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zur Herbeiführung der thatsächlichen Aenderungen des allgemeinen
Preisniveaus noch andere Kräfte wirksam gedacht werden müssen,
und welche? Oder aber ist sie ihrem Wesen nach eine unbe-
grenzte, so dass, unter Voraussetzung reiner Kreditwirtschaft,
eine gleichförmige Zinspolitik der Banken sogar eine jedes Mass
überschreitende Erhöhung bezw. Erniedrigung der Preise herbei-
führen könnte? Hat man vielleicht unter den gegenwärtigen Ver-
hältnissen, wo die Hauptmasse der Umsatz- und Kreditmittel irnrner
mehr durch die Hände der Banken geht, eben in diesem Umstand
die allgemeinste Ursache zu den aktuellen Veränderungen des Preis-
niveaus und folglich in einer geeigneten Regelung der Bankpolitik
das wirksamste Mittel zur Stabilisierung der Preise zu erblicken?
Auf diese Fragen, welche für die definitive Lösung des Geld-
problems offenbar von der grössten Bedeutung sind, trotzdem aber
heutzutage in der Diskussion über das Geldwesen relativ sehr wenig
berührt werden, werden wir in den folgenden Abschnitten Antwort
zu geben versuchen.
VII. Der Geldzins als Regulator der Warenpreise.
A. Die klassische Theorie und die Tooke'sche Schule.
Die obige Frage, ob es in der Macht der Banken liege, den
Tauschwert des Geldes und die Warenpreise nach Willkür zu
regulieren, wird von Ricardo bekanntlich entschieden bejaht. Und
zwar nicht nur, wie dies Wagner behauptet 1), unter Voraussetzung
eines uneinlösbaren Papiergeldes (wie in England zur Zeit, als
Ricardo schriefi), sondern ebensogut, wenn die Noten mit Metall
eingelöst werden müssen, wobei allerdings angenommen wird, dass die
Notenbanken der verschiedenen Länder eine gleichförmige Emissions-
politik verfolgen. Ein Passus in seiner Replik gegen Bosanquet
lässt hieriiber keinen Zweifel. „Nehmen wir“, sagt er, „den Fall an,
dass Geld nicht mit Gewinn ausgeführt werden könnte —, nehmen
wir an, dass alle Länder Europas ihre Zirkulation vermittels der
edlen Metalle bestritten, und dass sie alle im selben Augenblicke je
1) Geld- und Kredittheorie der Peelschen Bankacte, S. 47.
zur Herbeiführung der thatsächlichen Aenderungen des allgemeinen
Preisniveaus noch andere Kräfte wirksam gedacht werden müssen,
und welche? Oder aber ist sie ihrem Wesen nach eine unbe-
grenzte, so dass, unter Voraussetzung reiner Kreditwirtschaft,
eine gleichförmige Zinspolitik der Banken sogar eine jedes Mass
überschreitende Erhöhung bezw. Erniedrigung der Preise herbei-
führen könnte? Hat man vielleicht unter den gegenwärtigen Ver-
hältnissen, wo die Hauptmasse der Umsatz- und Kreditmittel irnrner
mehr durch die Hände der Banken geht, eben in diesem Umstand
die allgemeinste Ursache zu den aktuellen Veränderungen des Preis-
niveaus und folglich in einer geeigneten Regelung der Bankpolitik
das wirksamste Mittel zur Stabilisierung der Preise zu erblicken?
Auf diese Fragen, welche für die definitive Lösung des Geld-
problems offenbar von der grössten Bedeutung sind, trotzdem aber
heutzutage in der Diskussion über das Geldwesen relativ sehr wenig
berührt werden, werden wir in den folgenden Abschnitten Antwort
zu geben versuchen.
VII. Der Geldzins als Regulator der Warenpreise.
A. Die klassische Theorie und die Tooke'sche Schule.
Die obige Frage, ob es in der Macht der Banken liege, den
Tauschwert des Geldes und die Warenpreise nach Willkür zu
regulieren, wird von Ricardo bekanntlich entschieden bejaht. Und
zwar nicht nur, wie dies Wagner behauptet 1), unter Voraussetzung
eines uneinlösbaren Papiergeldes (wie in England zur Zeit, als
Ricardo schriefi), sondern ebensogut, wenn die Noten mit Metall
eingelöst werden müssen, wobei allerdings angenommen wird, dass die
Notenbanken der verschiedenen Länder eine gleichförmige Emissions-
politik verfolgen. Ein Passus in seiner Replik gegen Bosanquet
lässt hieriiber keinen Zweifel. „Nehmen wir“, sagt er, „den Fall an,
dass Geld nicht mit Gewinn ausgeführt werden könnte —, nehmen
wir an, dass alle Länder Europas ihre Zirkulation vermittels der
edlen Metalle bestritten, und dass sie alle im selben Augenblicke je
1) Geld- und Kredittheorie der Peelschen Bankacte, S. 47.