slavischem Wesen
zeigen. Dieslavische
Kunst ist jederzeit
und in allen ihren
Zweigen gern der
französischen ge-
folgt und wenn sie
im modernen Kunst-

ALPHONS MARIA MUCHA. Nach einer Photographie.
 
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