Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 104

Demosthenes, Orationes selectae cum argumentis Libanii

Papier · 1, 241, 1 Bll. · 20,1 × 13,7 cm · Kreta · 2. Hälfte des 15. Jhs.


Schlagwörter (GND)
Antike / Klassik / Demosthenes / Rhetorik.
Diktyon-Nr.
65837.
1ar–1av vacat
Ir Fuggersignatur, Inhaltsvermerk
Iv vacat
1) 1r–239v Demosthenes, Orationes selectae cum argumentis Libanii
240*r–240*v vacat

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Kreta. Gemäß dem Kopisten Thomas Bitzimanos dürfte der Codex auf Kreta entstanden sein (vgl. RGK I Nr. 141).
Entstehungszeit
2. Hälfte des 15. Jhs.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 241, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
20,1 × 13,7 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 1I + 4 IV32 + III38 + 25 IV237 + I239 + (I-1)240*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 240*. Zählfehler: nach 213 folgt 213a.
Foliierung
Vatikanische Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite mit schwarzbrauner Tinte (f. Ir-239r). Nach f. 213 kommt ein ungezähltes Blatt, das darauffolgende wird mit 214 weitergezählt. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 213a, 240*).
Lagenzählung
Am Lagenanfang wird in der Mitte des unteren Blattrands mit griechischen Ziffern gezählt (Beginn: f. 1r; Ende: f. 237r). Die 31. Lage ist auf f. 237 verzeichnet, beginnt aber auf f. 238.
Zustand
Guter Zustand mit wenigen Wasserflecken, welche die Lesbarkeit teilweise beeinträchtigen. Bei f. 57 fehlt die untere Ecke; auf f. 71v wurde oben ein Papierstreifen zur Reparatur aufgeklebt, ebenso auf f. 154r, um dort verschmierte Tinte zu überdecken.

Schriftraum
14,3 × 8–10,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
23 Zeilen.
Schriftart
Individuelle Gebrauchsschrift mit prägnanten Oberlängen und signifikantem Alpha.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Mit Stefec 2014, S. 185 handelt es sich um Thomas Bitzimanos (RGK I Nr. 141, III Nr. 236).
Buchgestaltung
Die einzelnen Reden folgen kontinuierlich aufeinander, nur auf f. 38v wird nach drei Zeilen der Rest der Seite freigelassen.
Buchschmuck
Auf f. 1r findet sich ein rotbrauner Flechtbandknoten, darunter ein breites rotbraunes Flechtband mit blauen Punkten direkt vor dem Beginn der demosthenischen Reden.
Die Überschriften der einzelnen Reden, die der Zusammenfassungen und die Kapitelüberschriften sind in rotbrauner oder roter Tinte ausgeführt, ebenfalls die Initialen. Die rotbraunen oder roten Initialen der Reden weisen florale Elemente auf, die der Zusammenfassungen und Unterkapitel ebenfalls oder sie erhalten einen roten Punkt darunter.
Das Explizit ist ebenso mit roter Tinte geschrieben.

Nachträge und Benutzungsspuren
Signaturschild der BAV auf dem Vorderspiegel. Fuggersignatur 104.-Hen auf f. Ir. Addenda durch spätere Hände, Korrekturen, mehrfache Maniculae und σημειώσεις.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Handschrift ging wahrscheinlich durch Vermittlung von Henricus Estienne nach 1547 in den Besitz Ulrich Fuggers über (Fuggersignatur 104.-Hen auf f. Ir; vgl. BAV, Pal. lat. 1950, f. 185v). Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_104
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 51; Libanii opera. Vol. 8: Progymnasmata, argumenta orationum Demosthenicarum ed. Richard Foerster, Leipzig 1915, S. 590; Dieter Irmer, Zur Genealogie der jüngeren Demostheneshandschriften. Untersuchungen an den Reden 8 und 9, Hamburg 1972, S. 75f.; Stefec 2014, S. 185.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–239v Digitalisat

