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I. Emleitiing.

Die Yeränderungen, aufwärts oder abwärts, des allgemeinen
Niveaus der Warenpreise waren zu jcder Zeit ein Gegenstand des
grössten allgemeinen Interesses, um so mehr, da ihre Ursacben meist
ebenso dunkel und rätselhaft waren, wie ihre Einwirkung auf die
sämtlichen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse eines Landes
tiefgreifend und weittragend.

Die relative Aenderung der Tauschwertc einzelner Waren-
gruppen ist eine notwendige und leicht begreifliche Folge dci \ er-
änderten Produktionsbedingungen und der technischen Foitschiitte,
die von Zeit zu Zeit eintreten; die dadurch bedingten Nachteile für
einzelne Klassen von Produzenten und Konsumenten werden meln
oder weniger ausgeglichen durch Veränderung der Nachfrage odci
Uebergang des Kapitals, der Arbeit und auch der Bodenbenutzung
aus den nunmehr weniger lohnenden Gebieten der Produktion m
die übrigen, besser lohnenden.

Anders aber, wenu eine Erhöhung odei' Erniedrigung dei Geld-
preise sämtlicher oder doch der meisten Waren stattfindet. Die
Ausgleichung kann dann nicht mehrdurch veränderfe |Nachfrage odei
Uebertragung produktiver Kräfte aus dem einen Produktionszweig in
den anderen vor sich gehen, ihr Verlauf ist weit langsamer, sic v oll
zieht sich immer unter Schwierigkeiten und niemals vollständig, so
dass stets, sei es in der Uebergangszeit, sei es endgiltig, ein Rcsiduum
sozialer Missverhältnisse zurückbleibt.

Eine allgemeine Erhöhung der Preise gereicht selbst\er
ständlich allen jenen zum Nachteil, welche festes Geldeinkommcn
beziehen, was in unseren Tagen von immer zahlreicheren Gescll-
schaftsgruppen gilt; ebenso allen denjenigen, welche ihr Ein-
kommen ganz oder grösstenteils aus ausgelichenen Geldkapitalien
der einen oder anderen Art gewinnen — einer Klasse, welchc be
kanntlich keineswegs auf die eigentliche Kapitalistenklasse beschränkt

Wicksell, Der Geldzins etc.
 
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