Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 133

Phalaris, Chion, Thucydides

Papier · 1, 329, 3 Bll. · 20,6 × 14 cm · Korone (Peloponnes) · I. 3. Drittel 15. Jh. / II. 1468/1469


Schlagwörter (GND)
Phalaris / Chion Heracleensis / Thucydides / Marcellinus.
Diktyon-Nr.
65865.
1ar–v vacat
Faszikel I
1) 1r–2v Phalaris, Epistola ad Athenienses
2) 2v–4v Chion Heracleensis, Epistula ad Clearchum
3) 4v–5r Phalaris, Epistola ad Hegesippum
5v–8r vacat
8v Rubrik zu Text 4
Faszikel II
4) 9r–14r Marcellinus, Vita Thucydidis
14v–16r vacant
5) 16v Anonymus, In Thucydidem epigramma
6) 17r–329r Thucydides, Historiae
329v–332*v vacant

Kodikologische Beschreibung

Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 329, 3 Bll.
Format (Blattgröße)
20,6 × 14 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Hs. aus 2 Faszikeln zusammengesetzt (I. Bl. 1–8; II. Bl. 9–329). (I-1)1a + … + 1230 + 1231 + (I-1)332*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel ist Gegenbl. von 332*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. 1–203, 304, 205–329, 230–231); Bl. 204 wurde fälschlich als 304, die Blätter 330–331 als 230–231 bezeichnet. Die Foliierung ist auf f. 1r–18r zweifach vorhanden. Die Bezeichnung der doppelt gezählten und der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (f. 1a, 304a, 230a–231a, 332*).
Lagenzählung
Lagenzählung in griechischen Zahlzeichen mit schwarzer Tinte sind erhalten auf den ersten Rectoseiten der Lagen von f. 23r bis 127r, von βʹ bis ιεʹ, teilweise durch Beschneidung der Ränder verloren auf f. 47r (εʹ), 55r (ϛʹ), 87r (ιʹ), 99r (ιαʹ, cf. Lagenstruktur) 111r (ιγʹ), und 127r (ιεʹ).
Zustand
In gutem Zustand, einige Stock- und Tintenflecken sind in der gesamten Hs. präsent.
Wasserzeichen
f. 5, 20, 22, 60: Dreiberg (ähnlich Briquet Nr. 11656 datiert 1438–1472, aber kleiner und im Falz kaum sichtbar); f. 33, 36, 184: Schere (Briquet Nr. 3669 datiert 1457–1460); f. 114: Dreiberg mit Kreuz (Briquet Nr. 11709 datiert 1466); f. 175, 183, 280–330: Dreiberg mit Blume (Harlfinger, Bd. 2, Monts 65, datiert 1468–1469); f. 264, 267, 268, 273: Ochsenkopf (Briquet Nr. 14759 datiert 1436–1442).

Buchgestaltung
Die Texte sind in einer einzigen Spalte mit einer regelmäßigen Zeilenzahl geschrieben.

