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des Unterleibes, wo sich keine Spur vom Rippenkasten, Rückgrat und Becken fand, waren zu beiden
Seiten ein schwarz auf gelbem Grund bemalter Lekythos mit der Mündung- nach dem Haupte, und mitten
in einer Reihenfolge zwei Kotylen und eine Diota mit der Mündung nach den Füssen hingelegt. Die
Knochen der Unterarme und der Hände fehlten gleichfalls5 aber an der Stelle der Linken, ihr mit dem
Henkel zugewendet, befand sich ein schrägliegender Lekythos, vermuthlich das Trankopfer für die den
Todten empfangenden Erdgottheiten enthaltend. Zwischen den Knieen stand eine Phiale oder ungehen-
kelte flache Schaale und darinnen eine Lampe 5 an diese stiess ein nach den Füssen zugekehrter Kotylos,
bedeckt mit einer flachen Tasse und voll von einer dicken, klebrigen Masse, welche wohl der, als Sühn-
opfer der Manen und Erdgötter gebräuchliche, läuternde und besänftigende Honig seyn mochte; darauf
folgte ebenso und in derselben Reihe zwischen den Schienbein- und Fussknochen geordnet, ein Kotyliskos
in einer aufrechtstellenden, inwendig bemalten, grossen Schaale, vielleicht das Sphageion oder Gefäss mit
Opferblut, das den Todten beigesetzt zu werden pflegte zur Labung seines durstenden Schattens, und
zuletzt am untern Ende der Kiste dem Haupt zugewendet, ein grosser Kotylos. Ausser diesen Geräthen,
von denen manche die übriggebliebenen Reste des Todtenmahls nach üblichem Bestattungsgebrauch
enthalten mochten, befand sich noch neben den Schienbeinknochen rechts von denselben ein herabgekehrter
Lekythos und. links Kinderspielwerk, in zwei kleinen irdenen Vasen bestehend.

Bei der selten so vollkommenen Erhaltung der Todtenmitgabe und ihrer bisher nirgends anderswo
bemerkten symmetrischen Anordnung muss die Unvollständigkeit der Gebeine auffallen, besonders da
schwächere, wie an den Füssen, trotz der mangelnden starken Hüftknochen, Schulterblätter und Rücken-
wirbel geblieben sind, und zu der Vermuthung führen, dass dieselbe schon vor der Beerdigung stattfand
und dass man hier zusammengelesenen Ueberresten eines Verunglückten die letzte fromme Pflicht erzeigt
habe. Damit stimmt auch die östliche Lage des Hauptes und folglich die Richtung des Antlitzes nach
Westen überein, als eine übliche Abweichung von der Regel der Athener, denn Aelian [Var. Hist. L. Vn,
c. 19 u. L. V.] erwähnt ausdrücklich dieser bei gewaltsam Umgekommenen beobachteten Lage.

Das Maas der Todtenkiste, von der unten die Profilansicht in Umrissen sich darbietet, beträgt
2 F. 11 Z. in der Länge, 1 F. % Z. in der Breite und 514 Z. in der Höhe.

• Schlussvignette

des ersten Haupttheils.

Stirnziegeln ähnlicher Gipfelzierrath oder Akroterion einer marmornen attischen Grabstele, ver-
muthlich aus der Zeit der Ptolemäer, geschmückt mit Akanthosblättern nebst zwei schneckenartig gewun-
denen Akanthos - Sprossen, die in Rosetten endigen und über welche das halbe Schattenbild oder Eidolon
einer verschleierten Abgeschiedenen, in nachdenkender Stellung ihr Haupt auf die Rechte stützend,
hervorwächst, und zugleich lange schmale Blüthenblätter palmetten - förmig um sie her sich ausbreiten.
Der Abgeschiedenen beschädigtes Angesicht erscheint in vorliegender Darstellung mit punctirten Umrissen
ergänzt. Der symbolische Sinn dieses Hochreliefs deutet auf das Wiederaufleben der in Gräbern Ruhen-
den, auf ihre Verwandlung, ihr den üppigen Gräbergewächsen ähnliches Gedeihen und die Entfaltung
ihrer Blüthe, der Unsterblichkeit.
 
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