Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 109

Geoponica I-XX

Papier · 1, 167, 1 · 20,9 × 15,7 cm · Venetien (?) · 16. Jh.


Schlagwörter (GND)
Geoponica / Kassianos Bassos / Antike / Landwirtschaft / Kalender / Wetter / Ackerbau / Weinbau / Ölbaum / Obstbaum / Zierpflanzen / Gemüseanbau / Schädlingsbekämpfung / Geflügelzucht / Imkerei / Pferdezucht / Rinderzucht / Viehzucht / Kleinviehzucht / Hundezucht / Wildtiere / Fischzucht.
Diktyon-Nr.
65841.
1ar–v vacat
1r Fuggersignatur, Inhaltsvermerk, Notiz
1v vacat
1) 2r–13r Anonymus, Pinax libri XX
13v vacat
2) 14r–167r Anonymus, Geoponica
167v–168*v vacant

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Venetien (?).
Entstehungszeit
16. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
1, 167, 1.
Format (Blattgröße)
20,9 × 15,7 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 11 + XII25 + VIII41 + X61 + VIII77 + VII91 + IX109 + VI121 + VIII137 + VI149 + IX167 + (I-1)168*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 168*.
Foliierung
In der Ecke Kopfsteg – Außensteg wurde die vatikanische Blattzählung beginnend auf f. 1 mit 1 und endend auf f. 167r mit 167 mit Bleistift notiert. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 168*).
Lagenzählung
Die Lagenzählung mit griechischen Zahlen im unteren Außensteg ist durch späteren Seitenzuschnitt nur noch auf wenigen Bll. vollständig (f. 62r: δ´; 78r: Ε´ [hier zudem noch ein weiteres Zeichen und eine 5 erkennbar]; f. 122r: η; f. 138r: θ) oder fragmentarisch (f. 42r; f. 92r; f. 150r) vorhanden. Die Lagenenden wurden durch Wiederholung der griechischen Lagennummern auf der jeweils letzten Versoseite markiert; jedoch sind auch diese Angaben aufgrund des Seitenzuschnittes nur einmal vollständig (f. 91v: Ε´) und zweimal fragmentarisch (f. 25v; f. 121v) erhalten. Die 5 auf f. 78r deutet darauf hin, dass die Lagen vor dem Seitenzuschnitt, der vielleicht im Zuge der Buchbindung im Vatikan geschehen ist, bereits ein zweites Mal mit lateinischen Zahlen nummeriert wurden.
Zustand
Das Papier ist vergilbt und auf vielen Seiten fleckig. Es sind keine offensichtlichen Beschädigungen durch Tintenfraß erkennbar. Die Hs. weist leichte neuzeitliche Restaurationsmaßnahmen an den ersten und letzten Blättern des ursprünglichen Buchblocks (Bll. 1–2, 166–167) sowie an Bl. 77 auf, die vermutlich der vatikanischen Buchbindung zuzuordnen sind. Die Bll. 41 und 42 sind leicht beschädigt (möglicherweise Fehler bei der Papierherstellung). Die Bindung nach Bl. 61 und 111 ist beschädigt.
Wasserzeichen
Wasserzeichen aufgrund der Größe der Hs. nicht digitalisiert.

Schriftraum
15,8 × 9,8–12,7 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
24 Zeilen.
Schriftart
Die Schriften sind den humanistischen Gebrauchsschriften des 16. Jhs. zuzuordnen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Die Hs. scheint weitestgehend von ein und derselben Hand zu sein. Allerdings sind auf Folium 130r die ersten fünf Zeilen, die sich in Duktus und der wesentlich größeren Schrift vom übrigen stark absetzen, sowie auf Folium 159r elf Zeilen von zwei weiteren Händen.
Buchgestaltung
Die Gestaltung der Hs. erweist sich als durchgängig einheitlich. Der Schriftspiegel ist klar definiert, es ragen kaum Wörter oder Buchstaben über diesen hinaus. Die Nummerierungen der einzelnen Kapitel sowie die Marginalien, in denen die Quellenangaben (Namen der Autoren) genannt werden, finden sich im Außensteg. Die einzelnen Bücher sind allein durch die Buchnummerierung in Auszeichnungsschrift und die teilweise ausgeführte Rubrizierungen voneinander zu trennen (Das Beta in βιβλίον und die jeweilige Zahl sind in dunkler, das „ιβλίον“ in roter Tinte gezeichnet). Rubrizierungen finden sich allerdings nur bis f. 58r; danach sind die zuvor in roter Tinte gezeichneten Kapitelzählungen und Marginalien in einer dunklen Tinte gehalten, die jedoch verblichener ist als der übrige Text. Die Buchangaben wurden nicht rubriziert, sodass dort nur die in dunkler Tinte geschriebenen Teile stehen (z.B. „B[ιβλίον] ιθ). Die Hypotheseis der einzelnen Bücher folgen unmittelbar auf die Buchüberschrift. Die darauffolgenden Kapitel werden durch Überschriften eingeleitet, die sich kaum vom übrigen Text absetzen.
Buchschmuck
Die Ausschmückung der Hs. ist sehr schlicht gehalten. Teilweise werden die Buchanfänge mit senkrecht verlaufenden Ranken (z.B. f. 35r), teilweise die Buchenden mit einfachen, parallel zum Text verlaufenden Seilbändern markiert (z.B. f. 148v).