Nachträge und Benutzungsspuren
Signaturschild der BAV auf dem Vorderspiegel. Auf dem Vorderspiegel ist ein Fragment eines früheren Vorsatzblattes erhalten, mit der Notierung der Capsa-Nr. C. 64 und darunter die Allacci-Signatur 386, die Fuggersignatur 133 Hen. und der Titel Φαλαρidis epistolae. Thucidides [!]. Im unteren Bereich von f. 1r ist die Signatur 133. Pal. gr. angegeben. Der runde Stempel der BAV ist auf f. 1r und 329v angebracht.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Haupthand der Hs. wurde mit Ioannes Moschos (RGK I, Nr. 203 = RGK II, Nr. 279 = RGK III, Nr. 336) identifiziert, der sich in dem Jahr, das in der finalen Rubrik angegeben ist, in Korone aufgehalten hat (1468/1469, siehe f. 329v). Es ist daher wahrscheinlich, dass Moschos und seine drei Mitarbeiter (der Anonymous 31 Harlfinger, der Anonymous 23 Harlfinger und ein unbekannter dritter Schreiber, vgl. Stefec 2014, S. 198) die Texte kopiert haben, während sie noch in Griechenland waren und dass die Hs. später in den Westen gebracht wurde. Giacomelli 2020, S. 117–118, stellte die Hypothese auf, dass die Hs., wahrscheinlich aus ihren beiden Teilen bestehend, dem italienischen Humanisten Giovanni Calfurnio (ca. 1443–1503) gehörte, der anscheinend einige Annotationen in margine hinterlassen hat. Die Hs. stand auch Niccolò Leonico Tomeo zur Verfügung, der einige Varianten schrieb und einige lacunae in den Marginalien ausfüllte. (vgl. f. 131r, 136v, 179v, 181v, 190v). Calfurnio wollte diese Hs. mit vielen anderen nach seinem Tod dem Kloster San Giovanni di Verdara (Padua) vermachen. Die Hs. kam wahrscheinlich 1547 in den Besitz von Ulrich Fugger durch die Vermittlung von Henry Scrimger (1506–1572; vgl. Fuggers Signatur 133 Hen. auf dem Papierfragment im Vorderspiegel und BAV, Pal. lat. 1950, f. 194v). Fugger brachte seine Bibliothek 1567 nach Heidelberg. 1584 wurde sie an den Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich IV., vererbt. Nach der Einnahme Heidelbergs kam die Hs. 1623 nach Rom.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_133
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 64; Harlfinger, Bd. 2, Monts 65; Anna Pontani, La biblioteca di Manuele Sofianòs, in: Paleografia e codicologia greca. Atti del II Colloquio internazionale Berlino-Wolfenbüttel, 17–20 ottobre 1983, a cura di Dieter Harlfinger/Giancarlo Prato, Alessandria 1991, S. 551–569, hier S. 567; Francesca Bertolo, Giovanni di Corone o Giovanni Mosco?, in: Medioevo Greco 2, 2002, S. 21–48, hier S. 41; Davide Muratore, Le Epistole di Falaride. Catalogo dei manoscritti, Roma 2006, S. 124–125 nr. 102; Rudolf Stefec, Die griechische Bibliothek des Angelo Vadio da Rimini, in: Römische historische Mitteilungen 54, 2012, S. 95–184, hier S. 137 n. 169; Stefec 2014, S. 137–206, hier S. 189 und 198; David Speranzi, Omero, i cardinali e gli esuli. Copisti greci di un manoscritto di Stoccarda, Madrid 2016, S. 94, 100, 102–103, 107; Ciro Giacomelli, Per i ‘graeca’ di Giovanni Calfurnio. Codici, postillati e alcune nuove attribuzioni, in: Archivum mentis. Studi di filologia e letteratura umanistica 9, 2020, S. 85–136, hier S. 117–118.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Faszikel I (Bl. 1–8)

Sachtitel / Inhalt
Phalaris und Chion Heracleensis Epistolae.

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Korone (Peloponnes).
Entstehungszeit
3. Drittel 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
8 Bll.
Format (Blattgröße)
20,6 × 14 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
IV8.
Foliierung
S. zum Codex.
Lagenzählung
Keine Lagenzählung erkennbar.
Zustand
In gutem Zustand.
Wasserzeichen
Wasserzeichen aufgrund der Größe der Hs. nicht digitalisiert. Siehe zum Codex.

Schriftraum
15,3 × 10–12,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
29 Zeilen.
Schriftart
Gemischte Minuskelschrift, aufrecht, oder leicht nach rechts geneigt. Die Buchstaben erscheinen meistens allein stehend, aber Ligaturen und Abkürzungen sind ziemlich häufig. Gamma und Eta sind Majuskeln, Ny ist modern, Alpha, My, Ny, Pi und Tau haben Ausbeulungen am Ende. Akzente und Spiritus berühren die Buchstaben nicht und sind vergrößert.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Kopist nicht identifiziert.
Buchschmuck
Seilband in roter Tinte auf f. 1r; größere verzierte Initialen in roter Tinte auf f. 1r und 2v.

Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
Siehe Geschichte der Handschrift.

Inhalt

1) 1r–2v Digitalisat

Verfasser
Phalaris (GND-Nr.: 118791753).
Titel
Epistola ad Athenienses.
TLG-Nummer
0053.001.
Angaben zum Text
Text 122 bei Hercher.
Rubrik
1r φάλαρις ἀθηναίοις χαίρειν.
Edition
Rudolf Hercher, Epistolographi Graeci, Paris 1873, S. 445–447.

2) 2v–4v Digitalisat

Verfasser
Chion Heracleensis (GND-Nr.: 100081355).
Titel
Epistola ad Clearchum.
TLG-Nummer
0041.001.
Angaben zum Text
Text 16 bei Hercher.
Rubrik
2v χίων κλεάρχω χαίρειν.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Eine lacuna wurde von einer anderen Hand am Rand von f. 4r auf einem Papierstreifen ausgefüllt.
Edition
Rudolf Hercher, Epistolographi Graeci, Paris 1873, S. 203–205.

3) 4v–5r Digitalisat

Verfasser
Phalaris (GND-Nr.: 118791753).
Titel
Epistola ad Hegesippum.
TLG-Nummer
0053.001.
Angaben zum Text
Text 77 bei Hercher.
Rubrik
4v φάλαρις ἡγησίππω χαίρειν.
Edition
Rudolf Hercher, Epistolographi Graeci, Paris 1873, S. 429–430.

