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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

DOI Artikel:
Steffens, Arnold: Die alten Wandgemälde auf der Innenseite der Chorbrüstungen des Kölner Domes, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0167

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Abhandlungen.



Die alten Wandgemälde auf

der Innenseite der Chorbrüstungen

des Kölner Domes.

(Mit 4 Abbildungen.)

V. Fortsetzung aus der Legende

Silvesters.

' trenger Ordnung gemäfs müfste jetzt
die dritte Bilderreihe auf der Süd-
seite behandelt werden. Allein
da dieselbe einen neuen Stoff
zum Vorwurfe hat, die dritte
Bilderreihe auf der Nordseite
aber die Fortsetzung der zweiten
Bilderreihe derselben Seite ist, so wird diese
zunächst zu beschreiben sein, weil sonst eine
Unterbrechung und Auseinanderreifsung der
Silvesterlegende sich ergeben würde.

Diese Bilderreihe trägt in Ausführung und
Darstellung denselben Charakter wie die beiden
ersten Bilderreihen derselben Seite. Sie bietet
im behandelten Stoffe den Gegensatz zur ersten
Bilderreihe derselben Seite. Id der ersten läfst
der römische Kaiser den ersten Papst kreu-
zigen; hier schmückt Kaiser Konstantin den
Papst Silvester mit der Tiara.

1. Konstantin's Traumgesicht.

In der Nacht, welche auf den im vorher-
gehenden Bilde geschilderten Ritt zum Blutbade
folgte, erschienen die Apostel Petrus und Paulus
dem Kaiser und sprachen zu ihm: „Weil Du davor
zurückgeschreckt bist, unschuldiges Blut zu ver-
giefsen, hat unser Herr Jesus Christus uns zu
Dir geschickt, um Dir einen Rathschlag zu er-
theilen, wie Du Deine Gesundheit wieder er-
langen kannst. Lafs den Bischof Silvester, der
sich am Berge Soraktes28) verborgen hält,
kommen. Dieser wird Dir eine Quelle zeigen.
Wenn Du in diese dreimal eingetaucht sein
wirst, wirst Du alsbald vollständig vom Aussatz
geheilt sein."

So die Silvester-Legende.

Im Bilde rechts vom Beschauer steht ein
Bett, auf welchem der Kaiser mit der Tiara
wie im vorhergehenden Bilde liegt. Auf der

2') Im Codex des Stadtarchivs steht „syraptis

Tiara steht conslan. Die Apostel Petrus und
Paulus, gerade so dargestellt wie im Verhör
vor Nero, stehen vor dem Bette. Petrus trägt
ein Buch in der Linken, die Rechte hat er zum
Redegestus erhoben. Ein wenig vorübergebeugt
sagt er etwas zum Kaiser. Paulus hält die
Rechte auf die Brust. Das Haupt beider Apostel
ist vom Heiligenschein umstrahlt.

Die Legende lautet:
Apparent regi duo dormitando iacenti
Hunc suadent que regi pape sub monte latenti.
Zwei erscheinen dem König im Schlummer da liegend

gen Morgen,
Die ihm rathen zu schicken zum Papste am Berge

verborgen.

2. Konstantin rekognoszirt die
Apostelbilder.

Als Konstantin erwachte, schickte er als-
bald Soldaten zu Silvester. Beim Anblick der
Soldaten glaubte Silvester, er werde zum Marter-
tod geführt. Furchtlos jedoch erschien er vor
dem Kaiser. Dieser erhob sich bei seinem
Eintritt, hiefs ihn willkommen und erzählte ihm
ausführlich sein Traumgesicht. Als nun Kon-
stantin fragte, was denn das für Götter seien,
die ihm erschienen, sagte Silvester, das seien
Apostel Christi und keine Götter. Da bat der
Kaiser den Silvester, er möge die Bilder der
Apostel holen lassen. Und als der Kaiser die
herbeigebrachten Bilder sah, da rief er aus, das
seien jene, die ihm erschienen.

So der Codex.

Im Bilde rechts vom Beschauer sitzt der
bärtige Konstantin in Kaisermantel und Her-
melin auf einem prächtigen, gothischen Thron-
sessel. Hinter ihm steht ein gleichfalls bär-
tiger Diener. Der Kaiser trägt wie immer die
rothe, zweireifige Tiara mit der Aufschrift
conslan.

Vor ihm steht Silvester in Kasel und Mitra,
von zwei Klerikern begleitet. Er trägt die
beiden Apostelbilder in den Händen, welche
er vor den Kaiser hinhält. Dieser weist auf
sie hin mit dem Zeigefinger der rechten Hand,
wie wenn er sagte: Das sind sie! Die Linke
des Kaisers ruht auf der Lehne des Thron-
sessels. Ueber dem Papste steht der Name
5. Silvester.
 
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