Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 112

Griechische Grammatik

Papier · 1, 180, 1 Bll. · 16,5 × 10,5 cm · s.l. · 16. Jh.


Schlagwörter (GND)
Grammatik.
Diktyon-Nr.
65844.
1arv vacat
2ar Schenkungsexlibris
2av vacat
1) Ir Anonymus, De nomine
Iv–IVv vacant
2) 1r–13r Theodorus, De verbis
3) 13v–21r Anonymus, Stammformentabelle
21v–36r vacant
4) 36v–38r, 45v–46r Anonymus, De participiis adverbiisque
38v–45r, 46v–71r vacant
5) 71v–88r Anonymus, Wortverzeichnis
88v–93* vacant

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
s.l. Unbekannt.
Entstehungszeit
16. Jh. Durch die Schrift kann die Hs. auf das 16. Jh. datiert werden, und zwar eher auf die Mitte bzw. 2. Hälfte. Der Eintrag 1510 auf Ir ist wahrscheinlich keine Datierung.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 180, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
16,5 × 10,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + IIIV + 11 + 6 IV48 + III54 + IV62 + III68 + II72 + IV79 + 2 III91 + 192 + (I-1)93*. Die Lagenformel ist aufgrund der engen Bindung schwer zu bestimmen. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 93*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. I–IV, 1–92) im unteren rechten Eck. Bl. 92 trägt oben rechts die Nummer 98. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a–2a, 46a, 76a, 93*).
Lagenzählung
Keine Lagenzählung vorhanden.
Zustand
Die Hs. wurde nie fertiggestellt, möglicherweise sind auch Bll. verloren gegangen. Einige Bll. haben Schäden an den Rändern. Es gibt zudem einige Wurmlöcher.

Schriftraum
15,5 × 9 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
Zeilenzahl stark variierend.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Lateinischer und griechischer Text scheinen von einer einzigen Hand zu stammen. Kleine Unterschiede im Schriftbild können ein Hinweis auf mehrere Schreiber sein, oder auf spätere Ergänzungen der selben Hand. Es handelt sich im Griechischen um eine westliche Gebrauchsschrift, die Wert auf Deutlichkeit legt. Ähnliche Schriften findet man in humanistischen Kreisen ab dem mittleren 16. Jh. bis ins frühe 17. Jh. Im lateinischen Text liegt eine routinierte Kursive mit vielen Abkürzungen vor.
Buchgestaltung
Es scheint sich hier um ein Übungsbuch zum Lernen der griechischen Sprache zu handeln.

Nachträge und Benutzungsspuren
Stempel der BAV auf 1r und 85v. 2ar: Schenkungsexlibris. Es gibt keinen Provenienzvermerk. Heutige Signatur 112. Pal. g. auf 2ar unten (wahrscheinlich in Rom hinzugefügt). Den Eintrag 1510 (Ir) hat Stevenson für eine Datierung gehalten. Wahrscheinlich handelt es sich aber um eine alte Signatur. Auf Ir findet sich auch eine (vorn abgeschnittene?) Zahl 99, die möglicherweise eine frühere Signatur war. Allerdings passt das zu keiner Hs. in den alten Katalogen, so dass sie möglicherweise aus einem anderen Fonds stammt.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Augsburg? / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die heutige Hs. Pal. gr. 112 entspricht offensichtlich nicht derjenigen, die in Heidelberg unter dieser Signatur geführt wurde. Letztere stammt angeblich aus dem Fonds henricus (vgl. Teilkatalog der Fuggerbibliothek: BAV, Pal. lat. 1916, 538v: Dort wird eine Hs. als Grammatica graeca. Perg. 112. Hen. geführt, wobei letztere Angabe korrigiert ist durch den Schriftzug Manetti). Laut Haan 2019, S. 7, gehörte die Hs. zur Bibliothek der Familie Manetti, aber nicht zu Gianozzo Manetti, was auch durch die Schriftdatierung ausgeschlossen ist. Aber auch die Katalogangabe gibt Anlass zu Zweifel, indem sie eine Pergamenthandschrift beschreibt. Es ist gut möglich, dass es sich hier um eine Verwechslung handelt, denn die Schrift und das Papier sind vermutlich erst nach 1550 entstanden. Die Zuweisung zu Hen. findet sich auch im Katalog BAV, Pal. lat. 1950, 187v. Außerdem passt auch die Formulierung im Sylburg-Katalog (BAV, Pal. lat. 429bis, f. 176v) nicht dazu: Grammatica isagoge per quaestiones & responsiones, ad Manuelis Chrysolorae erotemata proxime accedens. Der Verweis auf Pal. gr. 146 und die Angabe von Quartformat erhärten die Zweifel. Falls diese Hs. aus dem Bestand von Ulrich Fugger stammt, gelangte sie 1567 mit dessen Bibliothek nach Heidelberg und wurde 1584 Bestandteil der Bibliotheca Palatina. Der früheste Provenienzverweis in der Hs. selbst ist aber das Schenkungsexlibris auf 2ar. Es kann daher als sicher gelten, dass sie 1623 von Leone Allacci nach Rom gebracht wurde, wo sie sich noch heute befindet. Da Allacci aber die Signaturen fehlender Hss. auch gelegentlich an andere Hss. vergeben hat, kann er die Hs. auch aus einem anderen Bestand genommen haben, beispielsweise aus der Privatbibliothek des Heidelberger Bibliothekars Jan Gruter. Die ursprüngliche Hs. 112 gilt seit 1623 als verschollen (vgl. Canart, Les cotes du manuscrit Palatin, S. 230; Sylburg-Katalog BAV, Pal. lat. 429bis, 262v, wo Allacci die fehlenden Hss. verzeichnet). Die vermeintliche Wiederauffindung in der BAV beruht demnach auf einer Verwechslung.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_112
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 53; Riccardo Maisano, Postilla Temistiana, in: Koinonia 5, 1981, S. 97–98 (vermutlich liegt hier eine Verwechslung mit Pal. gr. 117 vor); Haan 2019, S. 267–280.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) Ir Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
De nomine.
Titel (Vorlage)
Ir περι ὀνόματος | De nomine.
Incipit
Ir Adiectiva composita in ος iuxta communem linguæ rationem.
Explicit
Ir intelligens terra[m].