Faszikel II (Bl. 9–329)

Sachtitel / Inhalt
Thucydides, Historiae.

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Korone (Peloponnes).
Entstehungszeit
1468/1469.
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
321 Bll.
Format (Blattgröße)
20,6 × 14 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
III14 + 20 IV174 + (V-1)183 + 17 IV319 + V329. Die Lage f. 95–102 wurde falsch gebunden und das aktuell innerste Bifolium (f. 98–99) diente ursprünglich als äußerstes Bifolium: Der ursprüngliche Textverlauf ist daher f. 99r–102v, 95r–98v. Die korrekte Lesereihenfolge ist von einer griechischen Hand mit Verweiszeichen mit roter Tinte annotiert: auf Bl. f. 94v, 95r, 98v und 99r, und von einer westlichen Hand auf f. 94v und 98v, wahrscheinlich von Friedrich Sylburg.
Foliierung
S. zum Codex.
Lagenzählung
S. zum Codex.
Wasserzeichen
Wasserzeichen aufgrund der Größe der Hs. nicht digitalisiert. Siehe zum Codex.

Schriftraum
15,3 × 10–12,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
22/28 Zeilen.
Schriftart
Formale gemischte Minuskelschrift des späten 15. Jhs., folgend dem Modell von Iohannes Moschos, mit Abweichungen im Duktus.
Angaben zu Schrift / Schreibern
f. 8v–14r, 16v–174v, 184r–263v: Anonymous 31 Harlfinger; f. 175r–183v, 264r–296r Z. 4, 297r: Iohannes Moschos von Korone (RGK I, Nr. 203 = RGK II, Nr. 279 = RGK III, Nr. 336); f. 296r Z. 5–296v, 297v–311v: Anonymous 23 Harlfinger (?); f. 312r–329r: nicht identifizierter Kopist.
Buchschmuck
Einfache Zierleiste und verzierte größere Initialen von der Hand des Kopisten auf f. 9r; größere Zierleiste mit Flechtband und Blattappliken in roter Tinte auf f. 17r; Seilbänder (ab f. 66v) und vergrößerte Initialen mit floralen Motiven in roter Tinte für jedes Buch; kleinere Initialen für demegoriai in roter Tinte erscheinen mehrfach im Verlauf des gesamten Textes (z.B. 40r, 43r, 45v, 70r).

Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
Siehe Geschichte der Handschrift.

Inhalt

4) 9r–14r Digitalisat

Verfasser
Marcellinus (GND-Nr.: 102398186).
Titel
Vita Thucydidis.
TLG-Nummer
2585.001.
Angaben zum Text
Rubrik auf f. 8v hinzugefügt.
Rubrik
8v μαρκελλίνου περὶ τοῦ θουκυδίδου βίου καὶ τῆς ἰδέας αὐτοῦ, ἀπὸ ὅλης συγγραφῆς παρεκβολὴ.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Etwas freier Platz wurde auf f. 9v–10r gelassen.
Edition
Henry Stuart Jones, Thucydidis historiae, vol. 1, Oxford 1942, S. xi–xx.

5) 16v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
In Thucydidem epigramma.
TLG-Nummer
7000.001.
Edition
Heinrich Beckby, Anthologia Graeca, vol. 3, München 21965, S. 356–357.

6) 17r–329r Digitalisat

Verfasser
Thucydides (GND-Nr.: 11862234X).
Titel
Historiae.
TLG-Nummer
0003.001.
Angaben zum Text
f. 17r–66v Liber I; f. 66v–103r Liber II; f. 103r–140r Liber III; f. 140v–185v Liber IV; f. 185v–216v Liber V; f. 216v–250v Liber VI; f. 250v–285v Liber VII; f. 285v–329r Liber VIII. Letzte Rubrik f. 329r: τέλος τῆς ὀγδόης τῶν θουκυδίδου ἱστορίων: + ͵ϛϡοζʹ.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Variae lectiones und Integration von lacunae im Text durch einen Leser in margine, einige davon auf Papierstreifen, von zwei verschiedenen Händen hinzugefügt (siehe Geschichte der Handschrift) durch den gesamten Text und supra lineam. Skizze der Phalerischen Mauern von Athen auf f. 71v.
Edition
Henry Stuart Jones/John Enoch Powell, Thucydidis historiae, Oxford 1942.


Bearbeitet von
Dr. Matteo Di Franco, Dr. Janina Sieber, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 133. Beschreibung von: Dr. Matteo Di Franco, Dr. Janina Sieber (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.