Nachträge und Benutzungsspuren
Die Besitzmarke der BAV wurde auf den Vorderspiegel geklebt. Auf Folium 1ar ist mit Bleistift die Signatur Pal. Grec. 109 verzeichnet; auf Folium 1r ist in der Ecke Kopfsteg – Bundsteg die Capsa-Nr. C .17. notiert, die jedoch durchgestrichen wurde. Mittig nahe des Kopfstegs ist der Erwerbsvermerk egnat(ius) eingetragen, zu dem von anderer Hand die Nr. 109 sowie der Titel De Agricultura libri viginti hinzugefügt wurde. Zudem wurde von einer weiteren Hand unter dem Titel mit Bleistift Caßiani Baßi ut ex altero Exemplare pal gr. No. 207 vermerkt. Hierunter steht die Bemerkung von weiterer Hand Auctoris nomen omissum etiam in eo codice quò cum Psello De pulsibus coniunctis est in Vetere Bibliotheca Palat. sowie die Signatur No 109. Mit Bleistift wurde zudem noch no 400: neben die Signatur geschrieben. Die Signatur 109. Pal. G. wurde auf f. 2r im Fußsteg notiert; auf derselben Seite findet sich – wie auch auf f. 167v – der runde Besitzstempel der BAV.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. wurde von Ulrich Fugger, wie auf Folium 1r und in BAV, Pal. lat. 1950, f. 183r angegeben, aus den Beständen von Giovanni Baptista Cipelli (1478–1553), genannt Egnatius, erworben. Da die Handschrift zum Besitz von Cipelli gehörte, ist Venetien als Entstehungsort wahrscheinlich. Das westliche Papier, das für die Hs. verwendet wurde, könnte hierfür ein Indiz sein.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_109
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 52–53.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 2r–13r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Pinax libri XX.
Angaben zum Text
Übersicht der Kapitel aus der Geoponica. f. 2r–3v Buch I-II; f. 3v–4r Buch III-IV; f. 4r–5v Buch V; f. 5v–6r Buch VI; f. 6r–7r Buch VII; f. 7r–7v Buch VIII; f. 7v–8r Buch IX; f. 8r–10v Buch X; f. 10v–11r Buch XI; f. 11r–11v Buch XII; f. 11v–12r Buch XIII-XV; f. 12r–12v Buch XVI-XVII; f. 12v–13r Buch XVIII-XX.
Titel (Vorlage)
2r πίναξ σὺν θεῷ τοῦ βιβλίου τῶν γεοπονικῶν [!]. Über der Zeile γεο- zu γεω- verbessert.
Incipit
2r βιβλίον α´.
Explicit
13r Γάρων ποίησις.
Textgestaltung
Die Überschrift sowie die Unterüberschriften (Buchangaben) sind rubriziert, ebenso die Incipits der einzelnen Kapitel; neben den Kapitelüberschriften sind die Kapitelnummern in roter Tinte angegeben.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Auf Folium 12r fügte eine andere Hand eine Marginalie hinzu.

2) 14r–167r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Geoponica.
TLG-Nummer
4080.001.
Angaben zum Text
f. 14r–14v Prooemium; f. 14v–20v Buch I; f. 20v–35r Buch II; f. 35r–40r Buch III; f. 40r–46v Buch IV; f. 46v–61r Buch V; f. 61r–66r Buch VI; f. 66r–76r Buch VII; f. 76v–80r Buch VIII; f. 80r–90r Buch IX; f. 90r–109v Buch X; f. 110r–116r Buch XI; f. 116r–129r Buch XII; f. 129r–135v Buch XIII; f. 135v–143v Buch XIV; f. 143v–148v Buch XV; f. 148v–152v Buch XVI; f. 152v–155v Buch XVII; f. 155v–159r Buch XVIII; f. 159r–162v Buch XIX; f. 162v–167r Buch XX.
Incipit
14r Πολλοῖς μὲν καὶ αλλοις [!] βασιλεῦσι.
Explicit
167r γάρος τὸ καλούμενον αἱμάτιον. Τέλος :-.
Textgestaltung
Die Buchüberschriften, die Kapitelüberschriften, die Initialen sowie die (griechischen) Nummerierungen der einzelnen Kapitel sind bis Folium 20v rubriziert. Ab Folium 21r ist der Gebrauch der roten Tinte weitaus zurückhaltender: Die Initialen der einzelnen Kapitel sind zwar noch rubriziert (22r- 25v und 58v–167v wurden allerdings vom Rubrikator nicht oder nur unvollständig bearbeitet; auf diesen Seiten fehlen die Initialen und z.T. ganze Wörter), die Kapitelüberschriften hingegen sind auf den fortfolgenden Seiten nun in schwarzer/brauner, aber im Vergleich mit dem übrigen Text in heller Farbe verfasst; von den Kapitelüberschriften sind nun lediglich die Initialen in roter Tinte gehalten (nach demselben Schema sind auch die Marginalien gestaltet). Dem jeweils ersten Kapitel eines jeden Buches geht eine inhaltliche Zusammenfassung voraus. In margine stehen die Quellenangaben der Geoponica. Oft finden sich auch Semeioseis.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Auf Folium 14r notierte eine andere Hand ad Constantium Porphyrogenneton. Zusätzlich zu den Marginalien des Schreibers der Hs. finden sich lateinische und griechische Kommentare von mindestens zwei weiteren Händen. Einzelne Textstellen wurden unterstrichen. Auf Folium 110r wurde ΒΑΣΙΛΕΥ im Kopfsteg in auffällig großen Buchstaben notiert; das Wort ist jedoch durch den späteren Seitenzuschnitt beschnitten worden.
Edition
Cassianus Bassus, Geoponica sive de re rustica eclogae, rec. Heinrich Beckh, Leipzig 1895, S. 1–529 (Hs. wurde für die Edition nicht berücksichtigt).


Bearbeitet von
Dr. Paul Achim Neuendorf, Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 109. Beschreibung von: Dr. Paul Achim Neuendorf, Vinzenz Gottlieb (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.