2) 1r–13r Digitalisat

Verfasser
Theodorus (GND-Nr.: 11882497X).
Titel
De verbis.
Angaben zum Text
1v–12v Informationen über die μι-Verben. Die Regeln sind lateinisch geschrieben, die Exempla griechisch. Der hier erwähnte Theodorus könnte der griechische Grammatiker Theodorus Gaza sein. Allerdings weicht die Hs. stark von dessen Grammatik ab, die 1495 bei Aldus Manutius gedruckt wurde.
Titel (Vorlage)
1r Theodorus.
Incipit
1r quaedam verba coniugationis, docentes, maxime cum habent has imutabiles λ ρ in futuro per σ efferuntur.
Explicit
13r ἄλδω, μέλδω, σπένδω, κυλίνδω.

3) 13v–21r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Stammformentabelle.
Angaben zum Text
Griechische Verben sind in alphabetischer Ordnung in der Spalte links außen (Präsens) eingetragen. Die anderen Spalten enthalten Formen des Präteritum, Präteritum Medium, Aorist, Aorist Medium und des Futurs. Viele Felder bleiben leer. Der letzte Eintrag ist auf 20v–21r κεραννύω.
Titel (Vorlage)
13v praesens praeteritu[m] praete:[ritum] mediu[m].
Incipit
13v ἄγαμαι, ἄγω, ἦχα.
Explicit
21r κεράσω.
Textgestaltung
Anordnung in sechs Spalten, die sich über eine Doppelseite erstrecken (Versoseite und gegenüberliegende Rectoseite).

4) 36v–38r, 45v–46r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
De participiis adverbiisque.
Angaben zum Text
Einige Seiten tragen nur Überschriften: f. 36v–37r und 38r De participiis, 46r De adverbiis. Text hat nur f. 45v: De adverbiis.
Titel (Vorlage)
36v De participiis.

5) 71v–88r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Wortverzeichnis.
Angaben zum Text
In alphabetischer Ordnung sind griechische Wörter mit lateinischen Erklärungen versehen. F. 71v–72r Α; f. 72v–73r Β; f. 73v Γ; f. 74r Π (leer); f. 74v–75r Ρ (leer); f. 75v–76r Σ (leer); f. 76v–76ar Τ (leer); f. 76av–77r Υ (leer); f. 77v–78r Φ; f. 78v Χ; f. 79r Δ; f. 79v–80r Ε; f. 80v Ζ (leer); f. 81r Η; f. 81v–82r Θ (leer); f. 82v Ι (leer); f. 83r Κ; f. 83v–84r Λ (leer); f. 84v–85r Μ; f. 85v–86r Ν; f. 86v–88r Ξ; Ο, Ψ, Ω (alle leer). Demnach könnten f. 79–86 zwischen 73 und 74 gehören.
Titel (Vorlage)
71v Ω.
Incipit
71v Αλφήστης inventor.
Explicit
88r Ω.


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Dr. Janina Sieber, Universitätsbibliothek Heidelberg, 04.08.2021.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.