Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 113

Rhetorische Handschrift

Papier · 1, 272, 1 Bll. · 20,5 × 14 cm · s.l. · 1. Hälfte 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Rhetorik / Reden.
Diktyon-Nr.
65845.
1r–Iv vacant
IIr Index
IIv vacat
1) 1r–11v Aphthonius, Progymnasmata
2) 12r–96r Hermogenes, Ars rhetorica
96v vacat
3) 97r–98v Libanius, Argumenta orationum Demosthenicarum
4) 99r–242r Demosthenes, Orationes
242v vacat
5) 243r–270v Anonymus, Lexicon

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
s.l. Unbekannt.
Entstehungszeit
1. Hälfte 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
1, 272, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
20,5 × 14 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + III + 4 VI48 + (VI-2)58 + I60 + V70 + 2 VI94 + IV102 + V112 + IV120 + V130 + 14 IV242 + 2 V262 + (V-2)270 + (I-1)271*.Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 271*. Bll. entfernt hinter 56, 58 und 270 (dort 2 Bll.).
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. I–II, 1–270). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 271*).
Lagenzählung
Der größte Teil der Hs. hat keine Lagenzählung. Lediglich auf 243r findet sich ein D und auf 244r ein D7. Beide stammen möglicherweise von einer anderweitig vorgesehenen Verwendung.
Zustand
Am Anfang und Ende der Hs. sowie an den Rändern sind zahlreiche Stockflecken. Die Bindungen sind brüchig, manche Bll. mussten sogar neu angefalzt werden. Die Schrift ist aber tadellos lesbar.
Wasserzeichen
Siebstruktur des Papiers ohne erkennbare Wasserzeichen. Aufgrund des kleinen Formats wurden keine gesonderten Wasserzeichenaufnahmen angefertigt.

Schriftraum
15,5–16,5 × 10–13 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
35 Zeilen.
Schriftart
Geübte Kursive, westliche Hand, wahrscheinlich italienisch oder kretisch. Weitere Hinweise auf den Entstehungsort gibt es nicht.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Eine einzige Hand, mit entfernter Ähnlichkeit zu Leone Atrape (RGK II, Nr. 328 = RGK III, Nr. 383). In den Marginalien finden sich auch eine Hand 2 (Calfurnio?) und eine Hand 3 (ähnlich Demetrius Chalcondyles), die aber eher einem westlichen Typus angehört.
Buchschmuck
Die einzelnen Texte beginnen häufig mit einer rubrizierten Zierleiste, auch Überschriften und Initialen sind rubriziert.

Nachträge und Benutzungsspuren
Stempel der BAV auf Ir, 1r und 270v. Auf Ir: Provenienzvermerk egnat., Capsa-Nr. C. 86, Allacci-Signatur 196 (durchgestrichen), die heutige Signatur 113 und Angaben zum Inhalt: Hermogenis et Demosthenis orationes et alia quaedam.
IIr: Index der Hs. von späterer, westlicher Hand.
Getilgte nota donationis an [das Kloster] S. Giovanni di Verdara auf 270v: Ioannes Calphurnius grece latineque | […] libell[um (?) hunc can.cis] | regularibus S. Io. in Viridario | deditissimus dicavit (vgl. Giacomelli 2020, S. 105).

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Padua / Venedig / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. war im Besitz von Giovanni Calfurnio (ca. 1443–1503) in Padua, der sie dem dortigen Convento di San Giovanni di Verdara schenkte oder schenken wollte (vgl. getilgte nota donationis auf 270v). Später gelangte sie zu Giovanni Battista Cipelli, gen. Egnazio (vgl. Eintrag egnat. auf Ir), nach dessen Tod sie 1553 in Venedig an Ulrich Fugger verkauft wurde. Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_113
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 54; Luciano Canfora, Inventario dei manoscritti greci di Demostene, Padua 1968, S. 62; Ciro Giacomelli, Per i ‘graeca’ di Giovanni Calfurnio. Codici, postillati e alcune nuove attribuzioni, in: Archivum mentis. Studi di filologia e letteratura umanistica 9, 2020, S. 85–136, hier S. 105, 109, 113, 118, 136.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–11v Digitalisat

Verfasser
Aphthonius (GND-Nr.: 100014526).
Titel
Progymnasmata.
TLG-Nummer
4100.001.
Angaben zum Text
Die Progymnasmata werden hier von einem Kommentar (f. 1r–3r) eingeleitet, der nicht in der Edition enthalten ist.
Titel (Vorlage)
1r ἐξήγησις εἰς τὰ ἀφθονίου προγυμνάσματα ἔτι καὶ δὲ εἰς τὰ ἑρμογένους.
Incipit
1r Ἐπειδὴ τὰ τοῦ ἀφθονίου προγυμνάσματα· εἰσαγωγὴ ἐστιν.
Explicit
11v ἀλλ’ἀρχὴ γενήσεται τους πάθους.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Im Kopfsteg von 1r befindet sich eine Invocatio Christi.
Edition
Hugo Rabe, Aphthonii progymnasmata, Leipzig 1926 (Rhetores Graeci 10), S. 1–51.