Verfasser
Demosthenes (GND-Nr.: 118524658).
Titel
Orationes selectae cum argumentis Libanii.
TLG-Nummer
0014.001–010 .015 .018–019 (Demosthenes). 2200.007 (Libanius).
Angaben zum Text
f. 1r–7r Olynthiaca 1; f. 7r Libanii argumentum Olynthiacae 2; f. 7r–14r Olynthiaca 2 ; f. 14r–14v Libanii argumentum Olynthiacae 3; f. 14v–22r Olynthiaca 3; f. 22r–22v Libanii argumentum Philippicae 1; f. 22v–32v Philippica 1; f. 32v–33v Libanii argumentum orationis De pace; f. 33v–38v De pace; f. 39r–40r Libanii argumentum Philippicae 2; f. 40r–46r Philippica 2; f. 46r–47v Libanii argumentum orationis De Halonneso; f. 47v–55r Pseudo-Demosthenes, De Halonneso; f. 55r–56r Libanii argumentum orationis De Chersoneso; f. 56r–69r De Chersoneso; f. 69r Libanii argumentum Philippicae 3; f. 69v–82r Philippica 3; f. 82r–82v Libanii argumentum Philippicae 4; f. 82v–95v Philippica 4; f. 95v–96r Libanii argumentum orationis De Rhodiorum libertate; f. 96r–102r De Rhodiorum libertate; f. 102r–103r Libanii argumentum orationis De corona; f. 103r–169r De corona; f. 169r–238v De falsa legatione; f. 238v–239r Libanii argumentum orationis de falsa legatione.
Titel (Vorlage)
1r δημοσθένους ῥήτορος· ὀλυνθιακὸς α.
Explicit
239v τέλος.
Textgestaltung
Grundsätzlich findet sich die Unterteilung in ὑπόθεσις (= argumentum Libanii) und ὁ λόγος (= oratio Demosthenis). Für Olynthiaca 1 fehlt die Zusammenfassung des Libanius. Philippica 1, De Halonneso, De corona und De falsa legatione erhalten außerdem weitere Überschriften für Unterkapitel. - Die auf f. 206r mit einer Überschrift, wie sie sonst einer neuen Rede zukommt, präsentierte ἐπιστολὴ φιλίππου ist noch Teil der Rede De falsa legatione. Die am Anfang dieser Rede vergessene Zusammenfassung des Libanius wird in eben jener Überschrift angekündigt (προοίμιον καὶ εἰς βουλὴν τῆς παρεκβάσεως) und auf f. 238v bis 239v vom Schreiber nachgeliefert, wofür das Einzelblatt 239 noch angefügt wurde.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Korrekturen und Varianten durch spätere Hände, Glossen (teils interlineare Worterklärungen auf Latein).
Dass der Schreiber zu Beginn der Rede De falsa legatione die Zusammenfassung des Libanius vergessen hat, vermerkt Sylburg (Schriftvergleich anhand BAV, Pal. lat. 429bis, f. 259r) am Rand: Argumentum folio penultimo positum (f. 169r). Unmittelbar über diese erst auf f. 238v nachgelieferte Zusammenfassung hat eine spätere Hand (vielleicht Sylburg) eine Überschrift gesetzt: ὑπόθεσις τοῦ περὶ τῆς παραπρεσβείας λόγου. - Irmer positioniert den Palatinus (Sigle 216) in der Handschriftengruppe, in der sich ebenfalls der Marcianus Graecus 416 (F) und der Monacensis Graecus 85 (B) befinden; zusätzlich weist der Palatinus Bindefehler mit dem Vaticanus Reginensis Graecus 102 auf, ist aber kein descriptus aufgrund von Sonderfehlern (Irmer 1972, S. 75f.).
Edition
Demosthenis orationes, vol. 1–2 rec. Mervin Robert Dilts, Oxford 2002 und 2005 (Hs. wurde für die Edition herangezogen, Sigle vd); Maurice Croiset (Hrsg.): Démosthène. Harangues, Vol. 1–2, Paris 6. Auflage 1965, 1959 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen; Zusammenfassungen des Libanius vor jeder Rede abgedruckt); Georges Mathieu (Hrsg.): Démosthène. Plaidoyers politiques, Vol. 3–4, Paris 2. Auflage 1956, 1958 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen; Zusammenfassungen des Libanius vor jeder Rede abgedruckt); Libanii opera. Vol. 8: Progymnasmata, argumenta orationum Demosthenicarum rec. Richard Foerster, Leipzig 1915 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen, aber erwähnt, vgl. S. 590).


Bearbeitet von
Dr. Anne-Elisabeth Beron, Universitätsbibliothek Heidelberg, 15.10.2021.
Katalogisierungsrichtlinien
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Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.