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Wanner, Peter [Red.]
Heimatbuch der Stadt Lorch: Lorch: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Kloster — Lorch, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.7424#0093
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Ob sich der im Roten Buch kopierte Ablaßbrief für die Bruder-
schaft des Dorfs Lorch 1465 auf diese oder einen Vorläufer der
angeblich von Thomas Köllin eingerichteten Sebastiansbruder-
schaft bezieht, ist unklar. Eine Bruderschaft erscheint erstmals
in zwei Urkunden aus dem Jahr 1408, als Pfaff Ulrich Koch »an
der bruderschaft stat« ein Gut zu Tonolzbronn (Mehring 1911,
S.39) und ein Gut zu Bülinshalden (Billingshalden bei Unter-
gröningen: LBW IV, S.682) erwirbt (U 115). Später gehörte das
Gut zu Tonolzbronn zur Kustoreipfründe, und der Jahrtag der
Bruderschaft des Foliohefts erscheint unter den Gastungsver-
pflichtungen des Kustos (Mehring 1911, S. 149). Die Bruder-
schaft heißt hier »große Bruderschaft« (»fraternitate maiori«),
vermutlich um sie von einer jeweils zehnköpfigen Priester-
bruderschaft des Landkapitels abzusetzen, die im Handbuch
der Dekane erwähnt wird (Hoffmann 1910, S.29).63

Da die entsprechende Übersicht Mehrings (1911,S. XXXII) vor
1468 allzu hypothetisch und für die Zeit danach mit einigen Feh-
lern behaftet ist, soll hier die Pfarrerreihe nach Mehrings Quel-
len nochmals erstellt werden. Ausgangspunkt sind die Urkun-
den von 1468 (Mehring 1911, S.63) und 1493 (S. 100), die jeweils
alle vier Pfarrer namentlich nennen, sowie die Verpflichtungs-
urkunden der augsburgischen Pfarrer (S. 51 f.).

Kustoreipfründe (Kloster Lorch)

Michael Vischer, belegt seit 1455, gestorben 1486, nachdem er

zuvor die Pfründe aufgegeben hatte (S. 127 f.), als Dekan des

Landkapitels belegt 1482 - 1486;

Johannes Hebenstreit, belegt 1488 - 1490;

Nikolaus Humiiss, belegt seit 1493, soll 1505 gestorben sein

(S.127), ist aber anscheinend noch 1506 als lebend bezeugt

(S. 110);

Magister Thomas Köllin, belegt seit 1506, nachdem er zuvor die
zweite augsburgische Pfründe innehatte, Dekan des Landkapi-
tels 1521, gestorben 1524;

Benedikt Steiner, verpflichtet sich 1521 (S. 112 f.), nachdem er
zuvor die zweite klösterliche Pfründe innehatte, 1535 abgesetzt
(Hoffmann 1910, S.35).

Erste augsburgische Pfründe
Johannes Baidung, belegt 1452 - 1454;

Johannes Hopf, verpflichtet sich 1454, gestorben wohl 1468; Jo-
hannes Blaicher, verpflichtet sich 1468, gestorben wohl 1492;
Andreas Nawer, verpflichtet sich 1492, gestorben 1506;
Georg Beisser, ein Bayer, belegt 1507 und 1508, gestorben 1510
(S.198);

Magister Johannes Bernecker, übernimmt von Beisser 1508, seit
1511 Dekan, gestorben 1521.

Zweite augsburgische Pfründe

Jos Ützlin, verpflichtet sich 1451, gibt sie auf 1493;

Johannes Winkelmeß, übernimmt von Ützlin 1493;

Magister Johannes Alwich, belegt 1501, gibt sie auf im gleichen

Jahr;

Thomas Köllin, übernimmt sie 1501 von Alwich;

Peter Gack, übergibt sie 1505 (UASp 715);

Sebastian Dietel, übernimmt sie 1505, zuvor Marienkaplan am

Gmünder Spital (UASp 688, 715), lebt noch 1535 (Hoffmann

1910, S.35).

Zweite klösterliche Pfründe

Peter Aichmann, belegt 1468 - 1493, gestorben 1504 (S. 128);
Magister Ulrich Stäblin, verpflichtet sich 1507, gestorben 1511
(S.128);

Benedikt Steiner, seit 1512 (S. 158 f.), wechselt 1521 auf die
Kustoreipfründe.

Literarisch hervorgetreten ist Andreas Nawer, seit 1492 in
Lorch. Der ehemalige Erfurter Student übersetzte als Lorcher
Pfarrer eine Anleitung für Notare »Ars notariatus«, die in
Nürnberg 1502 gedruckt wurde.64 Aus seinem Besitz ist ein
Wiegendruck in der Kapitelsbibliothek Ellwangen erhalten ge-
blieben (Hummel 1975/76, S.67).

Auch Thomas Köllin verdient Aufmerksamkeit. Hermann
Ehmer skizziert seine Vita: Gmünder »Pfarrer war seit 1520
Thomas Köllin, der aus einer Gmünder Sensenschmiedfamilie

63 Eine Bestätigung der Satzungen der Bruderschaft des Lorcher Kapitels
1490: UASp 637

64 Blätter für württ. Kirchengesch. 4/1889, S. 16. Der Druck ist verzeich-
net im VD 16 A 3824 mit Exemplarnachweis London (freundliche Mit-
teilung von Frau Dr. Bezzel, Bayerische Staatsbibl. München).

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