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X. Internationale Preisbeziehungen.

Um die oben vorgetragene Theorie an der Hand der Erfahrung
zu prüfen, wäre es eigentlich nötig, die gleichzeitigen Bewegungen
der Zinsraten und der Preise fiir irgend ein geschlossenes Wirt-
schaftsgebiet beobachten zu können. Ein solches giebt es aber heut-
zutage überhaupt nicht ausser demjenigen der Weltwirtschaft selbst,
und -für dieses besitzen wir auch inbetreff der Güterpreise keine
zuverlässigen Ziffern. Die bisherigen statistischen Aufnahmen be-
ziehen sich lediglich auf einzelne Länder oder vielmehr einzelne
grössere Handelsplätze. Es entsteht deshalb die Frage, ob solche
Daten für unseren Zweck überhaupt verwertbar sind, m. a. W.: ob
und inwieweit die Bewegung der Preise eines gegebenen Landes
auf eine gleichartige Bewegung derjenigen der übrigen Länder
schliessen lässt, sowie ob und inwieweit die Preisfluktuationen in den
Export- oder Importhäfen eines Landes für diejenigen im Innern
des Landes massgebend sind.

Dass die allgemeine,Höhe der W'arenpreise in einem Lande
von den Preisen der mit ihm in Verkehr stehenden Länder nicht
gänzlich unabhängig sein kann, ist eine längst erkannte Thatsache.
Die Art, wie das Gleichgewicht der gegenseitigen Preisniveaus im
Falle eingetretener Störungen wiederhergestellt wird, wurde be-
kanntlich von der klassischen Theorie folgendermassen dargestellt.
Wenn die Preise im Inlande unter sonst gleichen Umständcn eine
Erhöhung erfahren, so wird die Einfuhr fremder Güter ermuntert,
die Ausfuhr der heimischen Güter dagegen erschwert, es entsteht
hierdurch eine Zahlungsbilanz zu gunsten des Auslandes, welche
mit Geld saldiert werden muss; das Geld fliesst dem Auslande zu
und erhöht dort einigermassen die Preise, während im Inlande der
relative Mangel an Edelmetall wiederum die Preise herunter-
drückt u. s. w.

Dies diirfte wohl auch dem Grundgedanken nach richtig
sein, zweifellos aber geschieht die internationale Ausgleichung der
Preise der Regel nach in viel schnellerer und unmittelbarer W ,reise
als der eben geschilderten. Schon das vergrösserte Angebot aus-
wärtiger Produkte und die verminderte ISachfrage des Auslandes
nach den Erzeugnissen des Inlandes muss auf die heimischen Preise
direkt und indirekt einen Druck ausüben, welcher sich kund giebt
 
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