2) 12r–96r Digitalisat

Verfasser
Hermogenes (GND-Nr.: 118703765).
Titel
Ars rhetorica.
TLG-Nummer
0592.002–005 und 5024.013.
Angaben zum Text
Mehrere rhetorische Schriften des Hermogenes sind hier aufgeführt: f. 12r–26v περὶ στάσεων; f. 26v–48v περὶ εὑρήσεων; f. 49v–50r Index mit schematischer Übersicht; f. 50v–51r Prolegomena zu περὶ ἰδεῶν; f. 51r–88r περὶ ἰδεῶν; f. 88r–95v περὶ παντὸς μέρους λόγου (in der Edition: περὶ μεθόδου δεινότητος). Auf 96r folgt ein unedierter Abschnitt περὶ στάσεων in 13 Sätzen mit rubrizierter Zählung und rubrizierten Initialen (vgl. Pal. gr. 23, f. 44v).
Titel (Vorlage)
12r ἑρμογένους τὲχνη ῥητορικὴ περὶ τῶν στάσεων.
Incipit
12r Πολλὼν ὄντων καὶ μεγάλων, ἃ τῆν ῥητορικὴν.
Explicit
96r Εἰ περιστατικὸν αἰτιώμενος· καὶ τῶ πράγματι συγχωρῶν, ποιεῖ μετάληψιν.
Edition
Hermogenis opera, edidit Hugo Rabe, Leipzig 1913 (Rhetores Graeci 6), S. 28–413 (Sigle Vx); Hugo Rabe, Prolegomenon Sylloge, Leipzig 1931 (Rhetores Graeci 14), S. 388–390.

3) 97r–98v Digitalisat

Verfasser
Libanius (GND-Nr.: 11857258X).
Titel
Argumenta orationum Demosthenicarum.
TLG-Nummer
2200.007.
Titel (Vorlage)
97r λιβανίου σοφϊστου δὲ ῥήτορος πρὸς τϊνα μόντιον ἀνθυπατον συγγραφὴ· τινων τὲ δημοσθένης γονέων ἐτύγχανεν· ὅπως τε ῥήτωρ ἐγεγόνει –.
Incipit
97r Ἐπειδὴ κρατιστε ἀνθυπάτων μόντιε κα[τὰ] τὸν ὁμηρικὸν αστεροπαὶον.
Explicit
98v φησι τὰ πράγματα ἀπόλλυσθαι.
Edition
Richard Förster, Libanii opera, Vol. VIII, Leipzig 1915, ab S. 600.

4) 99r–242r Digitalisat

Verfasser
Demosthenes (GND-Nr.: 118524658).
Titel
Orationes.
TLG-Nummer
0014.001–008–022.
Angaben zum Text
f. 99r–101r 1. Olynthische Rede; f. 101r–103v 2. Olynthische Rede; f. 103v–106r 3. Olynthische Rede; f. 106r–111r 1. Philippische Rede; f. 111r–112v De pace (in der Hs. fälschlich als 2. Philippische Rede bezeichnet; ediert: Butcher, S. 57–63); f. 113r–115v 2. Philippische Rede (in der Hs. fälschlich 3.); f. 115v–118r De Halonneso; f. 118v–123r De Chersoneso; f. 123v–128r 3. Philippische Rede; f. 128r–132v 4. Philippische Rede; f. 132v–134r Ad Philippi epistolam; f. 134r–135v Philippi epistola; f. 135v–138v De ordinanda Republica; f. 138v–141v De classibus; f. 141v–144r De Rhodiorum libertate; f. 144r–146v Pro Megalopolitanis; f. 146v–149r De foedere Alexandri cum Atheniensibus; f. 149r–175v De Corona; f. 176r–202v De falsa legatione; f. 203r–216v Adversus Leptinem; f. 216v–235r Adversus Midiam; f. 235v–242r Adversus Androtionem. Den meisten Reden ist eine Hypothesis vorangestellt, die nur in der Edition von Butcher enthalten sind, aber nicht bei Dilts.
Titel (Vorlage)
99r δημοσθένης ὁ ῥήτωρ· ὀλυνθιακὸς πρῶτος.
Incipit
99r Ἀντὶ πολλῶν ἄν ὦ ἄνδρες Ἀθηναῖοι χρημάτων ὑμᾶς ἑλέσθαι νομίζω.
Explicit
242r οἷα τούτω βεβίωται .
Edition
Mervin Robert Dilts, Demosthenis orationes, Vol. 1 und 2.1, Oxford 2002–2004 (Hs. herangezogen als Sigle ve); Samuel Henry Butcher, Demosthenis orationes, Vol. 1–2, Oxford 1903–1904.

5) 243r–270v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Lexicon.
Angaben zum Text
Lexikon mit Erklärung der Stichwörter, die alphabetisch nach Anfangsbuchstaben geordnet sind: f. 243r–248v α; f. 248v–249r β; f. 249rv γ; f. 249v–252r δ; f. 252r–259r ε; f. 259r ζ; f. 259r–260r η; f. 260rv ι; f. 260v–261v θ; f. 261v–264r κ; f. 264r–265r μ; f. 265r ν; f. 265r ξ; f. 265rv ο; f. 265v–268v π; f. 268v ρ; f. 268v–269v σ; f. 269v–270r τ; f. 270rv υ; f. 270v φ. Es fehlen φ, χ und ω. - Die Anfangsbuchstaben der Stichwörter sind rubriziert. Die Ordnung ist teilweise an der Aussprache orientiert. So findet man αι unter ε und ι unter η.
Titel (Vorlage)
243r λεξικον.
Incipit
243r Ἀγὼν, ἡ πρὸς τοὺς ἀγώνας ἄσκησις.
Explicit
270v οὔκ ἐτι ἀλλὰ γενῆσαι.
Schrift / Schreiber
Der Text wurde von der Haupthand geschrieben. Der Titel ist nachträglich ergänzt (16. Jh. oder später).


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 20.10.2021.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.